Oberbürgermeister Schubert feiert Jubiläumsfeier auf Potsdamer Hütte in Tirol

Wer hätte gedacht, dass Potsdam einen Alpenverein hat? Und zwar schon seit 115 Jahren!
Genau genommen handelt es sich dabei um die Potsdamer Sektion des Deutschen Alpenvereins. Und diese hat ihre Spuren hinterlassen. Eine davon ist die Potsdamer Hütte. Die Potsdamer Hütte liegt auf einer Höhe von etwa 2020 Metern, südlich des österreichischen Bergsteigerdorfes Sellrain im Fotschertal der Stubaier Alpen am Fuße des Roten Kogel (2832 m). Sie wurde auf Initiative der Sektion Potsdam des damaligen Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DuOeAV) in der Zeit von Juni 1931 bis Juli 1932 mit Unterstützung des Magistrats der Stadt Potsdam errichtet.
Die Potsdamer Hütte, die heute im Besitz der Sektion Dinkelsbühl des Deutschen Alpenvereins ist, ist sowohl in den Sommer- als auch Wintermonaten zu einem begehrten Wander- und Erholungsziel geworden – auch für Familien.

90 Jahre Potsdamer Hütte in Tirol, mit dabei waren Mike Schubert, Johannes Rauschnabel, Jens Mayer-Eming, Holger Göttler, Matthias Lammel und Karin Plötner (v.l.)
Fotos: Deutscher Alpenverein

Potsdam unterstützt Sanierung nach Brand

Im März 2017 kam es in der Potsdamer Hütte zu einem Brand, der die Decke und große Teile des Innenraums zerstörte. Die Hütte musste daraufhin geschlossen und umfänglich saniert werden. Bei den Sanierungsarbeiten, bei denen ein zusätzliches Kleinwasserkraftwerk eingebaut wurde, half auch Potsdam tatkräftig mit, die Schäden zu beseitigen.
Die beiden Kollegen der Potsdamer Berufsfeuerwehr, Dieter Achtsnicht, selbst aktives Mitglied des Alpenvereins, und Eberhard Kohlsdorf haben es sich nicht nehmen lassen, sich damals selbst auf den Weg zu machen und dem Alpenverein ein Notstromaggregat (5,5 KVA), eine Kabeltrommel und einen 1000-Watt-Scheinwerfer zur Potsdamer Hütte nach Sellrain zu bringen.
Seit dem 14. Juli 2018 ist die Hütte wieder geöffnet.

Oberbürgermeister Schubert mit Familie in Tirol

Schon im Februar dieses Jahres wurde Potsdams Oberbürgermeister, Mike Schubert (SPD), von der Potsdamer Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) eingeladen, um mit diesem im darauffolgenden Juli das 90-jährige Bestehen der Potsdamer Hütte in Tirol zu feiern.
Schubert zeigte daraufhin die Absicht an, die Einladung anzunehmen und die Dienstreise anzutreten. Weil die Einladung ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm vorsah, plante Schubert, seine Familie zu dieser Dienstreise mitzunehmen.
Der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Pete Heuer (SPD), hatte Schubert allerdings darauf hingewiesen, dass sich aus dem Einladungsschreiben des Alpenvereins ein dienstlicher Zusammenhang der Reise nicht zwingend ableiten lasse. Schubert lenkte ein und kündigte an, die Reise privat zu bezahlen. Am 07. Juli dieses Jahres fuhr Familie Schubert nach Tirol, um die Tradition der die Potsdamer Hütte besuchenden Amtsträger der Landeshauptstadt Potsdam aufrechtzuerhalten. Genauso waren im Jahr 2007 der damalige Oberbürgermeister, Jann Jakobs, anlässlich des 75-jährigen Hüttenjubiläums und im Jahr 2012 die damalige Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz, Elona Müller-Preinesberger, anlässlich des 80-jährigen Hüttenjubiläums auf die Potsdamer Hütte gereist.

Familie Schubert beim Wandern in Tirol.

Umfangreiches Rahmenprogramm

Nachdem der 08. Juli noch als Anreisetag und für die Akklimatisierung sowie das gegenseitige Kennenlernen vorgesehen war, stand am Samstag, dem 09. Juli 2022, der eigentliche Veranstaltungstag auf dem Programm.
Nach dem gemeinsamen Frühstück machten sich die DAV-Mitglieder zu einer kleinen Wanderrunde auf die umliegenden Hausberge auf, während die Familie Schubert, die während ihres Aufenthaltes auf der Potsdamer Hütte übernachtete, eine größere Runde in Angriff nahm.
Am Nachmittag traf man wieder auf der Potsdamer Hütte zusammen. Mit dabei der Pfarrer von Sellrain, der vor der Hütte eine Bergmesse hielt, die von den Klängen der Alphornbläser begleitet wurde. Im Anschluss hielten die Vereinsvorsitzenden und der Potsdamer Oberbürgermeister ihre Ansprachen. Schuberts Worte an die Vereinsmitglieder und den Bürgermeister, Georg Dornauer (SPÖ), galten dabei auch den Brandenburgischen Bergen, wie der Märkischen Schweiz und den Glindower Alpen, die im Vergleich zu den beeindruckenden und „mächtigen Bergmassiven“ Tirols zwar Zwerge aber nicht weniger schön seien. Die Übergabe der Gastgeschenke an die hüttenbesitzende Sektion von Oberbürgermeister Schubert, Karin Plötner (2. Vorsitzende des DAV Potsdam) und Jens Meyer-Eming (ehemaliger Vereinsvorsitzender und Ehrenmitglied der Sektion Dinkelsbühl sowie Architekt der Potsdamer Hütte) beendete den offiziellen Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten.
Nach dem ernsthaften Programmteil mit Bergmesse, Honoration, Reden und der Übergabe der Gastgeschenke ging es am Nachmittag zum geselligen Teil über, bei dem ein Sport-Spiel-Wettbewerb im Fokus stand. Der Tag klang mit einem Festtags-Menü und einem langen Gesprächsabend in der Gaststube der Potsdamer Hütte aus.

Nach der Bergmesse gab es Glückwünsche und Gastgeschenke von den Gästen an die Sektion Dinkelsbühl des DAV.

Dienstreise oder Privatvergnügen?

Auch die traditionellen Alphornbläser trugen zur Unterhaltung bei.

Auf Nachfrage des POTSDAMERs bestätigte Rathausprecher Jan Brunzlow: „Die Reise wurde von Oberbürgermeister Mike Schubert privat bezahlt. Es sind der Stadt keine Kosten entstanden.“
Dennoch hätte Schubert ein Recht auf Erstattung eines Teils seiner Ausgaben, wie sich aus der Beantwortung (22/SVV/0687) einer Kleinen Anfrage des Stadtverordneten Lars Eichert (CDU) vom 12. September 2022 zeigt, denn die Verwaltung stellte in dieser fest: „Bei dem Besuch des Oberbürgermeisters Mike Schubert in der Potsdamer Hütte vom 8. – 10. Juli 2022 handelte es sich um eine Dienstreise. Der Termin fand an einem Wochenende statt. Es wurde dafür kein Erholungsurlaub oder Zeitausgleich in Anspruch genommen.“
In derselben Kleinen Anfrage beschreibt die Verwaltung dabei die konkreten dienstlichen Aufgaben des Oberbürgermeisters Schubert vor Ort: „Es handelte sich … um einen repräsentativen Besuch, bei dem der Oberbürgermeister die Aufgabe hatte, den Verein und die Hütte zu ehren und seinen Dank auszusprechen, so wie es bei Jubiläen anderer Potsdamer Vereine ebenfalls gehandhabt wird.“
Laut des geschilderten Programmverlaufs ist der damit verbundene Zeitaufwand auf maximal eine Stunde begrenzt. Auch bei anderen Potsdamer Vereinen ist Oberbürgermeister Schubert in der Regel selten länger als eine Stunde vor Ort – wenn er überhaupt anwesend ist. Für diesen Termin nahm Schubert sogar zwei Arbeitstage Anreise in Kauf.
Ein grundsätzliches Problem verstärkt dabei die Diskussion um Schuberts Dienstreise: Die Potsdamer Hütte gehört gar keinem Potsdamer Verein, sondern der Dinkelsbühler Sektion des Deutschen Alpenvereins. Somit fand die „Dienstreise“ nach Tirol zu einem österreichischen Verein statt, der eine Immobilie besitzt, die lediglich den Namen „Potsdamer Hütte“ trägt.
Sollte Schubert nachträglich eine Reiskostenerstattung bei der Stadt eingereicht haben (die Antwort der Verwaltung auf diese Frage steht noch aus), käme er sicherlich in Erklärungsnot, denn zuvor hatte Schubert versprochen, dass die Reise nach Tirol die Stadt – und somit den Steuerzahler – nichts kosten werde.

Eine Frage des Anstands

Nicht zuletzt durch die in den letzten Monaten bekanntgewordenen Beispiele der RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, der Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), der im Sommer dieses Jahres vorgeworfen wurde, dass sie sich mit einem Hubschrauber der Bundeswehr gemeinsam mit ihrem Sohn in den Sylt-Urlaub hat fliegen lassen, die Millionen-Euro-Deals der Masken-Skandale der CDU/CSU, die ohne Folgen für die Beteiligten blieben, und viele andere ähnlich gelagerte Fälle zeigen auf, wie schmal der ethische Grat für Amtsträger und Volksvertreter zwischen ihren beruflichen Verpflichtungen und ihren privaten Vorteilen ist.
Daher ist es bedauerlich, dass auch der Potsdamer Oberbürgermeister, Mike Schubert (SPD), erst von seinem Parteifreund davon abgebracht werden musste, eine Privatreise nicht unter dem Deckmantel der Dienstreise anzutreten, zumal er seine Familie dazu mitnahm.
Als Grund für die Fahrt nach Tirol mit der Familie sagte Schubert, dass vor dem ohnehin anstehenden Sommerurlaub das Ziel fast auf dem Reiseweg liege und er ein unnötiges Hin- und Herfahren über lange Distanzen vermeiden wolle.
Dieser Aussage Schuberts widersprechen allerdings ihm nahestehenden Personen. Diese erklärten gegenüber dem POTSDAMER, dass Oberbürgermeister Schubert nach dem Besuch in Tirol zurück nach Brandenburg gefahren sei, um von dort mit dem Flieger in die Türkei zum Sommerurlaub mit der Familie zu starten.
Da Schubert nach derzeitigen Informationen die Reise mit seiner Familie privat bezahlt hat, war es wohl eher doch eine Privatreise – auch wenn es die Verwaltung anders sieht.

sts