Carmen Klockow, Stadtverordnete (Bürgerbündnis) und Ortsvorsteherin in Neu Fahrland, fordert in einem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung die Einführung einer Notfall-App für Potsdam.

Analog zu den existierenden Notfall-Apps, „Hamburg schockt“ und „Berlin schockt“, die der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) bereits sehr erfolgreich in den Städten Hamburg, Berlin und anderen einsetzt, soll die App „Potsdam schockt“ heißen.

Carmen Klockow hat den Defibrillator in den Bahnhofspassagen gefunden.

Der Name ist Programm. Hinter der kostenlosen App verbirgt sich ein auf dem Smartphone installiertes Programm, das Leben retten kann. „Der plötzliche Herztod ist Todesursache Nummer eins in Deutschland“, weiß Klockow, die selbst Ärztin ist. „Ohne eine sehr schnelle und adäquate Erste Hilfe liegt die Wahrscheinlichkeit, einen Herzstillstand zu überleben bei etwa 5 Prozent, bei rechtzeitigem und richtigem Einsatz eines Defibrillators bei etwa 70 Prozent“, so Klockow.

Und so funktioniert die App: Bei der Aktivierung des Notrufs wird der Standort des Nutzers ermittelt und ihm der nächst gelegene öffentlich zugängliche AED (Automatisch Externer Defibrillator) angezeigt, die Feuerwehr und ein Notarzt werden informiert sowie der sich zuvor registrierte Ersthelfer, der dem Ort des Notfalls am nächsten ist, alarmiert. Zusätzlich werden weitere einzuleitende Erste Hilfe-Maßnahmen kurz und genau mit Bildern erklärt.

„Aufgrund des in Potsdam immer dichter werdenden Straßenverkehrs sind Feuerwehr und Notarzt oft nicht rechtzeitig am Notfallort. Ein angelernter Ersthelfer kann jedoch schon in wenigen Minuten vor Ort sein und Leben retten“, so Klockow weiter. Aus diesem Grund hat sie die Verwaltung gebeten, diese Notfall-App auch in Potsdam einzuführen.

Doch die App allein wird nicht viel helfen, weil es in Potsdam zurzeit kaum einen Defibrillator gibt, der 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen die Woche freizugänglich ist. Zurzeit existieren laut Angaben der Stadt, neben den fünf AED, die auf Einsatzfahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr verteilt sind, folgende Defibrillatoren an zum Teil öffentlichen Orten, die jedoch nicht für jeden und vor allem nicht zu jeder Tageszeit zugänglich sind: Tabelle unten hier einfügen

Auch eine entsprechende Beschilderung fehlt häufig an den Orten, an denen AED vorhanden sind. Hier sollte dringend nachgebessert werden, damit es in Notfallsituationen nicht zu einer Ostereiersuche kommt, wie es der POTSDAMER bei seiner Recherche in den Bahnhofspassagen erlebt hat. Hier wusste das Service-Personal nicht genau, ob es einen Defibrillator überhaupt gibt, und erst nach Rücksprachen mit Kollegen fand man diesen dann.

Weil in Potsdam kaum öffentliche und freizugängliche Defibrillatoren zu finden sind, sollte die Stadt zuerst einmal dafür sorgen, diese – auch in den vom Zentrum weiter entfernten Stadt- und Ortsteilen – flächendeckend zu installieren und Schulungen im Umgang mit diesen leicht zu bedienenden und sicheren Geräten anzubieten und dann die Notfall-App anbieten. Denn wie soll man Leben retten, wenn man keine Ausrüstung dafür hat?

Übersicht der mehr oder weniger öffentlich zugänglichen Defibrillatoren in Potsdam. Quelle: LHP 06/2018

sts