Wie die Landeshauptstadt in Energiefragen unabhängiger werden möchte
Wohl kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert wie der Klimaschutz.
Wie beim Klimaschutz gibt es auch bei der Energiegewinnung sehr unterschiedliche Meinungen – auch unter den sogenannten Experten.
Sicher ist beim Thema Energie jedoch eins: wir benötigen immer mehr – zumindest in den kommenden Jahren, bis wir neue Technologien und Produkte entwickelt haben, die weniger Energie verbrauchen.
Aus diesem Grund bereitet sich die Landeshauptstadt Potsdam mit einem eigenen Energieplan auf die Zukunft vor, um unabhängiger von den Marktschwankungen zu werden und auch den Energiebedarf der kommenden Jahrzehnte sicher bereitstellen zu können. Potsdam hat dabei hochgesteckte Ziele.
Potsdams Ziele bis 2045
Schon jetzt gibt es in und um Potsdam große Photovoltaik-Parks, die der Stadt und den Ortsteilen zusätzliche Einnahmen bescheren. Diese Eigenproduktion von Strom und die damit einhergehenden Einnahmen sollen nun bald durch den Bau von Windkraftanlagen – vor allem in Norden Potsdams – erweitert werden.
Als städtischer Energieversorger hat die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) in Potsdam bereits zahlreiche Energieprojekte, wie zuletzt die Geothermie-Bohrungen in der Heinrich-Mann-Allee und in Krampnitz erfolgreich umgesetzt und somit dazu beigetragen, dass die Landeshauptstadt als Vorreiter im Klimaschutz angesehen wird. Anfang November dieses Jahres hat das Potsdamer Versorgungsunternehmen bekannt gegeben, dass es gemeinsam mit der Landeshauptstadt Potsdam und den Bürgerinnen und Bürgern an einem weiteren, sehr ehrgeizigen Zukunftsprojekt arbeitet: Bis 2045 soll der Großteil der benötigten Energie in Potsdam aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne und Tiefengeothermie stammen und von der EWP selbst produziert werden. Dieses Vorhaben soll zum einen die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit auch den Treibhausgasausstoß deutlich reduzieren, zum anderen die Versorgungssicherheit erhöhen und langfristig stabile Preise für die Potsdamer Bevölkerung sichern.
Somit möchte Potsdam seine Treibhausgas-Emissionen zum Vergleichsjahr 1990 um 95 Prozent reduzieren und den Anteil der Erneuerbaren im verfügbaren Strommix auf 95 Prozent erhöhen. Damit möchte die Landeshauptstadt nicht nur die gesetzlich vorgeschriebenen Ziele erreichen, sondern unabhängiger vom Strommarkt und ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz werden.
Frühe Bürgerinformation
Am 22. September 2023 hat die EWP gemeinsam mit der Landeshauptstadt Potsdam der Öffentlichkeit mögliche Wege zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Potsdam vorgestellt. Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dieser Einladung in die Sporthalle der Regenbogenschule Fahrland gefolgt und konnten sich dort umfassend über den aktuellen Stand des Projektes informieren.
Doch auch wenn das Interesse groß und der Austausch aller Beteiligten konstruktiv war, entschieden ist noch nichts. Die Projekte befinden sich noch am Anfang. „Deshalb ist es uns wichtig, mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und ihre Anliegen aufzugreifen. Schließlich möchten wir den Ausbau von Windkraft, Photovoltaik und Erdwärme für und mit den Potsdamerinnen und Potsdamern gemeinsam machen, um uns unabhängiger von den Strombörsen zu machen und unsere Klimaziele zu erreichen“, hieß es von Seiten der EWP.
Neue Potenziale für Wind und Photovoltaik
„Eine neue Bundesgesetzgebung zur Förderung der erneuerbaren Energien erweitert die Möglichkeiten für den Bau und Betrieb von Windenergieanlagen innerhalb des Potsdamer Stadtgebiets“, erklärt Bernd Rubelt, Beigeordneter der Landeshauptstadt Potsdam für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt.
Als mögliche Standorte für Windenergieanlagen wurden insgesamt sechs Potenzialflächen identifiziert, auf denen theoretisch die Errichtung von etwa 20 Anlagen möglich ist. Fünf dieser Flächen liegen im Potsdamer Norden, eine im Süden. Die sechs Flächen werden nun genauestens auf ihre Eignung untersucht. Bevor es an eine konkrete Planung der Anlagen geht, muss gewährleistet sein, dass zum Beispiel die hohen artenschutz- und denkmalrechtlichen Anforderungen erfüllt werden können. Nur dann wäre eine Windenergieanlage grundsätzlich genehmigungsfähig.
„Wir stehen am Anfang unserer Überlegungen und werden die Ergebnisse der Vorprüfungen abwarten, bevor wir entscheiden, ob und wo wir in die Umsetzungsplanung gehen“, erklärt Christiane Preuß, Geschäftsführerin der EWP. „Uns ist es wichtig, die Öffentlichkeit von Anfang an ins Boot zu holen und sie umfassend und transparent zu informieren, dass wir unser Erzeugungsportfolio neben Tiefengeothermie und Sonne auch um Wind erweitern möchten. Denn wenn uns die Mammutaufgabe gelingen soll und wir wie im Masterplan „Klimaschutz 2050“ festgeschrieben ist, die Treibhausgasemissionen um 95% senken wollen, müssen wir den Anteil der erneuerbaren Energien in unserem Energiemix bis 2045 deutlich erhöhen. Dann müssen wir alle verfügbaren Optionen nutzen“, ergänzt Eckard Veil, ebenfalls Geschäftsführer der EWP.
Energieversorgung als Bürgerprojekt
Auf die EWP kommen in den bevorstehenden Jahren riesige Investitionen zu, die sich jedoch langfristig rechnen werden, ist man sich sicher. „Mit jeder Anlage, die wir in Eigenregie betreiben, werden wir unabhängiger von den Energiemärkten und ihren – in jüngster Vergangenheit sehr volatilen – Preisen für Strom und Brennstoffe. Das heißt, langfristig werden alle Potsdamer Verbraucherinnen und Verbraucher durch den Umbau auf die nachhaltige Erzeugung hier vor Ort von stabilen Energiepreisen profitieren“, stellt Christiane Preuß in Aussicht. Für alle, die zum schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien in Potsdam beitragen möchten, soll es – so die Pläne der EWP-Verantwortlichen – die Möglichkeit geben, sich an der Finanzierung der Projekte zu beteiligen.
Wer in erneuerbare Energien investiert, profitiert ökologisch und ökonomisch.
Nicht unbedingt geringe aber auf jeden Fall stabile Preise versprechen sich die Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung und dem städtischen Energieversorger EWP für die Zukunft.
Bis sich die Bürger an ihrer eigenen Energieversorgung auch beteiligen können, müssen noch viele Fragen geklärt und Hürden genommen werden. Bei der EWP rechnet man damit, dass eine Windenergieanlage, sollte sie genehmigt werden, frühestens in fünf bis acht Jahren Strom erzeugen könnte.
sts
Mehr Informationen zu dem Energieprojekt Potsdams finden Sie hier: https://neue-energie-potsdam.de