Wachstumspläne der Stadt stoßen nicht nur auf Begeisterung

Potsdam wächst und soll noch weiter wachsen. Um diesem Wachstum gerecht zu werden, sollen weitere Straßenbahntrassen für eine bessere Verbindung der Ortsteile Bornstedt-Bornim-Golm und Bornstedt-Krampnitz-Fahrland sorgen.
Die Pläne der Stadt, den ÖPNV im Potsdamer Norden auszubauen, klingen bei dem drohenden Verkehrsinfarkt nachvollziehbar und vernünftig. Doch um die Pläne umsetzen zu können, benötigt man zusätzliche Bauflächen, die die Stadt noch nicht hat. Hierfür will sie unter anderem mehrere Hektar aus bestehenden Landschaftsschutzgebieten lösen, was zum Teil auf heftige Kritik aus den betroffenen Ortsteilen stößt.

Keine Straßenbahn auf der Straße

Damit sowohl der zunehmende Verkehr auf der Straße als auch der Haushalt der Stadt Potsdam nachhaltig entlastet werden können, soll der Verlauf der geplanten Straßenbahntrasse nicht auf, sondern neben dem Straßenverlauf erfolgen. Nur durch ein sogenanntes Extragleis sei es möglich, die mit dem Ausbau der Trasse entstehenden Kosten über Fördermittel des Bundes und des Landes zu finanzieren. So ließen sich die Kosten für die Stadt um 70 % reduzieren. Und das sei auch unbedingt nötig, denn allein für die Trasse nach Fahrland plane man bereits über 80 Mio. Euro ein, heißt es. Hinzu kommen noch die benötigten Kosten für Straßenbahnen, Personal und den geplanten Betriebshof, der die Effizienz der Straßenbahn im Allgemeinen wesentlich erhöhen soll.
Als wohl eine der größten Herausforderungen bei diesem Projekt, wird der Verlauf neben der Brücke des Friedens (Nedlitzer Straße) und der Persiusbrücke (Tschudistraße, beide in Neu Fahrland) sein. 2025 soll die Tram zweispurig bis nach Krampnitz fahren.

Mögliche TRAM-Trasse vom Campus Jungfernsee über Krampnitz bis zur Regenbogenschule in Fahrland.

Stadt muss Flächen kaufen

Laut Angaben der Stadtentwicklung sollen die Stadtverordneten über eine Flächensicherung für die mittel- bis langfristige Entwicklung Potsdams am 30.01.2019 (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) entscheiden. Vor allem wegen des erhöhten Bedarfs an Wohnraum, Arbeitsstätten und Gemeinbedarfsflächen brauche Potsdam diese Flächen dringend. Im Fokus der Planungen steht hier die Verlängerung der Straßenbahntrasse von Krampnitz bis nach Fahrland.
„Es verblüfft mich, dass die Stadt nun endlich darüber nachdenkt, wo die Tramtrasse nach Krampnitz und Fahrland verlaufen soll“, sagt Claus Wartenberg (SPD), Ortsvorsteher von Fahrland, in einem Gespräch mit dem POTSDAMER. Auch sehe er eine dritte Berufsfeuerwehr eher auf dem Krampnitzgelände als im Norden Fahrlands. Einen Betriebshof des Grün- und Verkehrsflächenamtes, ein Depot für zwei bis drei Straßenbahnen sowie einen Abfallsammelpunkt der Stadtentsorgung könne sich Wartenberg hingegen in Fahrland aus ökonomischen Gründen vorstellen.
Laut Potsdams Baubeigeordnetem, Bernd Rubelt, plane die Stadt, sich die benötigten Flächen in Neu Fahrland, Krampnitz und Fahrland mit einer noch zu installierenden „Satzung über besondere Vorkaufsrechte für dem Gemeinwohl dienende Zwecke“ zu sichern. Diese sieht vor, dass sich die Stadt ein Vorkaufsrecht von Grund und Boden zu günstigen Konditionen einräumt, wenn es dem Gemeinwohl bzw. den Wachstumsplänen der Stadtverwaltung entspricht. Ferner soll diese Regelung vor weiteren Immobilien-Spekulationen schützen.
Weil auf Grundlage dieser Satzung Vorkaufsrechte ausgeübt werden, entstehen hohe Kosten für den Kauf dieser Flächen. Wie hoch diese sein könnten, könne man derzeit jedoch nicht abschätzen, heißt es aus der Stadtverwaltung. Der Kauf müsse vermutlich aus den Haushalten der ViP und des KIS finanziert werden.

Claus Wartenberg, Ortsvorsteher von Fahrland

Es verblüfft mich, dass die Stadt nun endlich darüber nachdenkt,

wo die Tramtrasse nach Krampnitz und Fahrland verlaufen soll.

 

Landschaftsschutzgebiet soll Federn lassen

Die für den Trassenverlauf benötigten Flächen sollen zu einem Teil von Privatpersonen gekauft werden, für die eigentlichen Pläne der Stadt reichen diese Flächen allerdings nicht aus. Für die zusätzliche Schaffung von Wohnraum, Arbeitsstätten, einem Betriebshof für den Personen-Nahverkehr, große Sport- und Freizeitflächen, Park & Ride- und Bike & Ride-Flächen sowie viele weitere Vorhaben werden über 60 Hektar Fläche benötigt. Diese sollen dem Landschaftsschutzgebiet entnommen werden.
„Wir brauchen keinen zusätzlichen Wohnraum in Fahrland“, sagt Wartenberg mit Überzeugung. Die Pläne, in Fahrland nun zusätzlichen Wohnraum zu schaffen würden die bisherigen Probleme nicht unbedingt lösen, weil nur noch mehr Bedarfe geschafft werden. „Die Planung von sozialem Wohnungsbau in Fahrland hat wahrscheinlich damit zu tun, dass man in Krampnitz keinen sozialen Wohnungsbau plane“, vermutet Wartenberg.

Dieses große Feld liegt im Landschaftsschutzgebiet (im Hintergrund die Regenbogenschule Fahrland). Zukünftig soll es bebaut werden. Foto: sk

Pläne noch unausgegoren

Dass Potsdam über den Norden hinaus wachsen soll, ist deutlich zu erkennen. Allerdings gibt es auch aus der Stadtverwaltung unterschiedliche Angaben, was, wann und wo gebaut werden soll.
So möchte Norman Niehoff, Verkehrsplaner der Stadt Potsdam, neben der Regenbogenschule in Fahrland den Betriebshof der ViP ansiedeln, andere sehen dort eher den Bau dringend benötigter Sport- und Freizeitflächen mit einem für Wettkämpfe geeigneten Großspielfeld. Und auch wenn in diesem Jahr eine neue Kita in Fahrland gebaut wird und eine weitere in Planung ist, ist davon auszugehen, dass bei dem Ausbau an Wohnraumangeboten die Nachfrage nach Kita- und Schulplätzen ebenfalls steigen wird.
Dass der Ausbau des ÖPNV unabdingbar ist, steht außerfrage. Wer jedoch den massiven Ausbau von Wohnraum zeitgleich plant, muss auch bedenken, dass mehr Menschen wieder mehr Bedarfe erzeugen.

sts