Pilotstudie „Kinderrechte-Index“ bescheinigt Brandenburg überdurchschnittliche Ergebnisse

Brandenburg gehört neben Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein zu den Bundesländern, in denen die Kinderrechte vergleichsweise am besten umgesetzt werden.
Das geht aus dem ersten „Kinderrechte-Index“ für die Bundesrepublik Deutschland hervor, den das Deutsche Kinderhilfswerk am 4. Dezember 2019 vorgestellt hat. In der Pilotstudie wird vor allem aufgezeigt, wo es Verbesserungsbedarf gibt. Aber auch gute Beispiele aus den einzelnen Bundesländern werden beschrieben. Dafür wurden Kinderrechte-Indikatoren entwickelt und mit Daten untersetzt. Der Index ist ein gutes Instrument für Landesregierungen und Kommunen, die Stärken und Schwächen ihrer Kinder- und Jugendpolitik zu überprüfen und diese gezielt zu verbessern. Aber auch für Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter und Eltern bietet die Studie spannende Zahlen.
Der Pilotstudie „Kinderrechte-Index“ liegt ein breiter kinderrechtlicher Forschungsansatz zugrunde, der basierend auf der UN-Kinderrechtskonvention gemeinsam mit einem interdisziplinär zusammengesetzten wissenschaftlichen Beirat entwickelt wurde. Dabei wurden fünf Kinderrechte in den Mittelpunkt gestellt: das Recht auf Beteiligung, das Recht auf Gesundheit, das Recht auf angemessenen Lebensstandard, das Recht auf Bildung und das Recht auf Ruhe und Freizeit, Spiel und Erholung.

Ganz vorn dabei

Beim Recht auf Bildung (24 Indikatoren), welches die Verwirklichung von Chancengleichheit sowie Bildungsinhalte und -ziele umfasst, ist Brandenburg ganz vorn dabei.
Auch bei der Umsetzung des Rechts auf Beteiligung (14 Indikatoren) in allen das Kind betreffenden Angelegenheiten schneidet Brandenburg überdurchschnittlich gut ab. Das Bundesland gehört beispielsweise zu den wenigen, die das Wahlrecht auf Landes- und kommunaler Ebene ab 16 Jahren eingeführt haben.
Das Recht auf Ruhe und Freizeit, Spiel und aktive Erholung (8 Indikatoren) ist entscheidend für die Qualität der Kindheit, für das Recht des Kindes auf eine optimale Entwicklung und für die Förderung der Widerstandsfähigkeit. Brandenburg liegt hier bei der Umsetzung neben vier weiteren Bundesländern über dem Durchschnitt.

Eher Mittelmaß

Das Recht auf Gesundheit (9 Indikatoren), welches den Zugang zum Gesundheitssystem, Prävention und Gesundheitsförderung umfasst, setzen Bayern, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz vergleichsweise am besten um. Brandenburg zeigt hier nur durchschnittliche Ergebnisse, die verbesserungswürdig sind. Genauso verhält es sich für Brandenburg bei der Umsetzung des Rechts auf angemessenen Lebensstandard (9 Indikatoren) für eine körperliche, geistige, seelische, sittliche und soziale Entwicklung des Kindes.

Hier muss etwas getan werden

Obwohl Brandenburg bei keinem der genannten Themenfelder insgesamt unterdurchschnittlich abschließt, gibt es doch einiges zu tun: Zum Beispiel müssten deutlich mehr Kinderärzte angesiedelt werden. Denn hier gibt es mit 8,3 Kinderärzten je 100.000 Einwohner die wenigsten überhaupt. Auch in puncto Verkehrssicherheit gibt es großen Bedarf: Nach Schleswig-Holstein ist Brandenburg mit 334 verunglückten Kindern je 100.000 Einwohnern im Vergleich das gefährlichste Bundesland für Kinder unter 15 Jahren.

Vergleich kontinuierlich ermöglichen

Bei der Erstellung des Kinderrechte-Index wurde auch deutlich, dass es in Deutschland noch große Datenlücken für die vollständige Erfassung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland gibt. Darum versteht sich die Pilotstudie auch als Impulsgeberin an staatliche Akteure, die Sammlung von kinderrechtlich relevanten Daten zu prüfen, Lücken zu schließen oder bereits vorhandene Daten öffentlich zugänglich zu machen. Der „Kinderrechte-Index“ ist dementsprechend ein erster Schritt auf dem Weg zu einem umfassenderen und dauerhaft angelegten Monitoringinstrument.

sk

https://www.dkhw.de/schwerpunkte/kinderrechte/kinderrechte-index

Gutes Praxisbeispiel aus Brandenburg

Die Schuleingangsuntersuchung besteht aus einem standardisierten Elternfragebogen, einem sozialpädiatrischen Entwicklungsscreening und einer umfangreichen kinderärztlichen Untersuchung sowie Angaben über die Nutzung im Netzwerk „Gesunde Kinder“. Eine solche Vollerfassung der Gesundheitsförderung gibt es ansonsten bislang in keinem Bundesland. Insgesamt wurden 23.826 Kinder mit einem Durchschnittsalter von 6,0 Jahren untersucht. Da die soziale Lage der Familien einen erheblichen Einfluss auf die gesundheitliche Entwicklung der Kinder hat, wird dieser Zusammenhang bei den Befunden mit thematisiert.