Jana Kühn entdeckt die Geschichte(n) des Ortes bei den Menschen

Früher ging’s richtig ab in Krauses Kneipe in Grube. Sogar der Boden des großen Saals musste verstärkt werden – so wild wurde getanzt. Davon erzählte ein Dorfbewohner am 7. September 2019 genau in diesem Saal.
Er und zwölf andere Grubener folgten der Einladung von Jana Kühn zu ihrer Schreib- und Erzählwerkstatt „Schatzgrube – Eine erste Selbstbeschreibung“. Sehr konzentriert, besinnlich und persönlich ging es diesmal zu, als Alt und Jung am großen Tisch von ihrem Bezug zum Dorf berichteten. Was bedeutet es, auf dem Land zu leben? So nah an der Stadt? Wie ist es, wenn man schon immer hier lebte? Und die Familie über Generationen schon vor einem? Wie fühlt es sich an, wenn man als Schlänitzseerin nur halb zu Grube gehört? Wie ist der Blick auf den Ort, wenn man von anderswo frisch zugezogen ist?

Gemeinsames Erinnern in Krauses alter Kneipe

Gemeinsames Erinnern in Krauses alter Kneipe. Fotos: sk

Jana Kühn, Schauspielerin, Künstlerin und Theaterpädagogin, fühlt sich selbst als Teil des Projekts. Denn sie kam im letzten Herbst nach Grube und zog in das alte Gasthaus zu Mathias Peeters und Lene Waschke in die BAUERei. „Ich bin neugierig. Was macht diesen Ort aus, der auch mein Zuhause geworden ist? Mich interessieren die Geschichten der Menschen, die hier leben. Was verbindet uns?“
Im Gespräch zwischen den Teilnehmern war spürbar, wie schön es ist, Erinnerungen zu teilen. Mit Menschen, die man vielleicht nur vom Sehen oder über drei Ecken kennt, in ein persönliches Gespräch einzutauchen. Gemeinsam zu überlegen, was Heimat bedeutet. Und mitzufühlen, wie sich das Herz weitet, wenn man erzählt, woran man sich besonders gern erinnert.


Jana Kühn hat durch kleine spielerische Übungen, vorsichtiges Fragen und echtes Zuhören Vertrauen gewonnen und dafür viele Geschichten geschenkt bekommen. Im Konzept zu ihrem Projekt heißt es: „Es ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, an dem der Wohn- und Lebensort der Teilnehmenden, dessen Bewohner*Innen, sowie die Teilnehmenden selbst eine zentrale Rolle spielen. Es basiert auf der angeleiteten eigenverantwortlichen künstlerischen Erforschung der Umgebung. So werden die Teilnehmer*Innen Forscher*Innen und Expert*Innen in eigener Sache… Durch den partizipativen Kunstprozess schafft das Projekt Kommunikationsräume, Beteiligungsmöglichkeiten und bezieht im kreativen Prozess ihr lokales Umfeld mit ein.“
Am Tag darauf lud Jana Kühn die Kinder des Dorfes zu einem kreative Nachmittag mit Mal- und Erzählspielen und einem Spaziergang ein. Dabei ging es um den Blick der Kinder auf ihren Lebensort. Was ist gut? Was nicht? Was soll verändert werden? Was fehlt noch? Was brauchen die Kinder in Grube eigentlich? Was würden sie vermissen, wenn es nicht mehr da wäre?

In einer Art Geschichtencollage aus Tonaufnahmen, alten und neuen Fotos sowie den gezeichneten Bildern präsentierte Kühn die Ergebnisse ihres von der Stadt Potsdam geförderten Projekts anlässlich des Dorffests am 21. September im Saal der BAUERei.
Jana Kühn freut sich und ist sehr dankbar über die rege Teilnahme und die Offenheit, die ihr die Grubener entgegen gebracht haben: „Es gibt sehr viele Geschichten in diesem Ort, die es verdienen erzählt zu werden.“

Über ihre künstlerische Arbeit sagt sie: „Mir geht es um die Menschen und ihre Erzählungen, nicht um meine. Ich gebe nur gern den Impuls, um überhaupt anzufangen und kennenzulernen, was durch eine künstlerische Bearbeitung möglich ist.“
Mit der Filmvorführung ist das Projekt nicht beendet. Wenn es nach dem Willen der Grubener geht, war das ein Anfang. Denn das Erinnern hat gerade erst begonnen…

sk