Stadt sieht momentan keine Möglichkeiten der Unterstützung

Aktuell lernen 34 Kinder und Jugendliche der Jahrgänge 1 bis 8 in drei Lerngruppen an der Schule des Lebens Potsdam, einer Oberschule mit integrierter Grundschule als genehmigte Ersatzschule in freier Trägerschaft. Die Schule wurde 2018 gegründet und als erste demokratische Schule im Land Brandenburg genehmigt. Sie begleitet mit ihrem Schwerpunkt des bindungsorientierten Ansatzes die Kinder und Jugendlichen durch den pädagogischen Alltag. Weil der befristete Mietvertrag der Schule des Lebens für die Räumlichkeiten in Werder zum Sommer dieses Jahres endet, sucht die Schule dringend neue Räumlichkeiten.

Kayden (6), Nisha (13), Darek (13) und Adrian (10) stehen hier vor der alten und leerstehenden Kita in Marquardt und hoffen auf die Hilfe der Stadt bei der Suche nach einem geegneten Grundstück,

Erfolgreiches Lehr- und Lernkonzept

Das jahrgangsübergreifende Lernkonzept ist einmalig in Potsdam und der umliegenden Region.
„Jedes Kind hat seinen eigenen Entwicklungsplan. Wächst es in liebevoller, entspannter und inspirierender Umgebung auf und wird von authentischen Erwachsenen einfühlsam begleitet, so wendet es sich ganz natürlich seinen aktuellen Entwicklungsaufgaben zu. Welche dies sind, liegt nicht im Ermessen des Erwachsenen, sondern des Kindes“, sagt Susanne Faust, Gründungsmitglied und Lernbegleiterin der Schule des Lebens. Dass dieses Konzept zukunftsorientiert ist, bestätigt auch Marcus K. Reif, HR-Experte und Chief People Officer der Personal- und Managementberatung Kienbaum: „65 Prozent unserer Kinder werden 2035 in Berufen arbeiten, die es heute in dieser Form noch gar nicht gibt. Was Kinder demnach für ihre Zukunft brauchen, sind:
• die Fähigkeit, sich selbständig Wissen und Fertigkeiten zu erschließen,
• eine bewusste Wahrnehmung ihrer Selbstwirksamkeit in Bezug auf ihre Möglichkeiten und deren Begrenzungen,
• Wertschätzung und Bewahrung ihrer intakten Neugier und
• ein sicheres Spielfeld zum Erlernen und Erproben sozialer Kompetenz.“

Form und Art des Unterrichtes orientieren sich an vielen Faktoren: Alterszusammensetzung und Größen der Lerngruppen, Themen des zu Vermittelnden, Verfügbarkeit von Räumlichkeiten und die Jahreszeiten können eine Rolle für effizientes Lernen spielen.
Fotos: Schule des Lebens

Dringender Raumbedarf

Weil die Schule des Lebens in den Sommerferien die aktuell angemieteten Räume in Werder verlassen muss, sucht die Schule nach geeigneten Räumen in und um Potsdam.
„Unsere Schüler kommen hauptsächlich aus den Regionen Potsdam und Potsdam-Mittelmark. Wir benötigen Räume für bis zu 80 Schülerinnen und Schüler und 15 Lehrbegleiterinnen und -begleiter“, so Andrea Tichy, Mitbegründerin der Schule, im Gespräch mit dem POTSDAMER.
Auch ein Außenbereich soll den Schülern zur Verfügung stehen, und die Nähe zu einem Wald- und/oder Seengebiet wäre ein zusätzliches Plus, da viel Unterricht in und mit der Natur stattfindet, um Naturwissenschaften hautnah zu erleben. „Auch eine Zwischenlösung würde den Schülerinnen und Schülern sowie allen Mitarbeitenden aktuell sehr helfen, wenn das Gebäude bezugsfertig ist und eine Baugenehmigung kurzfristig erteilt werden kann“, sagt Tichy.

Stadt sieht derzeit keine Möglichkeit der Unterstützung

„Ein für die Anforderungen der Schule des Lebens optimal geeignetes Gebäude findet sich in Marquardt. Die ehemalige Kita Seepferdchen in der Seestraße steht seit Juli 2021 leer. Es hat ein Außengelände und ist in der Natur. Außerdem ist es verkehrstechnisch gut angebunden über eine Busverbindung aus Potsdam und den Bahnhof. Wir bemühen uns seit dem Sommer, das Gebäude über einen Miet- oder Erbbaupachtvertrag nutzen zu dürfen“, so Tichy. Auch der Kommunale Immobilen Service der Landeshauptstadt (KIS) hat signalisiert, die Räume der Schule des Lebens für mehrere Jahre zur Verfügung stellen zu wollen, sofern der zuständige Fachbereich Stadtplanung Grünes Licht gibt. Ebenso sicherte Marquardts Ortsbeirat in diesem Fall seine Unterstützung zu.

Ende Januar dieses Jahres kam dann die Ernüchterung. In einem Schreiben an die Schule des Lebens bedauert Noosha Aubel, Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, dass sie derzeit keine Möglichkeit sehe, die Schule bei der Suche nach einem neuen Standort zu unterstützen. „Solange auf Grundstücken der Stadt Potsdam andere Nutzungen geplant sind, können diese Grundstücke nicht an freie Träger verkauft bzw. vermietet werden“, heißt es darin zur Begründung.

Da allerdings für das Gebäude in Marquardt noch kein anderes offizielles Nutzungskonzept existiert, hoffen die Schüler, Eltern und Lernbegleiter, dass die Stadt doch noch einen Weg zur Nutzung findet oder ggf. ein anderes Gebäude übergangsweise als Unterkunft für die Schule anbietet. Ansonsten müsste man aus der Region wegziehen und in Kauf nehmen, dass viele Eltern und Schüler nicht mitgehen können oder – und das will niemand – müssten die Pforten der Schule für immer geschlossen werden.

sts

Informationen zur Gebäudesuche finden Sie auf der Webseite der Schule: www.schule-des-lebens-potsdam.de

Kennen Sie Räumlichkeiten, die eventuell infrage kommen? Dann wenden Sie sich bitte an:
Andrea Tichy, info@schule-des-lebens-potsdam.de, Tel. 0163-7446054