Arbeit des Ortsbeirates und die Anliegen der Bürger werden ignoriert

Der östlichste Teil des Ortsteils Eiche existiert seit 2015 und wird von seinen Bürgern auch Eiche 2 genannt. Eingegrenzt von der Kaiser-Friedrich-Straße, der alten Amundsenstraße, den Anlagen des Polizeipräsidiums und im Norden durch Wald und Flur. Zwei Straßen befinden sich in dem Wohngebiet. Die Straße Zum Düsteren Teich sowie die Carl-Dähne-Straße.

Ortsvorsteher WInskowski zwischen den wild parkenden Autos an der Amundsenstraße.Fotos: sts

740 Wohneinheiten von 32 bis 74 Quadratmeter Größe werden hier angeboten. Optimal für Senioren, Alleinstehende und Studenten – mag man meinen. Die Kaltmiete liegt etwa bei 11.00 Euro pro Quadratmeter – nicht unbedingt für Studenten, Alleinstehende und Senioren. Ein nicht unwesentlicher Teil der Anlage ist auf seniorengerechtes und studentischem Wohnen ausgerichtet.

Eine Bäckereifiliale und ein Unternehmen für Dienstleistungen rund um Haus und Wohnung sind dort zu finden. Die DSG, die Deutsche Seniorenstift Gesellschaft mbH & Co. KG (ebenfalls ein Unternehmen von Semmelhaack) betreibt auf dem Wohngelände auch eine Anlage für seniorengerechtes Wohnen. Das Wohngebiet hat zwei Zuwegungen. Die eine über die Carl-Dähne-Straße zur Kaiser-Friedrich-Straße. Ein zweiter Gehweg zum nahe gelegenen Netto Markt.

Ursprünglich sollte diese Wohnanlage mit dem verkaufsfördernden Namen „Wohnen am Schlosspark“ die Idee „Ein Zuhause für alle Generationen“ verfolgen. Der Eigentümer des Wohnareals inklusive der Wohneinheiten ist niemand anderes als die Firma Semmelhaack, über deren Pläne und Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung der POTSDAMER bereits mehrfach berichtete.

Über diesen unebenen und ungesicherten Trampelpfad kommt man zum Wohngebiet – wenn man gut zu Fuß ist.

Und es scheint typisch, dass bei dieser Kombination vielversprechende Projekte nichts anderes bleiben als eben viel versprechend. „Aus der Umsetzung der einstigen Idee ist leider wieder einmal ein typisches Semmelhaack-Stadtverwaltungsprojekt geworden ist, das weit von seiner ursprünglichen Idee entfernt ist“, ist der Ortsvorsteher von Eiche, Friedrich Winskowski (SPD) der Meinung. Und das läge nicht zuletzt wieder an genau diesen beiden Protagonisten, Herrn Theo Semmelhaack und dem Baudezernat der Stadtverwaltung, fügt Winskowski kritisch hinzu.  

Was läuft falsch bei dem Projekt Eiche 2?

„Hier läuft gar nichts richtig!“, empört sich Winskowski in einem Gespräch mit dem POTSDAMER. „Der Investor macht, was er will, und die Verwaltung guckt seit Jahren zu und unternimmt nichts“, beschreibt Winskowski die Situation. 

Was läuft denn falsch, möchte der POTSDAMER wissen. Das gesamte Projekt sei weder gut durchdacht, noch sei man bereit, die im Alltag deutlich gewordenen Mängel abzustellen. Auch auf die seit Jahren vom Ortsbeirat hingewiesenen Probleme habe die Stadtverwaltung nie reagiert. „Ich werde fast täglich auf die unzureichende Menge an Parkmöglichkeiten innerhalb des Wohngebietes angesprochen. Es ist so, dass nur der sein Fahrzeug im Quartier parken darf, der eine entsprechende Parkfläche anmietet. Alle anderen Fahrzeuginhaber müssen ihre Fahrzeuge im Umfeld der Wohnanlage auf kommunalen oder anderem Grund abstellen. Für Besucher gibt es nur eine oder zwei Parkflächen zum Besuch des Bäckers. Alle anderen, wie zum Beispiel Besucher des Seniorenheims, müssen sich Parkplätze im Umfeld der Anlage suchen. Egal wie weit diese entfernt sind. Diejenigen, die schlecht zu Fuß sind, parken wild auf dem Seitenstreifen der Amundsenstraße. Hier ist mittlerweile ein inoffizieller Parkplatz entstanden. Vor allem für die Besucher des Seniorenwohnheims – die häufig selbst älter sind – finden sich nicht ausreichend Parkmöglichkeiten. Warum gibt es außer zur Kaiser-Friedrich-Straße keinen anderen Zugang in das umliegende Wald- und Feldgebiet, das den Anwohnern zur Erholung dienen könnte? Viele Wegebaumaßnahmen sind nicht in der Form ausgeführt worden, wie sie ursprünglich vertraglich festgelegt wurden. Fußwege, die Erholungssuchende in die umliegende Natur führen sollten, enden abrupt noch im Wohngebiet vor abschüssigem und unbegehbarem Gelände. Manche Wegebegrenzungen sind dabei in so schlechtem Zustand, dass sie nicht nur für ältere Menschen gefährlich sind“, zählt Winskowski einige Mängel der Wohnanlage auf – und er könne noch lange weitere Probleme aufzählen, sagt er.

Wo soll denn dieser Weg hin? Und bitte auf dem Weg bleiben, sonst besteht Stolpergefahr.

„Nach Auskunft der Bauverwaltung der Landeshauptstadt ist alles rechtens. Das gesamte Quartier ist in privatem Grund- und Hausbesitz. Auch die Straßen und Parkbuchten. Die Straßen können nach Auskunft der Stadtverwaltung aufgrund der baurechtlichen Standards (diese sind baulich nicht wie  öffentliche Straßen bemessen, Anmerkung der Redaktion) nicht der Kommune gewidmet werden. Damit ist eine Widmung in eine öffentliche Straße nicht mehr möglich. Es besteht sogar das Recht für Semmelhhack, das gesamte Quartier mit einer Schranke am Eingang der Kaiser-Friedrich- Straße zu versehen und somit für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich zu machen“ so Winskowski.

„Wer hat diese Stellplatz-Planungen zugelassen und  die Umsetzung bewilligt? Wer trägt die Kosten für die Nutzung des öffentlichen Raums und Eigentums durch Fahrzeuginhaber, die die Nutzungskosten für die Stellflächen auf dem Semmelhaack-Grundstück nicht aufbringen können?“, stellt Winskowski rhetorische Fragen in den Raum und kennt deren Antworten schon längst. „Fast täglich treffe ich hier bei meinen Begehungen der Wohnanlage und des Umfeldes Seniorengruppen mit ihren Begleitern, die sich mit Rollatoren oder anderen Gehhilfen über die unbefestigte holprige stillgelegte Amundsenstraße und deren Trampelpfade quälen. Warum gibt es für die Senioren und alle Bewohner nicht einen sicheren und gut begehbaren Zugang nach Norden in den Naherholungsbereich? Sollen alle Anwohner nur über die Kaiser-Friedrich-Straße einen Zu- und Ausgang haben?“

Der Ortsbeirat Eiche hatte schon bei den baulichen Planungen auf eine sich verschärfende Verkehrssituation an der Kreuzung zur Amundsenstraße aufmerksam gemacht. Zu den gemeinsamen Gesprächen und Bewilligungen gab es einst auch mal einen städtebaulichen Vertrag zur Verlängerung der Abbiegespur Richtung Bornstedt. Doch davon will die Verwaltung laut Winskowski heute nichts mehr wissen. Sie bestehe nicht mehr auf die Einhaltung dieses Vertrags. 

„Die Verlängerung der Abbiegespur würde für den Bauherren des Quartiers Eiche 2 zu teuer werden, weil sie vermutlich höher wären als geplant, deshalb sehen wir von dieser vertraglichen Verpflichtung ab, sagte Herr Goetzmann, Leiter des Fachbereichs 46, Stadtplanung und Stadterneuerung, in Gegenwart einiger Ortsbeiräte“, so Winskowski. Auch dieses Verhalten gegenüber Semmelhack ist nichts Neues und wurde bereits an anderen Stellen beobachtet. 

Die willkürliche Handhabe von vertraglich vereinbarten Verpflichtungen sowie die Vergabe von Baugenehmigungen eines einzelnen Verwaltungsmitarbeiters und sein scheinbar bevorzugter Umgang mit Bauprojekten der Firma Semmelhaack, sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die oberen Herren entweder davon nichts wissen oder aber dieses Verhalten sogar befürworten und anleiten“, mutmaßt Winskowski. sts