Verein für Landschaftspflege lud zum Kirsch-Picknick ein
Der Verein für Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft e.V. (LPV) lud in diesem Monat zu seinem sechsten Kirsch-Picknick auf der Streuobstwiese am Rande des kleinen Ortes Neu-Tölplitz ein. Auf einer weiten und hügligen grünen Wiese, die von einem Wald umringt, sich auf der Insel Tölplitz befindet, bat der Verein in freier Natur, eine Verkostung von Kirschen direkt von einem der zahlreichen Kirschbäume an. Außerdem konnten sich die Besucher über das ambitionierte Projekt des Vereins auf der Streuobstwiese informieren und erfahren, wie eine auf Massenproduktion angelegte landwirtschaftliche Zone zu einem Naturschutzprogramm umgewandelt wurde.
Zwischen Schafen und Obstbäumen
Seit 2013 wird auf der etwa vier Hektar großen Wiese, die sich auf der Insel Tölplitz befindet, versucht, die dort lebende Arten- und Pflanzenvielfalt zu schützen und zu pflegen. Der Verein, der aus ca. 35 Mitgliedern besteht, wird unter anderem von landwirtschaftlichen Betrieben unterstützt und wurde bei seiner Arbeit in Neu Tölplitz in seinen Anfangstagen durch EU-Mittel gefördert. Zu Zeiten der DDR fand man auf diesem Gelände die LPG Obstbau Marquardt. Im Gegensatz zu heute, wurde dort landwirtschaftlich angebaut, mit dem Ziel, möglichst viel Ertrag in der Ernte von Kirschen zu erlangen. Betrachtet man heute die üppige umliegende und gerade im Sommer tief grüne Natur, zeigt diese keine Anzeichen von der ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzung mehr. Übrig blieben aus dieser Zeit noch einige Kirschbäume, die heute zwischen 40 bis 50 Jahre alt sind und sich stolz wie kleine Wahrzeichen auf dem Feld verteilen.
In den Zeiten nach der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung blieb die Anlage sich lange selbst überlassen und verschwand fast aus den Köpfen der Anwohner. Der LPV rettete das Gebiet vor dem Vergessen und beweist heute mit seiner Arbeit vor Ort, dass Naturschutz und Landschaftspflege auch unmittelbar vor unserer Haustür schützenswert und von großer Wichtigkeit sind. Das Gelände vollzog über die Jahre also einen großen Wandel von einer durchgeplanten und wirtschaftlich genutzten Fläche hin zu einem Gebiet, das nun das Zuhause von unzähligen Pflanzen, Insekten und anderen Tieren geworden ist.
Artenvielfalt wächst
Das Projekt scheint Früchte zu tragen, denn „die Artenvielfalt hat sich deutlich erhöht“, erklärt Dieter Dörflinger, Vorsitzender des Vereins. Nun werden die Kirschbäume nicht mehr abgeerntet, was das Gelände somit zu einer Streuobstwiese macht. Auch die dort lebenden Schafe kümmern sich ständig – wenn auch unbewusst – um die Artenvielfalt. Dies wird erreicht, indem man sie etwa alle 14 Tage durch eine neu positionierte Zaunanlage versetzt und sie so für die Verbreitung der Pflanzensamen sorgen. Nebenbei hilft diese Vorgehensweise auch bei dem Ausgleich von Nährstoffen im Boden, indem die Schafe die Gräser gleichmäßig kürzen und somit keine Dominanz von bestimmten Grassorten zulassen, die sonst ein Ungleichgewicht hervorrufen könnten.
Bei einer geführten Tour über die Anlage mit der Biologin Anne Brandenburger, die seit ungefähr drei Jahren Mitglied des Vereines ist, ließen sich die Besucher der Veranstaltung über die große Biodiversität auf der Streuobstwiese informieren und begeistern. Sie erklärte, dass bei der ersten Verwirklichung des Projekts im Jahr 2013 einige Bäume gefällt werden mussten, dass nun aber durch intensive Pflege und Engagement ca. 200 Pflanzenarten auf der Streuobstwiese zu finden seien. Auch gebe es mittlerweile ungefähr 50 Vogelarten, die in diesem Gebiet ihren Lebensraum gefunden haben. Etwa zehn Arten davon brüten sogar auf dem Gelände.
Während die anwesenden Gäste zuhörten, besticht Anne Brandenburger mit ihrer fachlichen Kompetenz, denn schnell zeigt sich, dass kein Grashalm und kein Baum dort zufällig wächst. Die Wiese blüht vor Leben. Knapp 30 Pflanzenarten finden sich hier, die mittlerweile auf der Roten Liste stehen – also im Bestand bedroht sind. Mit der Arbeit des Vereines kann diesem Problem zumindest in kleinem Maße entgegengewirkt werden. Ein paar aufgetürmte Steine dienen als Unterschlupf für kleine Tierarten, wie zum Beispiel Eidechsen. Auch seien seit diesem Jahr wieder Grillen auf der Wiese heimisch geworden, die man dort zuvor noch vergeblich suchte.
Aus den in den wenigen Jahren erzielten Ergebnissen für den Arten- und Naturschutz auf der Fläche der Streuobstwiese in Neu Töplitz ist zu erkennen, dass der Verein aus voller Leidenschaft heraus und mit großem Erfolg an diesem Projekt arbeitet.
So werden sich auch noch kommende Generationen an der wunderschönen, idyllischen und artenreichen Naturlandschaft auf der Insel Tölplitz mit ihren Kirschbäumen erfreuen.
kb