Menschen aus dem Potsdamer Norden berichten
Wie schon in der vergangenen Mai-Ausgabe sprach der POTSDAMER mit Unternehmerinnen und Unternehmern der Region über die Herausforderung dieser Zeit und fragte nach, was sich für sie geändert hat und wie sie mit der neuen Situation umgehen.
Ann-Kathrin Teicke, Pflegedienstleiterin
Corona trifft jeden. Manche mehr, manche weniger. Doch wie so oft trifft es die, die es ohnehin schon schwer haben, ganz besonders: die Pflegebedürftigen unter uns.
„Berufsbedingt hatten wir schon vor Corona ein hohes Niveau an Hygienestandards die wir zu berücksichtigen hatten, lediglich der Einsatz von Nasen-Mundschutzmasken war für uns neu. Damit wir jederzeit auf dem Laufenden sind und die gültigen Hygienebestimmungen umsetzen konnten, haben wir unsere Mitarbeiter*innen zur Einhaltung der Vorschriften regelmäßig geschult. Dabei hatten wir in der Beschaffung der Masken etwas mehr Glück als andere.
In der häuslichen Situation der Klienten hat sich kaum etwas verändert. Allerdings führten die verhängten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen bei vielen unserer Klienten zu starken Verunsicherungen. Durch den ausgebliebenen sozialen Kontakt und die damit fehlende Abwechslung im Alltag stieg der Betreuungsbedarf stark an. Unsere Klienten hatten einen großen Rede- und Aufklärungsbedarf. Was durften sie, was durften sie nicht, wie wurde die Versorgung mit Lebensmitteln gesichert, wer besorgt die benötigten Medikamente und viele andere Fragen galt es zu beantworten.
Wir mussten leider beobachten, dass durch die räumliche und soziale Isolation unsere Klienten schneller abbauten als zuvor. Vorhandene körperliche und geistige Ressourcen wurden weniger beansprucht und verkümmerten schneller, weil vorbeugende Maßnahmen wie spazieren gehen und vieles mehr nicht mehr stattfand.
Durch den gestiegenen Bedarf der sozialen, beziehungsweise psychischen Pflege in Form von Gesprächen, mussten wir regelmäßig, dass uns von den Krankenkassen ohnehin viel zu knapp bemessene Zeitfenster, erweitern. Dabei bestand die Schwierigkeit für uns darin, trotz des deutlich gestiegenen Pflegebedarfs der Klienten darauf zu achten, dass man alle Klienten ihrem Bedarf entsprechend betreut. Auch für unsere Mitarbeiter*innen war es sehr schwierig, dem deutlich höheren Bedarf an Betreuung und Pflege gerecht werden zu können – schließlich lieben wir diesen Beruf!
Der Pflegeverband B.A.H. Berlin Brandenburg und die Landeshauptstadt Potsdam sind sehr bemüht, uns immer regelmäßig mit Informationen zu versorgen. Wir erhielten stets aktuelle Informationen zu Corona, Hygienebestimmungen, Krankheitssymptome und -verläufe und vielen weiteren Themen. Das hat wirklich sehr gut geklappt.“
Der ambulante Pflegedienst am See betreut Klienten im Norden Potsdams sowie in Kladow. Mehr zum Pflegedienst finden Sie auf: www.pflegedienst-am-see.de
Marc Wilke, Gastronom
Eine Branche ist von Corona ganz besonders betroffen: die Gastronomie. Neben der existenzbedrohenden Situation für die Unternehmer selbst, fehlte durch die Schließung auch für die Gäste ein wichtiger sozio-kultureller Aspekt.
„Als wir Mitte März schließen mussten, war das eine ganz besondere Belastung für uns. Von heute auf morgen hieß es umdenken, nur für wie lange? Vor allem nach den umsatzlosen Monaten im Winter hofften wir auf schönes Wetter im Frühjahr. Das kam dann auch, etwa zeitgleich mit der Anordnung zu schließen.
Wir machen fast 90 Prozent unseres Umsatzes draußen, außerhalb des Hauses. Vor allem an Nachmittagen und an Wochenenden sind Familien unsere Hauptklientel. Hier leben wir von der Lage. Der Spielplatz mit den neuen Spiel- und Klettergeräten ist ein Publikumsmagnet. Ebenso der Wasserspielplatz – wenn er dann wieder ab Juli geöffnet wird, wie es zurzeit noch geplant ist.
Nach der Lockerung der Ausgangs- und Abstandsbeschränkungen dürfen wir nach sechs wöchiger Schließung jetzt endlich wieder öffnen. Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Gäste wieder mit unseren selbstgebackenen Kuchen und unserem auf unsere Gäste ausgerichteten Angebot begrüßen dürfen.
Auf der einen Seite ist es schön, jetzt wieder arbeiten zu können, auf der anderen Seite ist es eine fast unlösbare Situation, neben der Selbständigkeit, die unseren Lebensunterhalt sichern muss, die Kinder im Homeschooling zu unterrichten. Eine Situation, deren Schwierigkeit und Auswirkungen sich unsere Politiker wohl nicht wirklich vorstellen können.
Zuweilen beobachten wir, dass sich einige Gäste bzw. Besucher des Parks nach dem Motto ‚Corona war gesternʹ bewegen. Hier müssen wir mitunter freundlich aber bestimmend darauf hinweisen, auf die Abstandsregelungen zu achten. Wir wünschen uns, dass es uns in gegenseitiger Rücksichtnahme gelingt, uns einer schrittweisen Normalität zu nähern, ohne die Gesundheit des Einzelnen zu gefährden.
Die Einhaltung der Auflagen ist dennoch nicht gerade einfach. Denn diese haben sich in der Vergangenheit ja regelmäßig in beide Richtungen geändert. Veranstaltungen zu ‚dringendenʹ Anlässen seien wohl wieder bis 50 Personen erlaubt. Nur wer bestimmt, was ‚dringendʹ ist? Von daher könnten wir jetzt auch wieder Feierlichkeiten bei uns ausrichten. Auch Catering bieten wir wieder an.
Leider sind für dieses Jahr alle Veranstaltungen im Volkspark abgesagt. Das erschwert unsere Situation zusätzlich. Wir werden kaum die Chance haben, die Verluste der vergangenen Monate wieder aufzuholen. Wir hoffen deshalb darauf, dass uns der Vermieter für die Corona-Zeit mit den Mietzahlungen einen großen Schritt entgegenkommt. Für unsere Besucher und Gäste hoffen wir auch, dass die Flohmärkte wieder ab Juli beginnen können. Diese sind ja auch schon wieder in vielen anderen Bundesländern erlaubt.
Trotz der insgesamt sehr schwierigen Situation haben wir aber großes Glück mit unseren Mitarbeitern, die sehr zuverlässig, freundlich und überaus engagiert sind. Ohne diese hätten wir es noch schwerer. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön an unser gesamtes Team.
Marc Wilke ist Inhaber des Haus im Park. Mehr zum Haus im Park finden Sie auf: www.dashausimpark.com
Thomas Ehlenbeck, Fahrlehrer
Viele, vor allem junge Erwachsene, hatten sich darauf gefreut, Ihre Führerscheinprüfung in diesem Frühjahr erfolgreich abzulegen und endlich – wenn auch meist unter Begleitung Erfahrener – Auto fahren zu dürfen, doch dann kam Corona.
„In unserer Fahrschule begann im März dieses Jahres schon wieder die Frühjahrssaison, nachdem ab Herbst und über die Wintermonate die Nachfrage nach der Führerscheinausbildung wie in jedem Jahr nachgelassen hat. Doch dann erhielten wir von den Behörden die Anweisung unsere drei Fahrschulen in Potsdam zu schließen.
Das hieß dann für unsere neun Mitarbeiter, inklusive Auszubildenden, Kurzarbeit. Wir haben aber die Gehälter auf 100 Prozent aufgestockt, schließlich sind unsere Mitarbeiter das Wichtigste in unserem Unternehmen.
Um den vielen Fahrschülern trotzdem die Möglichkeit zu geben, die Zeit mit theoretischen Unterrichtseinheiten zu nutzen, haben wir den Antrag auf Online-Theorieunterricht gestellt. Onlinekurse werden bei uns Fahrschulen etwas anderes gehandhabt als anderswo, weil der Theorieunterricht eine Präsenzpflicht hat und auch die Unterrichtsräume bestimmte Auflagen erfüllen müssen. Nachdem wir die Erlaubnis hatten, haben viele unserer Schüler das Angebot dankend angenommen.
Neuanmeldungen gab es in den sechs Wochen der Schließung natürlich nicht. Ab Anfang Mai durften wir dann wieder mit der Motorradausbildung beginnen und wenigstens unsere Motorrad-Fahrlehrer konnten wieder voll arbeiten. Eigentlich haben wir uns die Wiederaufnahme der Motorradausbildung früher gewünscht, weil hier die Abstände zwischen Lehrer und Schüler doch sehr viel deutlicher als anderthalb Meter sind und beide durch das Tragen der Helme ja auch geschützter sind als durch einfache Stoffmasken.
Mittlerweile sind aber bis auf einen Mitarbeiter, der keine Betreuungsmöglichkeit für sein Kind gefunden hat, wieder voll im Dienst. Lehrer und Schüler müssen dann natürlich Masken während der Unterrichtsstunden im Auto tragen, weil der Mindestabstand im Auto nicht einzuhalten ist. Vom Vermummungsverbot sind wir als Fahrschule zurzeit ausgenommen. Als es anfangs kaum Masken gab, haben wir eigene anfertigen lassen. Zusätzlich lüften wir bei den Fahrten auch immer das Innere des Autos, und für die Einhaltung der Hygienebestimmungen sorgen wir selbstverständlich auch. Bei den Prüfungen muss natürlich auch der Prüfer eine Maske tragen.
Wegen der aktuellen Lage wurden die einzuhaltenden Fristen bei der Führerscheinprüfung von den Behörden um sechs Monate verlängert. So muss niemand befürchten, wegen der vorgegebenen Zeitfenster und verfallender Fristen Prüfungen oder Prüfungsteile noch einmal machen zu müssen.
Seitdem wir wieder geöffnet haben, ist die Nachfrage eher gestiegen. Die, die schon vor zwei Monaten anfangen wollten und warten mussten, kommen jetzt alle auf einmal. Allerdings ist das nicht ganz so einfach zu händeln. Bei vielen hat man das Gefühl, sie wollen nicht mehr mit den Bussen und Bahnen fahren und so bald wie möglich selbstbestimmend mit dem Auto unterwegs sein.Größte Schwierigkeit war immer die aktuellsten Informationen zu erhalten, die man berücksichtigen muss, aber auch dafür gibt es entsprechende Verbände, wie der Fahrlehrerverband, Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmen e.V. und andere, die die für uns relevanten Informationen bereithalten.
Ich selbst habe die Zeit für Weiterbildungsmaßnahmen genutzt. So einschneidend die Schließung auch war, ich hatte dadurch mehr Zeit, um mich um Dinge zu kümmern, die im Arbeitsalltag immer wieder vor sich hergeschoben werden.
Wir alle sind froh, dass wir jetzt wieder arbeiten können, wenn auch das Tragen der Masken über mehrere Stunden am Tag eher stört. Aber zurzeit ist das eine Auflage, die wir lieber erfüllen, als gar nicht schulen zu dürfen
Mehr zur Fahrschule Ehlenbeck erfahren Sie auf: www.fahrschule-ehlenbeck.de