In den Wäldern Brandenburgs wird immer mehr Brennholz einfach mitgenommen
Der Holzdiebstahl in Brandenburgs Wäldern ist so hoch wie nie. Laut Landeskriminalamt (LKA) schnellen die Zahlen seit 2022 in die Höhe. Ob Baumstämme, ganze gefällte Bäume oder bereits gesägte und gestapelte Hölzer: Alles wird mitgenommen. Einige Diebe fahren gleich mit dem Pkw in den Wald und laden ein, andere kommen mit ihrem „Hackenporsche“ und nehmen mit, was hineinpasst. In ganz Brandenburg gab es 2022 laut polizeilicher Kriminalitätsstatistik 284 angezeigte Holzdiebstähle. Schaden: 700.000 Euro.
In den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Berlin, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt ist der Trend zur Selbstbedienung im Wald ebenfalls stark angestiegen. Eine Ausnahme bildet Sachsen: Dort seien die Diebstähle zurückgegangen, vermeldet das zuständige LKA.
Für die Waldbesitzer bedeuten die Holzdiebstähle einen wirtschaftlichen Verlust; ihnen gehen die Erlöse aus einer jahrzehntelangen Waldpflege verloren. Deshalb platzieren sie schon mal GPS-Sender im Holzstapel.
Als die Preise für Gas und Öl nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine stiegen, viele sich einen Kamin zulegten, aber gleichzeitig das Brennholz teuer und knapp wurde, stiegen auch die Holzdiebstähle im Wald. Das bestätigte Brandenburgs Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion, die diese Anfang 2023 stellte. „Bei Holzdiebstahl kann nach derzeitiger aktueller Einschätzung in der PKS (Polizeilichen Kriminalstatistik, Anm. d. Red.) für das Jahr 2022 ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen prognostiziert werden“, schrieb Vogel.
Auf die Frage der AfD-Fraktion, ob der Landesbetrieb Forst Brandenburg angesichts der „aktuell nicht gedeckten und voraussichtlich weiter steigenden Nachfrage nach Brennholz“, die Bereitstellung von Brennholz erhöhen will und „verstärkt Holzsammelscheine bzw. Erlaubnisscheine für Selbstwerber ausstellen“ wird, kündigte der Agrarminister an, im landeseigenen Wald auf die Holzsammler zuzugehen. „Der Landesbetrieb Forst Brandenburg plant, die Brennholzbereitstellung ‚frei Waldweg‘ für Privatpersonen zu erhöhen“, heißt es in der Antwort. Wer für kleines Geld einen Sammelschein erwirbt, kann in Wäldern, die dem Land Brandenburg gehören, Brennholz sammeln. Da der LFB nur über 25 Prozent der Waldfläche im Land Brandenburg verfügt, kann der Bedarf an Brennholz nur anteilig gedeckt werden. „Eine deutliche Erhöhung des Brennholzangebots insgesamt ist deshalb durch den LFB nicht möglich“, so der Minister.
Holzdiebstahl ist strafbar. Man darf im Grunde nicht mal einen heruntergefallenen Ast für das Stockbrot daheim mit nach Hause nehmen. Jeder Wald gehört jemandem – und somit auch das Holz, das auf dem Boden liegt. Entweder ist der Wald im staatlichen Besitz oder gehört einer Privatperson.
Das Land Brandenburg ist mit über 1,1 Million Hektar Wald eines der waldreichsten Länder der Bundesrepublik. Rund 25 Prozent, das sind ungefähr 280.000 Hektar, gehören dem Land, 61 Prozent, etwa 100.000, privaten Waldbesitzern. cs
Holz darf nicht einfach gesammelt und mitgenommen werden. Dazu braucht es einen Holzsammelschein. Dieser muss beim zuständigen Förster oder beim Forstamt beantragt werden. Dann kann im Wald Abfallholz – Holz, das bereits am Boden liegt – gesammelt werden. Der Schein gilt allerdings nur für ein bestimmtes Waldgebiet und ist ein Jahr gültig. Zwischen März und Mai ist das Holzsammeln in der Regel nicht erlaubt, um den Nachwuchs der Wildtiere zu schützen. Die Gebühren fallen je nach Region unterschiedlich aus und liegen meist zwischen fünf und 30 Euro. Wer im Wald sein eigenes Brennholz sägen möchte, muss einen Selbstwerberschein beantragen. Bedingung hierfür ist ein Motorsägen-Führerschein. Dann kann Brennholz an gefällten Bäumen selbst abgesägt werden.