Von der Raupe zum Schmetterling

n der Kita spielGrün wurde in den letzten vier Wochen beobachtet, gestaunt und vor allem das Wunder der Natur von der Raupe zum Schmetterling hautnah erlebt.
Der Kindergarten spielGRÜN, der seit November 2019 geöffnet ist, orientiert sich am konzeptionellen Schwerpunkt der Nachhaltigkeit und bietet Platz für insgesamt 100 Kinder von einem Jahr bis zur Einschulung. Auf der Grundlage eines achtsamen und verantwortungsvollen Umgangs mit sich selbst, mit unserem Gegenüber, mit der Natur und den Ressourcen, die uns umgeben, versuchen wir nachhaltige Entwicklung in unserem pädagogischen Alltag zu leben. Unter anderem vermitteln wir den Kindern die Natur als unseren Lebensraum mit allem, was dazu gehört.


Mit der Hilfe des Schmetterling-Zucht-Sets von Hagemann haben wir ein vierwöchiges Naturerlebnis-Projekt mit der Baumwächtergruppe (Kindergartenkinder im Alter von drei bis sechs Jahren) gestaltet.

Fast zutraulich setzt sich ein Schmetterling auf Ellis Hand.

Ganz gespannt warteten die Kinder auf den Postboten, der ihnen die Raupen am Dienstag, dem 10.08.2021 bringen sollte. Am Nachmittag war es dann so weit, sie hielten die kleine durchsichtige Dose mit Futter, Luftlöchern und sechs Raupen in der Hand. Ab diesem Zeitpunkt drehte sich alles nur noch um das Thema, wie sich aus den kleinen Raupen wunderschöne Schmetterlinge (Distelfalter) entwickeln.

Die kleine Dose enthielt alles, was die Raupen für die ersten Tage benötigten. In den Morgenkreisen konnten die Kinder nun beobachten und messen, wie schnell die Raupen wachsen und ihr Futter essen. Begleitet von ihrem Schmetterlings-Lied und Fingerspielen haben die Kinder viele wichtige Informationen über den Schmetterling spielerisch vermittelt bekommen.

Noch sind es Raupen, bald wunderschöne Schmetterlinge.

Innerhalb des Projektes „Von der Raupe zum Schmetterling“ haben die Pädagogen unter Berücksichtigung der sechs Bildungsbereiche des Landes Brandenburgs (Mathematik und Naturwissenschaften, Musik, Darstellen und Gestalten, Bewegung und Gesundheit, soziales Leben und Sprache und Schriftkultur) das Naturerlebnis mit Aha-Erlebnissen gefüllt. So wurden aus nachhaltigem Material Raupen aus Eierkartons gestaltet und Schmetterlinge aus Toilettenpapierrollen gebastelt. Mit Lupen sind sie in den Volkspark gegangen und haben andere Raupen und Schmetterlinge auf der Wiese beobachtet. Im Bewegungsraum und im kitaeigenen Erntegarten wurden Bewegungsspiele angeregt, und jedes Kind wurde von der Raupe zum Schmetterling. Natürlich wurde auch ein Kuchen gebacken, auf dem Mandarinen angeordnet wurden wie Schmetterlingsflügel. Während der Projektwochen sind die Kinder oft singend „Schmetterling du kleines Ding…“ durch den Flur oder Garten geflogen und in Form von Klang- und Entspannungsgeschichten träumten sich die Kinder zu den Schmetterlingen auf die Blumenwiese.

Fragt ein Kind die Raupe: „Was ist Freiheit?“, antwortet die Raupe: „Fressen, Spinnen, Schlafen, Flügelausbreiten und losfliegen!“

Die Erzieherin, Nancy Stachowiak, zeigt den staunenden Kindern die gezüchteten Schmetterlinge.

Nachdem die Raupen das Futter vom Boden der kleinen durchsichtigen Dose fast aufgegessen hatten, konnten die Kinder sehen, wie groß und dick die Raupen innerhalb von sieben Tagen geworden sind. Nun wurde es für die Kinder richtig spannend. Die Raupen fingen an, Fäden zu spinnen und sich zu verpuppen. Als alle sechs Raupen sich verpuppt hatten, hingen sie oben am Deckel der Dose. Dort befand sich ein Tuch, welches man rausnehmen konnte, um es dann an der Aufzucht-Voliere zu befestigen. Die Kinder wussten, dass die Raupen nun schlafen und sie vorsichtig und leise sein müssen. In der Zeit lernten sie nicht nur, wie ein Schmetterling entsteht, sondern dass der Mensch, neben dem Rasenmäher, den Vögeln oder den Mäusen, eine Gefahr für viele Lebewesen ist. So haben sie im Morgenkreis besprochen, wie sie mit den Raupen und Schmetterlingen umgehen und was sie tun können, um sie zu schützen und ihren Lebensraum zu erhalten.
In den mitgelieferten Informationen des Schmetterling-Zucht-Sets von Hagemann konnte man lesen, dass die Raupen sieben bis zehn Tage schlafen, bevor sie schlüpfen. Die Baumwächtergruppen waren ganz überrascht, als nach Tag 5 schon der erste Schmetterling in der Voliere umherflog. Die Kinder konnten nun hautnah einen Distelfalter mit seinen roten Flügeln beobachten und sehen, wie ein leerer Kokon aussieht. Der erste Schmetterling wurde „Firsty“ getauft. Die anderen Distelfalter ließen nicht lange auf sich warten, und bald flatterten alle Raupen als schöne Schmetterlinge durch die Voliere.
Kurz vor dem Schlüpfen verfärbten sich die vorher goldfarbenen Puppen dunkelbraun. Wenn man genau hinsah, erkannte man bereits das Muster der Flügel. Nachdem die Schmetterlinge geschlüpft waren, pumpten sie Blut in ihre Flügel und brauchten noch einige Zeit, bis ihre Flügel kräftig genug waren für den ersten Flügelschlag.

Nicht lebendig, aber genauso schön, sind die selbstgebastelten Schmetterlinge der Kinder.
Fotos: spielGrün

Nun konnten die Distelfalter gefüttert und die Voliere dekoriert werden. Die Kinder sammelten Äste, Blüten, und über frische Orangen freuten sich die Schmetterlinge sehr. Die Baumwächter konnten beobachten, wie die Schmetterlinge mit ihrem Saugrüssel den Nektar getrunken haben.
Die Kinder der Baumwächtergruppen wussten von Beginn an, dass eine Voliere nicht der Lebensraum für die Schmetterlinge ist, und somit ging es am 30.8.2021 in den nahegelegenen Volkspark auf die Blumenwiese, um die Distelfalter dort fliegen zu lassen.
Die Gruppe verabschiedete die, von ihnen gezüchteten, Distelfalter mit ihrem Schmetterlingslied „Schmetterling du kleines Ding, such‘ dir eine Tänzerin…“ und jeder suchte sich ein Blumenkind und tanzte auf der Blumenwiese zum Abschied.

Julia Heinicke
Pädagogin