Besser warm anziehen: Neue Ausstellung in Elstal begeistert bei -7 Grad
Auf dem Seeweg kam der bunte Glücksdrache „Long“ aus Asien nach Deutschland. Zu bewundern ist er seit dem 6. Dezember 2019 in der neuen Eiswelt-Ausstellung „Asien – Ferner Osten ganz nah“ in Karls Erlebnis-Dorf in Elstal.
Das bunte Drachentier ist eine Auftragsarbeit nach Entwürfen des künstlerischen Leiters der Ausstellung Othmar Schiffer-Belz und besteht aus Stoff. Damit ist es die absolute Ausnahme unter den Figuren. Alle anderen Figuren und Räume sind aus Eis. 26 Künstler aus zehn Ländern gestalteten mit Unterstützung von 20 polnischen Helfern die riesigen Fantasiegestalten direkt vor Ort. Und zwar in einer unglaublichen Rekordzeit von zweieinhalb Wochen!
Auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern versetzen an 19 Stationen bezaubernde Eislandschaften untermalt von Licht- und Musikeffekten die Besucher ins Staunen. Richtig viel Spaß bringen vor allem den Kindern die beiden Eisrutschen. Eine dreispurige Rutsche führt an der chinesischen Mauer herunter. Unterdessen dürfen sich die Erwachsenen an der asiatischen Eisbar mit leckerer Feuerzangenbowle oder Erdbeer-Glühwein aufwärmen.
Die Eisfiguren sind ziemlich groß und sehr fantasievoll gestaltet. Zu den Motiven gehören neben Drachen die tönernen Krieger des Kaisers von China, ein mongolischer Adlerjäger, eine historische japanische Burgstadt, Shaolin-Mönche, mächtige Elefanten und die typisch asiatischen Tuk-Tuks. In das dreirädrige Fahrzeug kann man sich setzen, genauso wie auf das eisige Pferd oder den großen Thron. Das sind tolle Motive für ein Erinnerungsfoto.
Künstler von Weltklasse
Unter den Bildhauern sind in diesem Jahr unter anderem Angelito Baban von den Philippinen, der sich 2019 bei den World Ice Championships in Alaska beim sogenannten Multiblock-Wettbewerb gegen die Schnitzelite durchsetzte und amtierender Weltmeister ist. Das jakutische Team um Egor Stepanov und Aleksei Andreev hat bereits zwei große Eis-Festivals und den Kanada-Cup gewonnen. In Jakutien (nordöstliches Russland) wird es im Winter bis zu -69 Grad Celsius kalt. Die meisten Eiskünstler sind extreme Arbeitsbedingungen gewöhnt. So ließ es sich in der -7 Grad kalten Halle in Elstal unter fast „angenehmen Temperaturen“ arbeiten. Erstmals im Einsatz für Karls Eiswelt sind die chinesischen Künstler Ju Hailong und Zhang Xing, welche aus der Stadt Harbin, wo jährlich das weltgrößte Eisfestival stattfindet, angereist sind.
330 Tonnen Eis, das in mehr als 2.000 einzelnen Blöcken aus einer polnischen Eisfabrik in Breslau nach Brandenburg geliefert wurde, sind das Rohmaterial der Zauberwelt aus gefrorenem Wasser. Ein Eisblock kostet 90 EUR. Bis ein Eisblock durchgefroren ist, vergehen drei Tage. Deshalb startete die Eisproduktion für die Ausstellung schon im Februar 2019.
Parallel begann die Auswahl der Künstler. „Uns war wichtig, dass möglichst verschiedene künstlerische Handschriften vertreten sind“, sagte Othmar Schiffer-Belz während der Eröffnung. „Die Kunstwerke sind alles Originale. Die Künstler haben viel Herzblut in ihre Objekte gesteckt. Natürlich gibt es da eine gewisse Konkurrenz. Aber die Künstler sehen das sportlich und stacheln sich gegenseitig an. Sie lieben es, in der künstlerischen Gemeinschaft zu arbeiten.“
Hoher Energieaufwand
So schön die Eiskunst auch anzusehen ist, muss doch die Frage gestellt werden, ob der immense Energieaufwand für die Herstellung und den Transport der Eisblöcke in Zeiten des Klimawandels noch vertretbar ist? Und ob die Ausstellung wirklich das ganz Jahr über, also auch bei hochsommerlichen Außentemperaturen, betrieben werden muss? Immerhin: Die Abwärme, die durch das Kühlen entsteht, nutzt Karls im Winter, um den Bauernmarkt zu heizen und im Sommer, um heißes Duschwasser für die Erntehelfer zu produzieren.
Neue Attraktion für Minis
Seit dem 6. Dezember 2019 bietet die neue Bobbycar- und Tretkistenbahn auf 180 Metern viel Fahrspaß für die ganz kleinen Gäste in Karls Erlebniswelt. Die Bahn ist mit Straßenschildern ausgestattet und wie viele Attraktionen kostenfrei nutzbar – nur ein kleines Pfand muss hinterlegt werden. sk
Die 5. Eiswelt in Karls Erlebnis-Dorf Elstal ist bis November 2020 täglich von 9 Uhr bis
19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 8,50 Euro für Erwachsene und 6,50 Euro für Kinder (Tages- und Jahreskarteninhaber gratis). www.karls.de/elstal.html
Eisblöcke
Damit das Eis klar und durchsichtig ist, muss das Wasser in Bewegung eingefroren werden – ein Eiszapfen im Winter ist auch deshalb durchsichtig, weil die einzelnen Wassertropfen hinunter laufen und dadurch in Bewegung sind. Milchiges Eis entsteht also dann, wenn das Wasser im Ruhezustand eingefroren wird.
Verarbeitung
Um die Figur in die Höhe oder Breite zu gestalten, werden die einzelnen Eisblöcke aneinander geklebt. Dazu wird mit einer Spritze Wasser zwischen die Eisblöcke gespritzt. Durch die Kälte gefriert die dünne Wasserschicht und verbindet die Eisblöcke miteinander. Danach bearbeiten die Eiskünstler das Eis erst grob mit Kettensägen, dann werden die Werkzeuge immer feiner: rasierklingenscharfe Stechbeitel (lang und kurz, werden immer an einer Nassschleifmaschine extra rasierklingenscharf geschliffen und mit einer Lederscheibe abgezogen, nur normal geschliffen würden sie im Eis stecken bleiben und das Eis würde abplatzen), Schaber, Schleifpapier. Das so genannte „Finish“ kommt dann oft mittels Gasbrenner oder Heißluftföhn, um die äußere Struktur wieder glänzend zu machen.