Verwaltung stellt B-Pläne für Krampnitz vor
Am 18. Juni dieses Jahres lud die für Krampnitz federführende Entwicklungsträger Potsdam GmbH im Rahmen der „frühen Bürgerbeteiligung“ zu einer Informationsveranstaltung ein, in der die fünf B-Pläne 141-6 bis 141-10 vorgestellt wurden.
Etwa achtzig Bürgerinnen und Bürger kamen, um sie Möglichkeit zu nutzen, sich zu informieren und sich an der weiteren Planung aktiv zu beteiligen. Nach einer kurzen und informativen Vorstellung des Masterplans von Krampnitz´ Projektkoordinator David Oberthür, konnten die Interessierten zu den fünf vorgestellt B-Plänen Stellung nehmen.
Zeitpunkt der Veröffentlichung ungünstig
Auch wenn der Baubeigeordnete der Stadt, Bernd Rubelt, darauf hinwies, dass der Zeitpunkt der frühen Bürgerbeteiligung vom 03.06. bis 05.07.2019 rechtens sei, muss man annehmen, dass sich bei einer Bürgerbeteiligung, die außerhalb der Ferienzeit liegt, wesentlich mehr Bürgerinnen und Bürger zu den Bauplänen äußern würden und könnten.
Pläne nur erste Entwürfe
„Wir sind erst seit April 2017 in der Lage, Planungen zu machen. Die Grundlage für die aktuellen Entwürfe der Bebauungspläne ist der von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Masterplan,“ informiert Rubelt die Gäste zu Beginn der Veranstaltung. „Wir bauen einen komplexen neuen Stadtteil mit allen Infrastrukturangeboten für 10.000 Einwohner. Das ist unsere Maßgabe. Das wurde von der Politik so bestätigt, und danach richten wir uns“, so Rubelt weiter. Dabei betont Rubelt, dass man nach dem Szenario des „Aufwachsens“ plane und handele und diese Vorgehensweise von der Politik so mitgetragen würde.
Kitas, Schulen und soziale Einrichtungen haben Zeit
Weil Krampnitz sich nun wesentlich langsamer entwickeln wird als geplant, ist auch damit zu rechnen, dass die dringend benötigten Schulen für den Norden Potsdams weiterhin auf sich warten lassen.
Während der Vorstellung der Planungen wurde ebenfalls deutlich, dass sich die geplante Infrastruktur lediglich auf den zukünftigen Bedarf in Krampnitz ausrichtet. Bestehende Bedarfe der umliegenden Ortsteile wurden leider kaum berücksichtigt. Wie gut eine solche Veranstaltung immer wieder ist, zeigt die Nachfrage eines in Krampnitz Wohnenden: Ob man denn auch an einen Friedhof gedacht habe, wollte dieser wissen. Dem Baubeigeordneten Rubelt blieb nichts anderes übrig als zuzugestehen, dass man dies nicht getan habe und versprach, diesen in die weitere Planung einzubeziehen.
Zusätzlich hoffe man auf die Unterstützung der Politik, dass sich Ärzte und andere notwendige Gewerbe sowie Freiberufler in Krampnitz problemlos niederlassen können, denn diese werden auch dringend im Norden Potsdams benötigt.
Mobilität
Oberbürgermeister Schubert hatte es bereits angekündigt, die fehlende Straßenbahn soll durch Busse kompensiert werden, und der Baubeigeordnete Rubelt versprach: „Eine Vollsperrung der B2 während der Bauphase wird es nicht geben“.
In Krampnitz selbst sollen alle Wege ohne Auto möglich sein. Arztbesuche, Einkaufen, Termine im Verein. In Anbetracht der Größe von Krampnitz, die die Autos der Einwohner in sieben Parkhäusern unterbringen wollen, die maximal 300 Meter von der eigenen Wohnung entfernt stehen, ein buchstäblich sportlicher Vorsatz. Hier soll der in Krampnitz fahrende ÖPNV sowie Fahrräder (auch Lastenräder) für die Bewältigung längerer Wege dienen. Für ältere und gehbehinderte Menschen bietet man an, auf sogenannten „Multifunktionsflächen“ Autos und/oder Spezialfahrzeuge abstellen zu können, die direkt am Wohnhaus liegen. Weil das Fahrrad in Krampnitz ein wichtiger Teil des Fortbewegungskonzeptes ist, plant man umfangreiche Unterstell- und Lademöglichkeiten für Räder und e-Bikes ebenfalls direkt am Haus.
Ein weiterer Einwohner schlug vor, den zwischen Krampnitz und Neu Fahrland geplanten Radschnellweg um einen weiteren zu ergänzen, der von Fahrland über Krampnitz nach Groß Glienicke führt, um für eine bessere Verbindung zwischen den Ortsteilen zu sorgen. Zu einem Radschnellweg konnte der Leiter des Bereichs Verkehrsentwicklung, Norman Niehoff, leider nichts sagen, man verwiess jedoch auf die etwa 1,5 Meter breiten Radwege, die parallel zur Straßenbahn geplant seien. Was in der Konsequenz heißt, dass auch diese noch länger auf sich warten lassen und nicht bis nach Groß Glienicke reichen werden.
Wohnen
Der erste große Bauabschnitt, der bereits im Krampnitz begonnen hat, wird von der Deutschen Wohnen durchgeführt. Diese baut jedoch nur frei finanzierten Wohnungsbau. Beim letzten Krampnitz-Forum wies Rubelt darauf hin, dass auch sozialverträglicher Wohnungsbau in Krampnitz gefördert werden soll. Die Anzahl der geförderten Wohnungen konnte auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festgelegt werden. Einwohner forderten eine rechtlich bindende Anzahl geförderter Wohnungen zu beschließen, die nachträglich nicht mehr nach untern korrigiert werden kann. Den geförderten Wohnungsbau will der Entwicklungsträger Potsdam GmbH anteilig realisieren sowie Baugruppen und Baugemeinschaften für dieses Vorhaben fördern.
Weniger mutmachende Töne schlug Projektkoordinator Oberthür an: „Wir können beim Investor Wünsche äußern, was wir haben wollen: Kita, betreutes Wohnen, sozialer Wohnungsbau. Letztlich sind wir davon abhängig, ob der Investor mitmacht.“ Das klingt nicht so, als wäre die Stadt für die Entwicklung des Wohnungsmarktes verantwortlich, sondern würde sich dem Willen der Investoren unterwerfen. Dazu ein Einwohner: „Das ist eine politische Bankrotterklärung der Stadt, die die Verantwortung hat, für sozialen Wohnungsbau zu sorgen!“
Städtebau
Große Empörung erntete die Vorstellung der geplanten Gebäude auf dem Krampnitz-Areal. Mit mehreren fünf- bis achtgeschossigen Gebäuden wolle man dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen in Potsdam ein neues Zuhause finden sollen, und was die Fläche nicht hergibt, muss eben die Höhe bewerkstelligen.
Susanne Steinhausen, Einwohnerin aus Fahrland: „Hochhäuser sind ein schockierender Eingriff in die Landschaft!“ Eine andere Bürgerin bestätigt: „Wir sind hier aufs Land gezogen, damit wir keine Hochhäuser mehr sehen müssen.“
Seitens der Verwaltung hieß es dazu: „Wir brauchen auch eine bestimmte Einwohnerzahl, um das gesamte Gebiet entwickeln zu können.“
Doch die Achtgeschosser sind noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Als „Orientierungspunkte sollen höhere Gebäude dienen, darunter ein Vierzehngeschosser, der als architektonisches Gegengewicht zu dem 36 Meter hohen Turm am Eingang des Geländes gedacht ist. Wer diesen Orientierungspunkt benötigt, konnte im Laufe der Veranstaltung nicht geklärt werden.
Wie die weiteren Planungen verlaufen, wann die zweite Veröffentlichung sein wird, an denen sich die Bürgerinnen und Bürger Potsdams beteiligen können sowie mehr über die Themen Gewerbeflächen, Straßenplanung und Umwelt erfahren Sie in den kommenden Ausgaben.
sts