Friedrich-Wilhelm von Steuben legte den Grundstein für die deutsch-amerikanische Freundschaft

Dr. Wieland Niekisch (3.v.r.) mit Feiernden vor dem Steubendenkmal. Im Hintergrund das Filmmuseum.

Dr. Wieland Niekisch (3.v.r.) mit Feiernden vor dem Steubendenkmal. Im Hintergrund das Filmmuseum.
Foto: privat

Am 17. September 2023 feierte die Fraktion Mitten in Potsdam mit ca. 300 Gästen auf dem Steubenplatz zwischen Landtag und Filmmuseum die erste Potsdamer Steubenparty, bei das Ziel formuliert wurde, die Steuben-Statue wieder an ihren angestammten Platz aufzustellen.
Hintergrund dieser Feier war der 293. Geburtstag von Friedrich-Wilhelm Steuben. Doch wer war dieser Steuben?
Am 17. September 1730 wurde der spätere US-amerikanische Generalmajor Friedrich Wilhelm von Steuben in Magdeburg geboren. Gestorben als Freiheitsheld am 28. November 1794 auf seinem Landsitz Remsen bei New York.
Schon als jungen Mann trat er in die Armee Friedrich des Großen ein, kämpfe im Siebenjährigen Krieg, brachte es zum Hauptmann im Stab des Königs. Nach Kriegsende 1763 wurde er aus der preußischen Armee entlassen. Bis zum Schicksalsjahr 1777 diente er im Südwesten Deutschlands als Hofmarschall in einer Nebenlinie beim Fürsten zu Hohenzollern-Hechingen und begleitete ihn sogar nach Paris.
Dort wird er von keinem Geringeren als dem ersten Botschafter und späteren Präsidenten der damals noch jungen und erst 13 Staaten zählenden USA, Benjamin Franklin, entdeckt. Die jungen Vereinigten Staaten waren mit Frankreich verbündet und kämpften in Nordamerika und Kanada als „Waffenbrüder“ gegen die britische Kolonialunterdrückung. Franklin hatte nicht nur die Aufgabe, in Europa dringend benötigte Ausrüstung zu besorgen. Er war auch auf der Suche nach fähigen Offizieren, die für den Oberbefehlshabers der amerikanischen Truppen, George Washington, verpflichtet werden konnten.
Und mit Steuben hatte er einen „Sechser im Lotto“. Nachdem genügend Geld bereitgestellt worden war, wurde von Steuben nach Übersee eingeschifft – getarnt unter falschem Namen, falls die Engländer das Schiff aufbringen sollten. (Die Überlieferung sagt, dass er auch wegen seiner homosexuellen Neigungen schleunigst Europa verlassen musste, war er doch wegen „Sodomie“, so damals der generelle Straftatbestand für andere als heterosexuelle Veranlagungen, verfolgt worden.)
Und in die neue Welt kam er keinen Tag zu spät: Die Kontinentalarmee war in einem katastrophalen Zustand: Mangelhafte Ausrüstung, zerschlissene Uniformen und Schuhe, ungenügende Verpflegung und vor allem lebensgefährlich unzureichend ausgebildet. Von Steuben, bald zum Generalmajor in der Funktion des Generalinspekteurs befördert, wurde zum „Drillmaster“ der Armee; drillen im wohlverstandenen Sinne, damit die Truppen wendig agieren. Um nicht nur zu siegen, sondern um Menschleben zu „sparen“. Er verfasste Ausbildungsvorschriften, das sogenannte „Blaue Buch“, das samt seiner Erfindung der leichten Infanterie bis in die 1850er Jahre in Amerika und Europa in Gebrauch war.
An den Schlachten von Monmuth und Yorktown hatte er dadurch und als Truppenkommandeur entscheidenden Anteil. Ja, man kann sagen, ohne von Steuben wäre Nordamerika unfrei und noch lange britische Kolonie geblieben.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnerte man sich wieder deutlich an ihn und stellte 1910 seine über fünf Meter hohe Statue neben dem Weißen Haus in eine Reihe mit den verdienten Freiheitskämpfern Jackson, dem Franzosen Lafayette und dem Polen Kosciuszko.
1911 wurde diese 1:1 nachgegossen, per Schiff nach Deutschland gebracht und „dem deutschen Kaiser und dem deutschen Volke gewidmet vom Kongress der Vereinigten Staaten als Wahrzeichen ununterbrochener Freundschaft …“ . So die Inschrift auf dem Sockel des auf dem heutigen Steubenplatz neben dem Stadtschloss aufgestellten Denkmals. Man bedenke nur, wenn der Kaiser und seine politischen Nachfolger dies beherzigt hätte. Den mörderischen uneingeschränkten U-Boot-Krieg, die Kriegserklärungen samt der Feindschaft im 1. wie im 2. Weltkrieg hätte es nicht gegeben.
Am Ende des 2. Weltkriegs und danach war die Bronzestatue Steubens auch ein Opfer des von den Nazis begonnenen Verbrechenkrieges und der kommunistischen Kulturbarbarei. Während der Bombennacht vom 13. zum 14. April 1945 vom Sockel gestürzt und als kulturell anstößig und „kulturell wertlos“ 1950 eingeschmolzen.
1987 führte eine Spendenaktion im westlichen Berlin zu einem Neuabguss und zu deren Aufstellung in der Clayallee, wo sie heute noch steht. Gedacht einst vielleicht sogar für Potsdam, wollten die Berliner „ihren Steuben“ aber nach 1990 nicht mehr hergeben.
Doch dann kam Ministerpräsident Manfred Stolpe ins Spiel, der in der Brandenburgischen Staatskanzlei einen Förderverein Steubendenkmal gründete.
1994 wurde die handwerklich meisterhaft in der berühmten Kunstgießerei in Lauchhammer neu gegossene Steubenstatue hinter dem Filmmuseum „zwischengeparkt“, da über den Steubenplatz damals noch die Straßenbahngleise liefen. Vorausschauend regte Manfred Stolpe an, dass genau da eine Gedenk- und Orientierungstafel in den Boden eingelassen wird. Und da der Steubenplatz nach dem Aufbau des Landtagsschlosses wiedererstanden ist, liegt sie genau dort.
So, wie ein „Zwillingsabguss“ gut sichtbar am Zentrum Magdeburgs in der Hanackstraße 1996 aufgestellt worden ist, wartet die Potsdamer Statue des „rosa Generals“ nun auf die Neuplatzierung zwischen Landtag, Kolonnade und Genusswerkstatt/Filmmuseum – als Freiheitsheld und Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft.
Es ist geradezu ein Vermächtnis von Manfred Stolpe, der 1994 schon die provisorische Wiederaufstellung als „Zeichen der Ermutigung“ bezeichnet hat.
Und es kann doch dem in Potsdam wohnenden Bundeskanzler, der Außenministerin und auch dem Oberbürgermeister nicht gleichgültig sein, wenn einige Politiker von SPD, Grünen oder Linken das Denkmal wie in einer geschichtslosen Provinzposse in der „Hinterhofsituation“ belassen oder an den Stadtrand verbannen wollen.
Gerade die Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule am Potsdamer Kirchsteigfeld wünscht sich Steuben sichtbar im Zentrum zurück und würde gern bei Pflege von Platz und Denkmal mitwirken.
Wieland Niekisch
Vorsitzender der Fraktion Mitten in Potsdam