Ortsvorsteherin Carmen Klockow stoppt Bau der Seebühne
Als am 04. Juli dieses Jahres die Ortsvorsteherin von Neu Fahrland, Dr. Carmen Klockow, von einer Einwohnerin auf ein geplantes Podcast-Festival am letzten Juli-Wochenende mit dem Titel „Auf die Ohren!“ auf einem Privatgelände inmitten des Landschaftsschutzgebietes „Königswald mit Havelseen und Seenburger Agrarlandschaft“ am und auf dem Fahrlander See hingewiesen wurde, nahm sie sich der Sache umgehend an.
Potsdam zeigt wenig Interesse an Belangen der Ortsteile
Sie wandte sich umgehend an alle zuständige Abteilungen der Stadtverwaltung mit Bitte um Aufklärung und Beantwortung der Fragen, warum der Ortsbeirat über ein solches Event nicht im Vorfeld informiert worden sei und wie weit die Genehmigung dieses bereits im Internet stark beworbenen Festivals ist – schließlich würde man schon erste Aufbauarbeiten der Seebühne beobachten können. Doch zunächst tat sich nichts. Leitende Mitarbeiter oder Sachbearbeiter waren entweder im Urlaub oder „nicht am Platz“, wie es hieß.
Da weder der Bereich Soziales, Jugend, Gesundheit und Ordnung noch der Bereich Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt zeitnah reagierten (es war wohl gerade wieder niemand am Patz), schaltete Klockow, den Ortteilbeauftragten ein, mit der Bitte, für Aufklärung zu sorgen.
Dessen Antwort brachte weitere Ernüchterung in das Thema, schien es sich doch bereits um eine bereits beschlossene und von der Stadtverwaltung befürwortete Veranstaltung zu handeln.
„Mir scheint, das Festival selbst ist eine sehr schöne Sache… Da es allerdings im Kern um das gesprochene Wort geht, kann man wohl eine eher ruhige Veranstaltung erwarten und sollte es nicht mit Musikfestivals vergleichen“, so der Ortsteilbeauftragte wörtlich.
Der Veranstalter, die „Auf die Ohren GmbH“, selbst scheint da etwas anderer Meinung zu sein. Das am 28. und 29. Juli laufende Festival ist Deutschlands größtes Podcast-Festival, das tagsüber jede Menge Live-Podcasts, Workshops, Musik, Lesungen und an beiden Abenden eine große Party am See verspricht. Bisher seien allein für den 28. Juli mehrere Hundert Karten verkauft worden.
Er bittet auch alle Besucher, keine Haustiere mit zum Festival zu nehmen, da auf dem Gelände zwischendurch Musik gespielt werde und „dass das sicherlich keinem Tier gut“ tue.
Zur selben Zeit antwortete auch der Leiter des Bereichs Umwelt und Natur der Stadt Potsdam und teilte Klockow lediglich mit, dass bei der Landeshauptstadt Potsdam für das Festival „ein Antrag für die „Benutzung von Tongeräten“ gemäß §11 des Landesimmissionsschutzgesetzes für Lesungen von Autoren und Live-Aufnahmen von Podcast-Moderatoren eingegangen“ sei.
Zurzeit befände sich der Antrag jedoch in der Prüfung, und im Falle einer Genehmigung würden in der Regel Auflagen erteilt, um die eventuelle Beeinträchtigungen von Dritten zu reduzieren.
Somit umging man auch hier die Beantwortung der Fragen Klockows und bestätigte lediglich die Planung des Festivals.
Auch der Ortsvorsteher von Fahrland, Claus Wartenberg, bestätigte gegenüber dem POTSDAMER, dass er von dem Festival erst auf Anwohnerfragen und aus der Presse erfahren habe und fügte hinzu, dass das in Potsdam leider so üblich sei, die Interessen der Ortsteile zu umgehen. Gegenüber der Verwaltung äußerte er auch, dass bei solchen Veranstaltungen und den damit zu erwartenden Schallimmissionen sowie dem erhöhten Verkehrsaufkommen laut Kommunalverfassung umliegende Ortsteile zu informieren seien – zumal die Veranstaltung selbst auf Fahrlander Seite stattfinden soll.
Druck der Öffentlichkeit zwingt Verwaltung zum schnellen Handeln
Weil für Klockow die Rückmeldung der Stadtverwaltung ungenügend war, wandte sie sich direkt an den Oberbürgermeister, Jann Jakobs (SPD), und parallel an die Presse, u.a. mit Fotos, die Bauvorbereitungen der Seebühne zeigen.
Daraufhin sagte eine Sprecherin der Stadt in einer ersten Stellungnahme gegenüber der MAZ, dass das Gelände, auf dem die Veranstaltung geplant sei, nur angrenzend zum Landschaftsschutzgebiet läge und dem Veranstalter Auflagen erteilt würden, um eine Benachteiligung Dritter zu vermeiden.
Weil nun aber der Druck seitens der Öffentlichkeit immer größer wurde und die Verantwortlichen in Erklärungsnot kamen, wurde kurz nach der ersten Erklärung eine zweite abgegeben, in der mittgeteilt wurde, dass der Rückbau der Seebühne mittlerweile angeordnet wurde.
Trotz der im Vorfeld fragwürdigen Entscheidungs- und Informationsprozesse der Stadtverwaltung versuchte der Veranstalter selbst in einem persönlichen Gespräch mit Klockow für das Festival zu werben und versicherte ihr, dass es zu keinerlei Störungen an dem Festival-Wochenende kommen werde.
Am 21. Juli von 11:00 bis 13:00 Uhr hatten Anwohner und Interessierte die Möglichkeit, sich von den Vorbereitungen des Festivals direkt und vor Ort zu informieren.
Die Gewinne (nicht die Einnahmen, Anm. der Red.) sollen an die Arche Potsdam gespendet werden, so der Veranstalter gegenüber Klockow.
sts