In der Stadtverordnetenversammlung am 5. Oktober 2022 wurde der Politik der Gefahrenabwehrplan der Feuerwehr Potsdam für die Jahre 2022 bis 2026 vorgelegt und mit großer Mehrheit beschlossen. Erstmals wurde der nach brandenburgischem Brand- und Katastrophenschutzgesetz pflichtige Plan durch einen externen Gutachter erstellt. Aus der Risikobetrachtung für das Stadtgebiet und der Analyse des Ist-Zustands der Feuerwehr erfolgte eine Soll-Konzeption durch den Gutachter. Dabei wird die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr an der Erreichung der Hilfsfrist (Zeit vom Notrufeingang bis zum Eintreffen an der Einsatzstelle), der Funktionsstärke und dem Erreichungsgrad gemessen.

In allen Punkten wurden zum Teil deutliche Defizite aufgezeigt. In Folge dessen wurde die regelhafte Fortschreibung des Plans um eine strategische Planung bis zum Jahr 2032 erweitert. „Der neue Gefahrenabwehrplan zeigt die notwendigen Handlungsfelder und die Lösungswege in unserer Feuerwehr auf“, betont Brigitte Meier, Beigeordnete für Sicherheit, Ordnung, Gesundheit und Soziales. „Gerade die letzten Monate haben eindringlich gezeigt, wie wichtig eine leistungsfähige Feuerwehr bei der Bewältigung des Tagesgeschäfts bis hin zu Sonderlagen zum Wohl der Bürger:innen ist. Die Pandemie, Starkregenereignisse, Stürme und Waldbrände haben die Einsatzkräfte in der Stadt stark gefordert.“
Das Gutachten benennt folgende wesentliche Punkte zur Verbesserung der Gesamtsituation: Im ersten Schritt sollen in den Jahren 2023 und 2024 die aktuellen personellen Defizite ausgeglichen werden. Dazu sind in der Haushaltsplanung 74 neue Stellen angemeldet. Der Personalaufwuchs wird über eine hauseigene Feuerwehrausbildung und durch Neueinstellungen sichergestellt. Im Jahr 2025 soll die Feuer- und Rettungswache 1 in der Holzmarktstraße durch einen Verwaltungsneubau erweitert werden. In den Folgejahren ist der stufenweise Ausbau zweier neuer Standorte der Berufsfeuerwehr im Westen und Norden der Stadt geplant. Neben den Immobilien müssen hierfür auch gut ausgebildetes Personal und weitere Fahrzeugtechnik bereitgestellt werden. Die Zielstruktur der Berufsfeuerwehr besteht dann aus insgesamt vier Feuer- und Rettungswachen in der Landeshauptstadt. Die Struktur hat ebenfalls Auswirkungen auf die Aufbauorganisation der Feuerwehr. Notwendige Umstrukturierungen sind bereits eingeleitet.

„Ich freue mich, dass wir uns mit der Politik auf einen gemeinsamen Weg verständigen werden“, erläutert Ralf Krawinkel, Leiter der Feuerwehr Potsdam. „Dies schafft den Rahmen für die zukünftigen personellen und finanziellen Planungen und sichert eine leistungsfähige Feuerwehr in der wachsenden Stadt – egal ob hauptberuflich oder ehrenamtlich“.
Zur Feuerwehr Potsdam gehört neben der Berufsfeuerwehr auch eine Freiwillige Feuerwehr. Zunächst untersuchte das Unternehmen in 2019 die Leistungsfähigkeit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Diese Ergebnisse flossen in den nachfolgenden Gefahrenabwehrbedarfsplan ein. Ziel der Planungen ist es, ein Gleichgewicht zwischen Risiken in der Landeshauptstadt Potsdam und der Gefahrenabwehr durch die Feuerwehr herzustellen. Das Werk ist regelhaft alle fünf Jahre fortzuschreiben.
Bei den Freiwilligen Feuerwehren sind die laufenden Sanierungen der Feuerwehrhäuser voranzutreiben. Aktuell befindet sich der Neubau des Feuerwehrhauses in Sacrow in der Bauphase. Die Fahrzeugtechnik ist auch bei den ehrenamtlichen Kräften weiter zu modernisieren. Den Personalbestand der ehrenamtlichen Kräfte gilt es zu stabilisieren bzw. leicht zu erhöhen. Erfolgsmodell ist eine gute Jugendarbeit. In der Landeshauptstadt Potsdam gelingt es, rund die Hälfte der Jugendlichen in die Einsatzabteilung zu übernehmen. Um die Attraktivität der Freiwilligen Feuerwehr zu steigern, schlägt der Gutachter verschiedene Anreizsysteme vor. Einige, wie die kostenfreie Nutzung des Sportbades oder die Unterstützung bei der Wohnungssuche konnten bereits umgesetzt werden.

LHP