Die grauen Wolken über dem Potsdamer Wohnungsmarkt verdichten sich. Die schlechten Nachrichten der vergangenen Wochen und Monate geben Anlass zu großer Sorge bei allen Wohnungssuchenden. Das Landesumweltministerium hat den für die Wohnungsbaustrategie des Oberbürgermeisters sehr bedeutenden Stadtentwicklungsprojekten in Golm und Pirschheide, wie zu erwarten, aus Umweltschutzgründen einen Riegel vorgeschoben. Schon vor dieser Entscheidung hatte er die Warnungen, zum Beispiel des Ortsbeirates Golm, in den Wind geschlagen. An beiden Standorten sollten Wohnungen entstehen. Zudem waren beide Vorhaben auch als Absicherung gedacht, sollten die in Krampnitz weiterhin ungelösten Verkehrsprobleme noch dazu führen, dass von den dort geplanten 10.000 Wohnungen doch nur weniger als die Hälfte gebaut werden können. Das kürzlich noch von OB Schubert angekündigte Wohnungsbauprogramm mit insgesamt 11.000 Wohnungen ist absehbar gescheitert.

Personalnot in der Bauverwaltung
Gleichzeitig leidet die Potsdamer Bauverwaltung unter einer erheblichen Personalnot und ist folglich überlastet bei der Abarbeitung von diversen Bebauungsplan- und Baugenehmigungsverfahren. Aufgrund mangelnder Kapazitäten verzögern sich Verfahren um Jahre und werden zudem mit immer höheren regulatorischen Anforderungen überfrachtet, wie sie zum Beispiel aus dem immer restriktiveren Potsdamer Baulandmodell oder auch den Anforderungen an umwelt- und klimafreundliches Bauen hervorgehen. Sowohl die Kosten für die Ausweisung neuer Bauflächen als auch des Hochbaus werden hierdurch signifikant getrieben was sich, wenn ein Projekt irgendwann gebaut werden darf, negativ auf die Finanzierungsmöglichkeiten der Bauherren und die zu erwartenden Kostenmieten niederschlägt. Diese betragen mittlerweile 18 €/m² nettokalt bei Projekten, die im Rahmen des Potsdamer Baulandmodells in konventioneller Bauweise realisiert werden, wie OB Schubert und Baudezernent Rubelt verkünden mussten. Wohlgemerkt werden mit dieser Kostenmiete lediglich die reinen Herstellungskosten der Bauherren refinanziert. Inklusive Wagnis und Gewinn muss ein risikobewusster Bauherr heute Mieten von 22 bis 25 €/m² verlangen, um seine Wohnungsbauinvestitionen in Potsdam noch rechtfertigen zu können.

Privater Wohnungsbau gerät ins Stocken
Doch scheinbar glauben die Bauherren und auch deren Banken nicht daran, dass man den in Potsdam dringend benötigten Wohnungsneubau auf einem derart hohen Kosten- und Ertragsniveau noch nachhaltig betreiben kann und sollte. Der private Wohnungsbau gerät zunehmend ins Stocken. Weder die Wohnhochhäuser am Stern Center von ECE, das Quartier am Humboldtring von Quarterback oder gar die Baustellenruinen infolge der Insolvenz der Project Real Estate werden auf absehbare Zeit zur Erreichung der geplanten Wohnungsbaufertigstellungen beitragen.

Neubauprogramm der ProPotsdam
Auch die ProPotsdam als größte kommunale Wohnungsbaugesellschaft hat zuletzt verkünden müssen, dass sie ihr ambitioniertes Neubauprogramm nicht so ohne Weiteres wird umsetzen können. Die gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten setzen auch die Kommunalen unter Druck, die sich konsolidieren und den Verkauf von Bestandswohnungen erwägen müssen, um daraus neue Liquidität für die wenigstens teilweise Aufrechterhaltung eines kostenintensiven Neubauprogramm schöpfen zu können.

Neuer Bevölkerungsrekord
Während immer weniger Wohnungen gebaut werden, meldet die Stadt einen neuen Bevölkerungsrekord nach dem anderen, womit die anhaltende Krise in der sozialen Wohnraumversorgung sich weiter manifestiert. Wenn sich immer mehr Menschen um immer weniger Wohnungen bemühen müssen, sinkt das relative Angebot und steigen die Preise. Menschen, die sich das nicht mehr leisten können werden aus der Stadt in den ländlichen Raum verdrängt, was unter sozialen, kulturellen, ökologischen und auch ökonomischen Gesichtspunkten absolut kritisch zu bewerten ist und nur den Schluss zulässt, dass die Potsdamer Wohnungsbaupolitik der letzten Jahre gerade auf breiter Linie scheitert und deshalb dringend überdacht und reformiert werden muss.
Hierbei ist auch das Sonderbauprogramm für Flüchtlinge und sozial Schwächere bei Mieten von bis zu 23 Euro pro Quadratmeter und einem Gesamtvolumen aller Generalmietverträge von ungefähr 180 Mio. € nicht hilfreich. Es scheint, dass es sich um eine Hintertürsubvention für die kommunale Bauholding handelt und das auf Steuerzahler kosten.

Bürokratische Hürden abbauen
Wenn die Stadt auf den Pfad einer ausreichenden und sozialen Wohnraumversorgung zurückfinden möchte, muss sie bürokratische Hürden abbauen, den Bauverwaltungsapparat stärken, neue Bauflächen schneller und günstiger ausweisen, die Anforderungen an die Ausweisung von Bauflächen und den Hochbau auf ein vernünftiges Mindestmaß senken und das grundlegend richtige, aber sehr ambitionierte Wohnungsbauprogramm im Verbund aus kommunalen und privaten Wohnungsbauunternehmen umsetzen. Dabei muss gelten: Jede neu gebaute Wohnung, ob im unteren, mittleren oder gehobenen Preissegment, trägt zu einem ausgewogeneren Markt mit stabileren Preisen und somit zur Entlastung aller Wohnungssuchenden bei. Es liegt in der Verantwortung der Landeshauptstadt und ihres Oberbürgermeisters, diesen Weg nun unverzüglich zu beschreiten.

Jan Jacobi, Kreisvorsitzender CDA Potsdam und des CDU-Stadtbezirksverbands Drewitz-Stern-Kirchsteigfeld