Die „Hauskrankenpflege Doris Hoffie“ kommt und hilft, wenn Menschen im Potsdamer Norden Pflege und Unterstützung benötigen

Die Senioren, die sich regelmäßig zum gemeinsamen Frühstück im Gemeindehaus von Satzkorn verabreden sind ziemlich fit. Sie sind gut drauf, ernähren sich meist gesund und viele von ihnen treiben aktiv Sport.
Aber sie wissen auch, dass sich das besonders in ihrem Alter auch ändern kann. Was tun, wenn man plötzlich pflegebedürftig wird? Wer hilft einem, wenn die Familie die Pflege nicht oder nur teilweise übernehmen kann? Welche Möglichkeiten bieten die Krankenkassen? Wann hat man Anspruch auf eine Haushaltshilfe? Diese und viele andere Fragen konnte Doris Hoffie den Senioren am 14. Januar 2020 im Detail erklären und viele gute Tipps geben.
Seit 40 Jahren arbeitet Doris Hoffie als Krankenschwester. Sie hat im Bergmann-Klinikum gelernt und war bis 1994 Gemeindeschwester in Marquardt. Damals hatte sie die Idee, auf dem Gutsgelände in Satzkorn ein Seniorenheim zu eröffnen. Als die Treuhand 5 Millionen DM für ein Seitengebäude verlangte, musste sie schulterzuckend ablehnen. Statt dessen betreibt sie nun schon im 26. Jahr ihren sehr gefragten mobilen Pflegedienst, die „Hauskrankenpflege Doris Hoffie GbR“, ansässig in der Satzkorner Bergstraße. Die dunkelroten Autos mit dem Logo des Pflegedienstes hat bestimmt jeder schon einmal gesehen, der im Potsdamer Norden unterwegs ist. Betreut werden Patienten, die noch zu Hause leben können. Das Gebiet des Pflegedienstes umfasst Satzkorn, Fahrland, Marquardt, Uetz, Paaren sowie Bornim und Bornstedt bis zur Kirschallee.

Sarah Matte, Doris Hoffie, Stephanie Rose-Hoffie, Manuela Richter, Kerstin Sikora (v.l.n.r.), davor Nadine Radoy-Adel

Sarah Matte, Doris Hoffie, Stephanie Rose-Hoffie, Manuela Richter, Kerstin Sikora (v.l.n.r.), davor Nadine Radoy-Adel (wegen des Schichtdienstes konnten nicht alle Mitarbeiter beim Fototermin dabei sein.) Fotos: sk

Bei Schwester Doris arbeitet die ganze Familie im Unternehmen mit. Ihr Mann Volkmar Hoffie kümmert sich technische Fragen, wie die Website. Schwiegertochter Stephanie Rose-Hoffie managt das Büro. Sohn Mathias hält als KFZ-Schlosser den Fuhrpark instand. Aktuell arbeiten 14 examinierte Krankenschwestern und Pflegehelfer für den Pflegedienst und betreuen 120 bis 135 Patienten.

Pflege zu Hause

Die Pflegekräfte schwärmen früh am morgen aus, um ihren Patienten aus dem Bett zu helfen, sie zu waschen, ihnen die benötigte Medizin zu geben, Verbände zu wechseln, das Frühstück zu reichen… „Die meisten Menschen wollen nicht ins Heim, sondern so lange wie möglich zu Hause leben“, sagt Doris Hoffie. Das hat viele Gründe. Am wichtigsten ist sicher der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben. Aber auch für Senioren, die bereit sind für ein Pflegeheim, ist es nicht einfach: Freie Plätze in Potsdam sind rar und oft sehr teuer. „Im Schnitt müssen monatlich 1.000 bis 1.500 Euro auf das Pflegegeld draufgeschlagen werden, um einen Heimplatz bezahlen zu können“, bestätigt Hoffie „Die Rente reicht dafür oft nicht aus.“ Den fitten Senioren der Satzkorner Frühstücksrunde rät sie: „Lebe deinen Tag so, als wäre es heute dein letzter!“ Für später empfiehlt sie: „Versuchen Sie, so lange wir möglich zu Hause zu bleiben.“
Das Team der Hauskrankenpflege kann dazu einen entscheidenden Beitrag leisten. Je nach Fall reicht die Dienstleistung von einem einfachen Verbandswechsel bis zu regelmäßiger Betreuung bis zu vier mal pro Tag. Im Schnitt ist das Pflegepersonal eine halbe bis circa eine Stunde beim Patienten. „Wir sind in erster Linie dafür da, die Patienten medizinisch und pflegerisch zu versorgen“, sagt Doris Hoffie und ergänzt: „Wir bringen auch mal Brot und Butter mit, aber kein Bier und keine Zigaretten. Dafür und fürs Fensterputzen sind wir nicht zuständig.“ Für die Haushaltshilfe gibt es klare Regeln.

Zeit für Zuneigung ist manchmal leider knapp.

Zeit für Zuneigung ist manchmal leider knapp. Foto: pixabay

Vielfältige Aufgaben

Der Pflegedienst springt ein, wenn pflegenden Angehörige mal Urlaub brauchen. Regelmäßig betreut werden nicht nur Senioren, sondern zum Beispiel auch Kinder, die tägliche Insulingaben brauchen. Aus der Apotheke in Ketzin bringen die Mitarbeiter (auf Bestellung mit einer Vollmacht) benötigte Medizin mit. Denn viele Patienten in den Ortsteilen sind nicht mobil genug, um die weite Fahrt bis zur nächsten Apotheke in Groß Glienicke oder Potsdam auf sich nehmen zu können. Manche Krebspatienten erhalten sogar ihre Chemotherapie zu Hause.
Auch die Menschen in der Flüchtlingsunterkunft und im Obdachlosenheim am Lerchensteig betreut Hoffies Pflegedienst. Da ist viel Einfühlungsvermögen gefragt, um Vertrauen in die Arbeit des Pflegepersonals aufzubauen. Überhaupt ist die Arbeit in der Pflege nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr anspruchsvoll. Persönliche Schicksale bekommen die Mitarbeiter hautnah mit. Im Obdachlosenheim traf Doris Hoffie beispielsweise auf ehemalige Soldaten, deren Leben zerbrach, weil sie mit der Wende nicht klar kamen. Sie wurden alkoholabhängig, verloren alles und landeten auf der Straße.
Oft heißt es auch, Patienten beim Sterben zu begleiten und Abschied zu nehmen. Die Pflegekräfte haben gelernt, damit umzugehen. Sie bekommen Supervision (psychologische Beratung), wenn sie es brauchen. „Der Tod eines Patienten geht uns natürlich immer wieder sehr nahe“, schildert Hoffie. Ganz schwierig ist es für sie, wenn Patienten um Sterbehilfe bitten. Auch wenn sie den Wunsch nachvollziehen kann, ist es ihr gesetzlich verboten, darauf einzugehen.

Doris Hoffie, Geschäftsführerin und Krankenschwester: „Lebe deinen Tag so, als wäre es heute dein letzter!“

Das Dilemma mit den Arbeitskräften

Der Bedarf an Pflegepersonal ist groß: „Wir müssen viele Patienten leider vertrösten oder absagen, weil wir keine Kapazitäten mehr haben“, sagt Schwester Doris. Sie würde gerne mehr Patienten betreuen, wenn sie mehr Pflegepersonal einstellen könnte.
Die Anforderungen in dem Beruf sind hoch, Schichtdienst auf der Tagesordnung. „Pflegebedürftig ist man rund um die Uhr. Aber heutzutage gibt es immer weniger Menschen, die bereit sind, auch am Wochenende zu arbeiten.“ Doris Hoffie zuckt mit den Schultern. „Vor allem wurde der Beruf seit Jahren total schlecht gemacht, von der Politik und der Gesellschaft. Das fällt uns jetzt auf die Füße.“ Kaum jemand hat Lust, in der Pflege zu arbeiten. „Der Staat muss definitiv gegensteuern.“ Das Datenschutzgesetz und sehr viel Bürokratie machen dem Pflegedienst zusätzlich viel Arbeit. Die dafür benötigte Zeit geht von der eigentlichen Pflege ab.
Seit zwei Jahren bleiben sogar die Lehrstellen bei Schwester Doris unbesetzt. Die neuen Pläne der Bundesregierung sieht Hoffie kritisch: „Die Zusammenführung von Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege zu einer einzigen Ausbildung funktioniert nicht“. Denn alle drei Berufe erfordern einen hohen Spezialisierungsgrad.
Die Schicht bei Schwester Doris beginnt halb sechs. Für Pflegekräfte mit Kindern schwierig, denn Kitas und Schulhorte haben um diese Zeit noch geschlossen. Wo sollen sie ihre Kinder also unterbringen?

Die Satzkorner Senioren machen sich gemeinsam Gedanken über ihre Zukunft.

Die Satzkorner Senioren machen sich gemeinsam Gedanken über ihre Zukunft.

Schlechte Verkehrsanbindung

Auch die Bedingungen vor Ort in Satzkorn sind nicht sehr förderlich. Ein einziger Schulbus aus Richtung Potsdam hält wochentags am Morgen um halb acht auf dem Satzkorner Berg. Viel zu spät für die Frühschicht. Für den Bau eines Fahrradwegs zwischen Satzkorn und dem Kreisverkehr auf der B273 setzt sich der Ortsbeirat schon seit Jahren ein. Denn das Fahrradfahren auf der von Schwerlastverkehr extrem belasteten, schmalen Bergstraße ist gefährlich. Bleibt den Mitarbeitern also kaum etwas anderes übrig, als mit dem Auto zur Arbeit zu fahren – wenn sie denn eines zur Verfügung haben.
Doris Hoffie versucht, gute Bedingungen für ihre Angestellten zu schaffen. Das Klima ist familiär. Nach sieben Tagen Schichtdienst bekommen die Mitarbeiter zwei Tage frei. Üblich sind eher zehn Tage Arbeit am Stück. Leider sind die Gespräche mit der Stadt Potsdam über die Verbesserung der Bedingungen für die Pflegedienste im Sande verlaufen. >
> Vielleicht bringt die „Konzentrierte Aktion Pflege“ der Bundesregierung Besserung. Zum Beispiel durch die Einrichtung einer zentrale Servicestelle für berufliche Anerkennung von Pflegekräften aus dem Ausland, die in Deutschland arbeiten möchten. Aufgegeben werden soll die Ost-West-Differenzierung beim Pflegemindestlohn. Seit 1.1.2020 ist die Ausbildung für alle Azubis endlich kostenlos und sie bekommen eine angemessene Ausbildungsvergütung. Bis 2023 soll die Zahl der Auszubildenden und der Ausbildungseinrichtungen um jeweils 10 Prozent steigen. Mindestens 5.000 Weiterbildungsplätze sollen Pflegehelfern ermöglichen, Pflegefachkräfte zu werden.
Dass es kein Seniorenheim in der Nähe gibt, bedauern die Senioren während des sehr lehrreichen Vortrags im Satzkorner Gemeindehaus einmütig. „Wir wollen hier gemeinsam alt werden und sind sehr froh, dass wir Ihren mobilen Pflegedienst im Ort haben. Das gibt uns Zuversicht für später.“

sk

Internet: www.schwester-doris.info
Tel: 033208 / 226 61
Bürozeiten: Montag – Freitag: 9 – 15 Uhr

Tipps von Doris Hoffie für Patienten und pflegende Angehörige

Bei dem Gespräch zur Einstufung des Pflegegrads sollte unbedingt eine Betreuungsperson dabei sein. Den viele Senioren neigen dazu, sich eher gesünder darzustellen, als sie eigentlich sind
falls man mit dem Pflegegrad nicht einverstanden ist, lohnt es kaum in Widerspruch zu gehen. Denn das kann lange dauern. Besser nach vier Wochen einen erneuten Antrag stellen. Innerhalb von 14 Tagen
erhält man das Prüfergebnis.
Fragen Sie Ihre Krankenkasse, welche Leistungen Sie in Anspruch nehmen können. Ab Pflegegrad 2 können Umbauarbeiten für barrierefreies Wohnen bei der Krankenkasse beantragt werden, ein Zuschuss bis zu 4.000 EUR ist möglich.
Vorsicht vor privaten Rundum-Pflegeserviceangeboten! Lassen Sie sich vor Vertragsunterzeichnung erst unabhängig beraten.
Eine gute Anlaufstelle für alle Fragen ist der Potsdamer Pflegestützpunkt (siehe folgende Seite).
Tun Sie etwas gegen die Einsamkeit! Gemeinsam geht es besser, z.B. beim Seniorenfrühstück, das Doris Hoffie alle 14 Tage in der Nebenstelle in Fahrland anbietet.

Tel: 033208 / 226 61

Leistungen der Hauskrankenpflege Doris Hoffie

Behandlungspflege: Medikamentengabe, Kompressionsstümpfe und -verbände, Wundverbände, Injektionen, Insulininjektionen, Portversorgung
Grundpflege: Körperpflege, Ausscheidungen, Mahlzeiten (reichen, nicht Kochen!), hauswirtschaftliche Versorgung, Einkaufen, Besorgungen, pflegerische Betreuungsleistungen, Beratungsgespräche, Fahrbahrer Mittagstisch „Essen auf Rädern“
Pflegerische Betreuungsleistungen:
Die Senioren, die einen Pflegegrad haben, können vom Pflegedienst allgemein beraten werden. Bei abgeschlossen Verträgen bietet der Pflegedienst Seniorenkaffee (regelmäßiges, fröhliches und lustiges Beisammensein), Ausflüge & Veranstaltungen (Bus-, Dampfschifffahrt/Bootstour, Ostern, Weihnachten – mit Kostenbeteiligung an).
Palliative Sterbebegleitung
Ziel ist es, die Lebensqualität und die Selbstbestimmung von Palliativpatienten so weit wie möglich zu erhalten, zu fördern und zu verbessern und ihnen ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod zu ermöglichen.