Großer Tangoball und Workshops im Schloss
Der Boden, die Musik, die Frau – dit muss stimmen.“ sagt Süleyman, ein begnadeter Tangotänzer der alten Schule. Die Damen in seinem Arm scheinen über die Tanzfläche zu schweben.
Für die zahlreichen Gäste der Milonga am 16. März 2019 war noch etwas wichtig: Der Tangoball fand an einem ganz besonderen Ort statt, im Sacrower Schloss. Dafür öffnete der Förderverein „Ars Sacrow e.V.“ jetzt schon zum vierten Mal die Schlosspforte.
Joachim Freiherr von Vietinghoff, Vereinsmitglied und berühmter Filmproduzent, eröffnete den Abend. Er freute sich über das große Interesse und sah das Ziel des Vereins wieder einmal bestätigt: „Wir wollen, dass das Schloss auf ist. Mit solchen Veranstaltungen, mit Ausstellungen, Kinoabenden und Festen soll Leben in die alten Mauern kommen.“
Inzwischen im siebzehnten Jahr, hat sich der Verein Ars Sacrow mit seiner Arbeit viel Anerkennung und Respekt in Brandenburg, Berlin und darüber hinaus verschafft. Die Ausstellung „Château Ivre“ (2007), kuratiert von Rebecca Horn, ist da als herausragendes Beispiel zu nennen. Vielen dürfte die große Ausstellung von Jürgen Böttcher, alias Strawalde, aus dem letzten Jahr in Erinnerung geblieben sein. Auch in diesem Jahr gibt es wieder etwas besonderes in der Serie „Museum für einen Sommer“ zu erleben: „Zurück ins Ratzenloch“. Ab Juli werden zwölf Künstler zwölf verschiedene Interpretationen von zwölf Gedichten Theodor Fontanes ausstellen.
Ars Sacrow möchte, dass das Schloss, die Kirche und der Schlosspark (von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen) auf lange Sicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Gewinne aus den Veranstaltungen fließen in die Restaurierung und Renovierung der Gebäude. Kürzlich konnte so der Balkon über dem Spiegelsaal instandgesetzt werden. Die Bauarbeiten werden in enger Absprache mit der Eigentümerin, der Stiftung Schlösser und Gärten, durchgeführt. Zwischen Ars Sacrow und der Stiftung besteht ein Nutzungsvertrag, der dem Verein im Gegenzug weitreichende Befugnisse bei der Nutzung lässt.
Ein harter Kern von ca. zehn der rund einhundert Vereinsmitglieder investiert neben dem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 30 EUR viel Freizeit und Engagement in die gemeinsame Idee. Darunter Bettina Schulz, die die Milonga verantwortlich organisiert hat. Sie war es auch, die die Berliner Tangolehrer Lars und Nicole Ritzrau sowie die ursprünglich aus Argentinien stammende Tangolehrerin und Bühnentänzerin Erica Soraya Rist begeistern konnte, die Milonga zu betreuen. Denn es war nicht einfach nur ein Tanzfest. Anfänger und fortgeschrittene Tänzer durften sich unter Anleitung der Tanzlehrer in Workshops ausprobieren. Erstmals gab es eine Encuentro, eine Übungsstunde zum Auffordern. Denn das läuft im argentinischen Tango ganz anders, als man es hier kennt. Scheinbar zufällig begegnen sich die Blicke der potentiellen Tanzpartner. Bleibt der Blick haften und keiner wendet sich ab, ist das eine Verabredung zum Tanz. Dann treffen sich die beiden auf der Tanzfläche und es kann los gehen. Sinn der Sache: Die Ehre des Mannes bleibt unangetastet, einen Korb muss er sich nicht abholen.
Laufender Tanzpartnerwechsel gehört zum guten Ton. Nach einer Tanda (Set von 3 – 5 Liedern eines Stils) fällt symbolisch die Cortina (der Vorhang) für eine Pause von ca. 30 Sekunden. Die Tanzpaare trennen sich und mischen sich neu.
Das Rollenspiel zwischen Führendem und Geführtem ist das eigentlich Spannende am Tangotanzen. Lars und Nicole Ritzrau legen großen Wert auf diese Formulierungen, denn oft tanzen auch Frauen mit Frauen und Männer mit Männern. Einer von beiden übernimmt die Führung.
Die Tanzlehrer fühlen sich vom „Organic-Tango“ inspiriert, wie er von Cristina & Homer Ladas unterrichtet und gelehrt wird. „Organic“ bedeutet für sie die Aufnahme des natürlichen und anatomisch korrekten Bewegungsablaufes in den Tango, um eine natürliche, geschmeidige und fließende Bewegung zu erzeugen. Die Führung aus der Wirbelsäule und die Elastizität in der Umarmung sind dabei sehr wichtig. Es geht darum, ein für beide Partner harmonisches und komfortables Bewegungsgefühl zu schaffen, ohne große Anstrengung. Lars Ritzrau: „Tango ist Umarmung. Danach sehnt sich doch jeder Mensch.“
sk
Tango
Tanzen lernen…
…bieten die Tanzlehrer Lars und Nicole Ritzrau im Sportverein in Spandau (Siemensstadt). Das ist viel günstiger, als Stunden in einem Tanzstudio zu nehmen. Bevor man Mitglied im Sport Club Siemensstadt Berlin e.V. wird, kann man mit einer 10er Karte für 85 EUR erstmal ausprobieren. Einstieg ist jederzeit möglich. Kurszeiten und weitere Infos hier: www.scs-tangoargentino.de
Bei Erica Soraya Rist kann man professionelle Tanzshows buchen: www.divine-dance.de
Wer sich über Tangokurse und Milongas in Berlin und Potsdam informieren möchte,
wird hier fündig:
www.tango.info/berlin oder www.tango.info/potsdam
Das Schloss Sacrow kann man mieten
Die ehemaligen Wohnräume im Erdgeschoss des Schlosses Sacrow eignen sich hervorragend für Stehempfänge, gesetzte Essen, Vorträge, Konzerte und Familienfeiern. Ein besonderes Ambiente bietet das Schloss auch für Hochzeitsfeiern im Anschluss an die kirchliche Trauung in der nahe gelegenen Heilandskirche.
www.spsg.de