Weil Omas Kuchen die besten sind

Ganz still und fast unbemerkt eröffnete 2019 in Groß Glienicke eine Kuchenmanufaktur, in der Omas leckere Kuchen backen. Der POTSDAMER sprach mit Claudia Goldman, der Gründerin von Käthe & Agathe, und wollte wissen, was hinter dieser Idee steckt.

Frau Goldman, wie kamen Sie auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen, das einen sozialen Fokus hat?
„Bereits in meiner Kindheit haben mich meine beiden Omas, Käthe und Agathe, mit dem leckersten Kuchen, den Omas backen können, verwöhnt. Ihnen verdanke ich meine große Schwäche für guten Kuchen. Als ich mir dann Jahre später zum Ziel gesetzt hatte, etwas für die Menschen in Berlin und Umgebung zu bewirken, musste ich eigentlich nur noch Eins und Eins zusammenzählen.
Schon länger beschäftigte mich die sogenannte Sinnfrage und mir wurde klar, dass ich mit dem, was ich tue, etwas bewirken möchte und dass mir neben einem harmonischen Familienleben eine Arbeit wichtig ist, mit der ich mich persönlich stärker identifizieren kann.
Social Entrepreneurship [soziales Unternehmertum, Anm. d. Red.] lautete für mich die passende Antwort. Die Idee zu Käthe & Agathe ist dann eigentlich ganz einfach entstanden.
Ich liebe Kuchen und habe mich auf der einen Seite gefragt, wieso es so wenig guten Kuchen zu kaufen gibt. Auf der anderen Seite ändern sich die Bedürfnisse in unserer Gesellschaft. Wir werden immer älter und immer mehr Menschen gehen in Deutschland auch im Rentenalter noch arbeiten. Und das nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern weil sie einfach noch nicht bereit sind für den Ruhestand. Und da dachte ich mir, es wäre doch super, wenn man das Eine mit dem Anderen verbinden würde.“
Die gebürtige Berlinerin absolvierte in den Niederlanden ein Studium zur Hotelbetriebswirtin mit Schwerpunkt Marketing. Es folgten viele berufliche Stationen in der freien Wirtschaft. Sie arbeitete in unterschiedlichen Rollen und leitete Teams im medialen Umfeld, in Start-Ups und auf Konzernseite. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie in Groß Glienicke.

Omas only – und Opas

„Es gibt viele Projekte, die die Anforderungen von Menschen mit Behinderung und Sucht fokussieren und ihnen dabei helfen, ihren Alltag zu bewältigen. Weniger Angebote gibt es jedoch für Menschen im Rentenalter. Ein großer Anteil von Frauen und Männern sind im Rentenalter noch fit und suchen ein Betätigungsfeld, das ihrer Persönlichkeit entspricht. Backen ist da ein willkommenes Angebot – und die Back-Omas können sich etwas dazu verdienen“, skizziert Goldman die Situation vieler.
Mit der Gründung der Kuchenmanufaktur inklusive Online-Shop und Lieferservice bekommen Omas – und zukünftig bestimmt auch Opas – bei Käthe & Agathe wieder eine Aufgabe und das gute Gefühl, gebraucht zu werden. „Beim Backen lernt man neue Leute kennen und kann sich etwas zu der eigenen Rente dazuverdienen. Zusammen backen bedeutet für uns auch Kommunikation und gemeinsame Erlebnisse. Hier entstehen neue Impulse und manchmal auch neue Freundschaften. Und das Meistern von kleineren und größeren Herausforderungen motiviert und sorgt ganz nebenbei für mehr Spaß und Lebensfreude im Alter“, so Goldman, der der soziale Aspekt ihrer Geschäftsidee ganz besonders am Herzen liegt.
Die Idee finanziert sich allein aus dem Kuchenverkauf an verschiedene Kundensegmente. Privatkunden, Unternehmen sowie ausgewählte Cafés und Restaurants können ihre Lieblingskuchen einfach online, per E-Mail oder telefonisch bestellen und ganz bequem nach Berlin, Potsdam und ins Umland zum Wunschtermin liefern lassen.

Leckere Kuchen gehen immer

Montag bis Freitag sind derzeit die aktuellen Backtage – sofern Sonderbestellungen es nicht erforderlich machen, den Ofen auch an Wochenenden und Feiertagen anzuheizen. Zurzeit backen vier Seniorinnen regelmäßig in der Kuchenmanufaktur.
Aufgrund der Corona-Situation müssen sich viele andere Interessentinnen, die sich bereits bei Käthe & Agathe gemeldet haben, vorerst gedulden, bis sie zum Probebacken kommen und zum Team gehören können.
Aktuell gibt es insgesamt zehn Kuchen im Angebot. Darunter beliebte Kuchenklassiker wie fruchtiger Apfel- Walnuss-Kuchen, saftiger Schokoladenkuchen oder nussiger Karottenkuchen und cremiger Käsekuchen.
Gebacken wird in der Kuchenmanufaktur nach altbewährten Originalrezepten. Mittlerweile erweitern auch moderne Kuchenkreationen wie vegane Kuchen die Angebotspalette, und auch ein glutenfreier Kuchen wird derzeit entwickelt, verrät Goldman dem POTSDAMER. Gebacken werde allerdings – und das ist Bedingung – nur von echten Omas bzw. Seniorinnen – oder auch Senioren. Und in allen Kuchen steckt immer eine extra Portion Liebe für den unvergleichlichen Geschmack – so wie früher bei Oma.
„Menschen und ihre Essgewohnheiten ändern sich, denn Leben heißt Veränderung. Deshalb entwickeln wir auch immer wieder neue Rezepte und leckere Kuchenkreationen unter Berücksichtigung der Wünsche unserer Kunden sowie aktueller Foodtrends. Für fast jeden Geschmack ist hier etwas dabei“, ist sich Goldman sicher.
Und weil während der Corona-Zeit Gastronomien geschlossen und Unternehmensveranstaltungen stark zurückgefahren werden, hat Goldman mit Käthe & Agathe und dem Kuchenverkauf auf dem Berliner Winterfeldtmarkt bereits erfolgreich weitere Stammkunden gewonnen. Für den Marktverkauf sollen bald auch noch Blechkuchen dazukommen.

Wo Omas sind, sind Kinder nicht weit

Goldman möchte sich jedoch nicht aufs Kuchenbacken allein spezialisieren. Ganz im Sinne einer ganzheitlichen sozialen Idee möchte sie auch für die Kinder Angebote bieten, die ja bekanntlich auch gerne backen und große Kuchenfans sind. So plant Goldman – nach Corona – gemeinsame Backstunden mit Kindern und den Back-Omas zum Plätzchenbacken während der Weihnachtszeit, Back-Events für Kindergeburtstage, Backkurse in der Schule und vieles mehr An Ideen fehlt es der marketingerfahrenen Goldman also nicht, ganz im Gegenteil. Ein eigenes Café wäre sogar denkbar. „Was gibt es Schöneres, als ein frisches und leckeres Stück Kuchen zu einem frisch gebrühten leckeren Kaffee?“, fragt Goldman.

Guter Generationengedanke

Bei Käthe & Agathe gehören nicht nur kuchenglückliche Kunden und glückliche Omas unwiderruflich zusammen, sondern man legt auch bei allem Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
„Weil uns Verantwortung einfach besser schmeckt, schonen wir unsere Ressourcen und bevorzugen Zutaten und Verpackungen aus umwelt- und sozialverträglicher Produktion. Und bei der Auswahl unserer Lieferanten setzen wir auf Regionalität und Frische“, betont Goldman.
Es verwundert daher nicht, dass die Kuchenmanufaktur Käthe & Agathe schnell Stammkunden hat gewinnen können und trotz Corona zuversichtlich in die Zukunft schaut. Qualität setzt halt durch und bindet Kunden.

Wir haben selbst probiert. Unser Urteil: Sehr empfehlenswert!
Mehr zu Käthe & Agathe finden Sie unter: https://kaetheundagathe.de/

sts