Zu Besuch in der Schwimmschule Pinguin
Ereignisreich und überschlagend waren die vergangenen Wochen in der Schwimmschule Pinguin, als es hieß, der Schwimmbetrieb darf nach der langen Schließzeit wieder unter Auflagen beginnen“, erzählt Kirsten Grandke, Trainerin und Leiterin der Schwimmschule Pinguin des SC Potsdam e.V. im Gespräch mit dem POTSDAMER.
Nachdem die Schwimmschule am 16. März hat schließen müssen, befand man sich – wie viele andere Vereine auch – in einem Informationsvakuum. Niemand wusste, wie es weitergehen oder ob es jemals wieder zu einem Regelbetrieb kommen wird, wie man ihn gewohnt war. Kurse mussten abgebrochen werden, die drei Angestellten gingen auf Kurzarbeit, die 20 selbstständigen SchwimmtrainerInnen waren von heute auf morgen ohne Arbeit.
Dann kam die Nachricht, auf die alle sehnsüchtig gewartet hatten: Am 15. Mai könne man die Schwimmschule unter strengen Auflagen wieder in Betrieb nehmen, hieß es. Was erst einmal gut klingt, bedeutete allerdings für das gesamte Team um Grandke alles andere als nur die Tür wieder aufzuschließen.
Viele Fragen, unruhige Nächte
Nachdem das Schwimmbecken gereinigt wurde und das Wasser wieder eingelassen werden sollte, zeigte sich, dass der gesamten Anlage die lange Auszeit nicht gut getan hatte. „Dank der Firma, die unsere Schwimmschule betreut, konnten die technischen Aufgaben relativ schnell gelöst werden, so dass wir erst einmal die Anlage wieder ordentlich in Betrieb nehmen konnten. Erst dann war daran zu denken, uns mit den Teilnehmern und der Kursplanung zu beschäftigen“, so Grandke. Schlaflose Nächte habe Grandke zu dieser Zeit gehabt, weil sich ein nicht endender Fragenkatalog im Kopf auftat. „Uns blieb keine Zeit, um lange zu planen und Dinge auszuprobieren. Wir mussten schnell handeln und haben Antworten auf bestehende Fragen nur durch das Machen gefunden“, beschreibt Grandke die kurze Zeit vor der Wiedereröffnung.
Gute Planung zahlt sich aus
Parallel zur Inbetriebnahme der gesamten Anlage mit Wasserbecken, Pumpen und Reinigungsanlagen musste dafür gesorgt werden, dass die Kurse geplant, Mitarbeiter eingesetzt und die Kursteilnehmer wieder über den Neustart der Schwimmschule informiert wurden.
„Zum Glück haben wir den Kontakt zu unseren Teilnehmern nie ganz abreißen lassen. E-Mails waren vor allem in der Zeit der Schließung für uns das wichtigste Kommunikationsmittel untereinander und nach außen. So blieben wir mit unseren vielen Teilnehmern weiterhin in Kontakt und konnten sie jederzeit über alles Aktuelle informieren“, erzählt Grandke.
Viele haben ihre laufenden Kurse wegen der Schließung abbrechen müssen, manche konnten sie gar nicht erst beginnen. So musste man den kompletten Betrieb und die Kurse für die Kursteilnehmer neu organisieren. Und das ist bei 500 Kursteilnehmern pro Woche nicht mal so eben nebenbei gemacht, denn das Alter der Teilnehmer liegt aufgrund des breiten Kursspektrums zwischen drei Monaten und über 80 Jahren.
Weil auch die SchwimmtrainerInnen schnell wieder mit im Boot – oder im Becken – waren, konnte die Vielzahl der Kurse wieder schnell besetzt und angeboten werden.
Finanziell gut gewuppt
Neben den administrativen und organisatorischen Aufgaben mussten auch die finanziellen Fragen schnell und unkompliziert gelöst werden. „Mit der Gutscheinregelung konnten wir unseren Teilnehmern ein sehr gutes Angebot machen. Der Gutschein ist über mehrere Monate gültig und ermöglicht es den Teilnehmern, bereits bezahlte Kurse wieder aufnehmen zu können. Werden keine Kurse in dem vereinbarten Zeitraum besucht, wird die Kursgebühr erstattet. Aber auch Rückabwicklungen bereits bezahlter Kursgebühren mussten wir leisten. Alles in allem aber eine gute Lösung für alle“, so Grandke.
Nachfrage wieder da
Anmeldungen gab es in den letzten Monaten kaum. Erst seit Anfang Juni kommen wieder erste Anmeldungen für Schwimmkurse, und die Nachfrage steigt schnell. Durch die Mund-zu-Mund-Propaganda, viele Stammteilnehmer und einzelne Medienberichte spricht es sich rum, dass die Schwimmschule Pinguin wieder geöffnet hat. Vom Babyschwimmen zum Kita-Kinderschwimmen bis hin zu den Seniorenkursen steht alles wieder auf dem Plan.
Schwimmen ist Grundlage
Schwimmen zu können ist wichtig. Es ist gesund, macht Spaß und kann vor allem Leben retten. Deshalb befürwortet Grandke das Schwimmenlernen schon im Kleinkindalter. „Der Umgang mit dem Wasser ist schon für die Entwicklung von Babys sehr wichtig. Sie erschließen sich ihre Außenwelt über das Wasser und bekommen ein Gefühl für die physikalischen Eigenschaften wie Auftrieb und Schwerkraft. Aus diesem Grund sind auch das Tauchen und das Erlernen der Rückenlage wichtige Bausteine für die Schwimmsicherheit. Neben den Kleinkindern werden auch die Eltern sicherer im Umgang mit den Kindern im Wasser. Das gemeinsame Schwimmen ist daher für Kinder und Eltern gleichermaßen eine wichtige Erfahrung.
Zu wenig Schwimmlernmöglichkeiten
Der SC Potsdam e.V., zu dem die Schwimmschule seit 2016 gehört, bietet viele Möglichkeiten für den Schwimmunterricht, doch diese reichen nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen. „Unser Becken reicht aus, um Angebote für Babys, Kleinkinder und Kinder sowie Reha- und Breitensport (Aquafitness und Schwangerengymnastik) anbieten zu können. Für das Angebot an weiterführenden Schwimmkursen ist es zu klein. Um den Kindern Schwimmkenntnisse mitzugeben, dass sie auch in einem großen Becken oder in einem offenen Gewässer sicher und ohne Aufsicht schwimmen können, braucht es oft zusätzlichen Unterricht. Innerhalb des SC Potsdam gibt es über die Abteilung Breitensport Schwimmen einige Möglichkeiten, die Kinder an weiterführenden Schwimmkursen im BLU und am Luftschiffhafen teilhaben zu lassen. Allerdings sind auch hier die Plätze begrenzt. Mehr als die Hälfte aller Kinder können die gewünschte und notwendige Weiterentwicklung der Schwimmfertigkeiten nicht vollziehen, weil in Potsdam dafür zu wenige Angebote und zu wenig Platz zur Verfügung stehen“, bedauert Grandke.
Aus diesem Grund steht sie einem schon oft diskutierten Schwimmbad im Potsdamer Norden sehr aufgeschlossen gegenüber. „Wir sind in Potsdam umgeben von Wasser, und viele Wassersportarten werden hier ausgelebt.
Doch in den Schulen wird der Schwimmsport nicht so gelehrt, wie ihn sich Kinder, Eltern und Lehrer wünschen, was leider auch mit den sehr begrenzten Kapazitäten in Potsdam zu tun hat. Wenn Kinder in ihrer frühen Förderung keine umfängliche Schwimmausbildung bekommen, werden diese auch im weiteren Verlauf keinen Zugang zum Wasser finden.“
sts