Spandaus Bürgermeister, Helmut Kleebank, verbschiedet sich – vorerst…

Gerade feierte Helmut Kleebank sein 25-jähriges Dienstjubiläum im Öffentlichen Dienst. Seit 2011 ist er Bezirksbürgermeister von Spandau. Vor ein paar Wochen kündigte er an, bei den kommenden Wahlen im nächsten Jahr nicht mehr als Bezirksbürgermeister kandidieren zu wollen.
Der POTSDAMER sprach mit Kleebank und fragte nach den Beweggründen, sich von der politischen Bezirksbühne zu verabschieden.

Herr Kleebank, sind zehn Jahre als Bezirksbürgermeister genug für einen Politiker?

Ich finde, zehn Jahre sind eine runde Sache. Das sind auch zehn Jahre verlässlicher Kontinuität an der Spitze des Bezirksamtes. Immer wieder wird ja über das Für und Wider der Begrenzung politischer Mandate diskutiert. Grundsätzlich finde ich, dass es in politischen Spitzenämtern nach zwei oder drei Wahlperioden Zeit ist für einen Wechsel. Das gilt sowohl für einen selbst als auch für den Bereich, für den man politisch verantwortlich ist. Für mich ist das ein guter und praktikabler Mittelweg zwischen Kontinuität und Erneuerung.

Sie haben eine Krankenpflegeausbildung gemacht und haben später als Lehrer und Schulleiter gearbeitet. Was qualifiziert einen Schulleiter dafür in die Politik zu gehen?

Als Lehrer bzw. als Schulleiter entwickelt man Sekundäreigenschaften wie soziale Kompetenzen sowie die Fertigkeiten Gruppenprozesse zu erkennen, zu analysieren und zu steuern. In der Schule, wie in der Politik hat man es primär mit Gruppen statt mit Individuen zu tun. Parallel dazu erhält man durch die Arbeit im Öffentlichen Dienst tiefere Einblicke in die Arbeits- und Denkprozesse der Verwaltung sowie insbesondere in die Schul- und Bildungssysteme. Das sind insgesamt sehr gute Voraussetzungen, um in einem schwierigen Umfeld wie der Politik zu bestehen.

Auch wenn Helmut Kleebank lieber außerhalb seines Büros arbeitet, Schreibtischarbeit ist die Grundlage für den Erfolg draußen.

Auch wenn Helmut Kleebank lieber außerhalb seines Büros arbeitet, Schreibtischarbeit ist die Grundlage für den Erfolg draußen. Fotos: sts

Gab es für Sie ein politisches Lieblingsthema?

Besonders viel Spaß macht mir die Weiterentwicklung der Spandauer Schullandschaft. Neue Schulstandorte zu finden und zu entwickeln oder die Konzeptionierung der neuartigen Gymnasialen Oberstufen im Verbund, die wir seit Mitte letzten Jahres erfolgreich eingeführt haben, sind Projekte, die mir sehr am Herzen lagen und immer noch liegen.

Was genau versteht man unter Gymnasialer Oberstufe im Verbund?

Wir haben in den Oberschulen immer wieder viele Schülerinnen und Schüler, die nach der zehnten Klasse ihr Abitur machen wollen, dies aber an ihrer Schule nicht angeboten werden kann. Die Lösung ist ein Verbund von zwei oder mehr solcher Oberschulen, die eine gemeinsame Oberstufe, eine sogenannte Oberstufe im Verbund gründen.
Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte der verbundenen Schulen bilden dann gemeinsam die Gymnasiale Oberstufe. Am Ende erhalten die Schülerinnen und Schüler von ihrer Schule das Abiturzeugnis. Je nach Ertüchtigung der Schullandschaft und steigender Schülerzahl können Verbünde auch wieder aufgesplittet und neu zusammengesetzt werden.

In Spandau besteht zurzeit ein Verbund von vier Schulen. Wegen der ansteigenden Schülerzahlen bereiten wir aber die Gründung diverser neuer und den Ausbau vorhandener Oberschulen vor. Damit können wir dann den großen Verbund nach und nach wieder in 2-er-Verbünde auflösen.

Was steht noch ganz oben auf der Agenda?

Auch das Thema Verkehr ist für mich ein sehr wichtiges, das ich im Lenkungskreis I 2030 intensiv begleite und versuche mitzugestalten. Hier geht es zum Beispiel um den Ausbau des Bahnhof Spandau und der Fern- und Regionalbahntrasse sowie der S-Bahn. Das sind ja auch wichtige Ankerpunkte für die Anbindung von Krampnitz. Bezüglich der Anbindung von Krampnitz bezieht uns die Stadt Potsdam direkt in den Prozess ein, obwohl wir von Spandauer Seite weniger zu den Verkehrsplänen unserer Nachbarn beitragen können. Wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die Kreuzungsgestaltung vom Groß Glienicker Übergang zum Ritterfelddamm, die in naher Zukunft angegangen wurden muss.

Neun Jahre lang war das Rathaus sein „Zuhause“, im nächsten Jahr übergibt Helmut Kleebank die Amtsgeschäfte seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin.

Neun Jahre lang war das Rathaus sein „Zuhause“, im nächsten Jahr übergibt er die Amtsgeschäfte seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin.

Neben den vielen Erfolgsgeschichten gibt es sicherlich auch viele Rückschläge und Aufgaben, denen man sich weniger gerne widmet. Wo nimmt man als Bezirksbürgermeister die Energie und Motivation her, um so kontinuierlich und nachhaltig gestalten zu können?
Ehrlich gesagt, haben wir in letzter Zeit überwiegend positive Erlebnisse. Es läuft wirklich gut. Und genau das sind die Quellen, aus denen man sehr einfach Energie schöpft. Das Projekt Siemensstadt 2.0, im Verkehrsbereich die Wiederinbetriebnahme der Siemensbahn und die Verlängerung der S-Bahn nach Finkenkrug sowie die Gründung der großen Pflegeakademie von Vivantes und Charité mit über 4000 Ausbildungsplätzen in der Spandauer Neustadt und einer neuen Europaschule in der Siemensstadt. So etwas hätte vor wenigen Jahren noch niemand zu träumen gewagt.
Es macht mir einfach Spaß, Dinge anzustoßen, zu konzeptionieren, strategisch zu denken und zu handeln. Ich bin dann oft nur für eine Idee oder das Weichenstellen zuständig, bei der Umsetzung stehen mir dann wieder viele Fachleute zur Seite, die mit ihren Fachkenntnissen dafür sorgen, dass die Projekte auch effizient und erfolgreich umgesetzt werden.
Man darf sich aber auf Erreichtem nicht ausruhen, sondern muss immer dran bleiben und neue Herausforderungen bewältigen. Bei allen großen Projekten tauchen im Verlauf immer wieder neue Stolpersteine auf, die man aus dem Weg räumen muss. Manchmal muss man auch die Verwaltung einfangen, wenn sie die falsche Richtung eingeschlagen hat. Man muss dann aber auch wieder auf sie hören, sonst landet man schnell auf dem Bauch. Alles möglichst mit einem guten Händchen für das richtige Timing und überzeugende Argumente.
Weitere zukunftsweisende Erfolge sind unter anderem die komplette Tilgung unserer Alt-Schulden, die Errichtung der neuen Volkshochschule gegenüber vom Rathaus, die zahlreichen Förderkulissen wie zum Beispiel rund 100 Mio. Euro für die Heerstraße Nord und 50 Mio. Euro für die Altstadt. Hinzu kommen Investitionen in den Wohnungs- und Straßenbau, den Kitabau und mehr als 500 Millionen Euro für den Schulbau. Aber auch Investitionen in den Wirtschaftsstandort wie zum Beispiel bei BMW mit einem dreistelligen Millionenbetrag.

Was macht der Mensch, Lehrer und Politiker Kleebank im Wahljahr 2021?

Das Jahr 2021 wird von den anstehenden Wahlen und damit natürlich vom Wahlkampf geprägt sein. Die SPD will den Spandauerinnen und Spandauern bei der Wahl ein ausgewogenes und zugleich spannendes Personaltableau anbieten. Dabei geht es um die Kandidaturen für alle Positionen, die nächstes Jahr zur Wahl stehen. Bezirksamt und BVV, Abgeordnetenhaus, Bundestag. Ich bin sicher, unser Kreisvorsitzender, Raed Saleh, wird einen Vorschlag vorlegen, der in der Spandauer SPD eine breite Mehrheit und in der Bevölkerung hoffentlich eine große Zustimmung findet.
Mit Henning Rußbült haben wir jedenfalls schon mal einen hervorragenden Spandauer als Vorschlag für die Bürgermeisterkandidatur gewinnen können. Ob und wofür der Name Kleebank in Bezug auf das Wahljahr 2021 auftaucht, wird sich demnächst klären. Ich bitte also noch um etwas Geduld.

Sehr geehrter Herr Kleebank, haben Sie vielen Dank für das interessante Gespräch.
Das Gespräch mit Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank führte Steve Schulz