Qualitätsfleisch von glücklichen Schweinen
Wie geht es eigentlich den Schweinen im Winter, wenn es friert und Schneestürme über die Felder brausen? Das fragte sich die Redaktion zu Beginn der „kalten Jahreszeit“. Die Tiere im Potsdamer Sauenhain leben 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag draußen. Richtiger Winter ließ bisher auf sich warten. Am 14. Januar fuhr der POTSDAMER trotzdem nach Grube. Und an diesem Tag kam sogar die Sonne raus.
Clemens Stromeyer, Schweinehirt und Inhaber des Sauenhains, nahm uns die Sorge vor der Kälte: „Der Winter ist kaum ein Problem für die Tiere. Sie sind von klein auf abgehärtet. In den Schutzhütten kuscheln sie sich zusammen und wärmen sich gegenseitig.“ Der Boden in den kleinen Hütten muss trocken sein. Zweimal wöchentlich wird das Stroh gewechselt.
Von Regen und Matsch können die Schweine gar nicht genug kriegen. Dann sind sie in ihrem Element, wühlen mit ihrem Rüssel in den Pfützen herum und suhlen sich genüsslich. „Anstrengend wird es für sie im Hochsommer, wenn bis zu 14 Stunden lang die Sonne auf den freien Acker scheint.“
Beim Menschen sorgt der Schweiß auf der Haut für die nötige Abkühlung. Schweine können nicht schwitzen, Schweißdrüsen haben sie so gut wie keine. Die nötige Abkühlung holen sie sich, indem sie sich in den Schatten verziehen oder noch viel besser – ein Schlammbad nehmen. Bei längerer Trockenheit ist Stromeyer also ständig dabei, für Wassernachschub zu sorgen, damit es den Schweinen gutgeht.
Optimale Bedingungen
In Grube leben die Muttertiere mit ihren Ferkeln unter idealen Bedingungen in einer alten Apfelplantage. Die Bäume spenden Schatten, unten ist alles schön matschig. Mit der Zeit soll aus der alten Plantage eine offene Streuobstwiese werden. Auf einem extra abgesteckten Areal dürfen sich der Eber und ein paar Sauen vergnügen, bis diese trächtig werden.
Clemens Stromeyer, Landwirt:
„Die ganzjährige Weidehaltung ist der artgerechteste landwirtschaftliche Ansatz zur Schweinehaltung.“
Immer wieder muss Clemens Stromeyer die Weidezäune umstecken: „Die Schweine machen alles platt“. Die richtig harte Arbeit beginnt: Kuhlen werden zugeschüttet, der Boden gegrubbert und geglättet. Stomeyer sät eine Nährstoffe aufnehmende Blühmischung aus. Das ist eine artenreiche Saatmischung, die die Nährstoffeinträge der Tiere wieder reduziert und die Ackerhygiene sichert. Über die Bienenweide freuen sich zahlreiche Insekten und sie sieht schön aus. Wenn die Wiese kräftig genug ist, dürfen die Schweine wieder drauf und der nächste Bereich wird abgesteckt. Dort geht die Arbeit von Neuem los.
Im Gespräch mit Stromeyer wird schnell klar: dieser Mann ist mit ganzem Herzen und 150% Power bei der Sache. Eine 60 bis 80 Stunden-Woche ist normal. Rund 150 Schweine versorgt er täglich mit Futter und Wasser. Trotz der harten körperlichen Arbeit muss auch immer Zeit bleiben zu prüfen: Geht es den Tieren gut? Stimmt die Hygiene? Sind die Zäune sicher?
Stundenweise wird Stromeyer von einer Aushilfe unterstützt. Auch die Familie ist engagiert dabei und hilft z.B. bei technischen Fragen oder wenn etwas repariert werden muss.
Zehn Wochen dürfen die Ferkel beim Muttertier bleiben. Dann sind sie groß genug und kommen zur Masthaltung auf die Weide am Königsdamm, südlich von Marquardt. Von der Bahn aus kann man die Schweine auf den Freiflächen mit den Schutzhütten gut sehen.
Mästen, aber richtig
Die Ernährung der Tiere ist ausgewogen und setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen, z.B. Getreide, Weide, Obst, Schrot und Treber (bei der Bierherstellung anfallende Rückstände vom Malz). Die Schweine im Sauenhain werden nicht schnell groß gemästet, sondern reduziert gefüttert, um langsam wachsen zu können. Medikamente oder Leistungsförderer sind tabu.
Essensreste (mit möglichen tierischen Anteilen) zu verfüttern, ist laut einer EU-Verordnung seit 2001 nicht mehr erlaubt. Die Regelung ist umstritten, einerseits wird dadurch die Gefahr einer Übertragung von Tierseuchen eingedämmt. Anderseits landet der nährstoffreiche Überschuss aus Restaurants und Großküchen jetzt fast nur noch in Biogasanlagen. Forscher an der University of Cambridge haben untersucht, was geschehen würde, wenn die EU das Verbot aufheben würde und man wieder Speisereste verfüttern würde, die mithilfe neuer Technologien hitzebehandelt wurden. Das Ergebnis: 90 Mio. Tonnen überschüssiges Essen könnten verfüttert, 20.000 km² Anbaufläche anderweitig genutzt und die Kosten für die Fütterung halbiert werden.
Die Versorgung der Schweine und das Pflegen des Geländes ist für Clemens Stromeyer nur die eine Hälfte des Jobs. Wöchentlich werden zwei bis drei Schweine geschlachtet. Dafür müssen sie ein Jahr alt sein. „Die respektvolle und handwerkliche Verarbeitung von der stressfreien Schlachtung bis zur ganzheitlichen Nutzung aller verwertbaren Teilstücke eines Tieres“ ist Stromeyer wichtig. Aus diesen Gründen arbeitet er mit einer kleinen, familiengeführten biozertifizierten Fleischerei, dem Gut Hirschaue bei Beeskow, zusammen. Kleine Schlachtbetriebe gibt es in Deutschland nur noch ganz wenige. Im Raum Potsdam gar keinen mehr. Für Stromeyer ein strukturelles Problem.
Das bestätigt aktuell auch Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des deutschen Bio-Spitzenverbands, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V., auf der Grünen Woche: „Die Bauern kleinerer Höfe haben oft keine Wahl, wohin sie ihre Tiere zum Schlachten bringen sollen. Das ist eine riesige Baustelle, die noch lange nicht gelöst ist.“
Hier bekommt man das gute Fleisch.
Kotelett, Schnitzel, Gulasch, Hackfleisch, Speck, Bratwürste, Leberwurst und viele andere Schweinefleischprodukte kauft man im Sauenhain-Onlineshop. Zwischenhändler werden eingespart. Das Fleisch kommt frisch und gekühlt per DHL-Express zur gewünschten Lieferzeit direkt nach Hause. An bestimmten Tagen ist auch eine Selbstabholung in der „Bierlese“ in der Dortustr. 2 in Potsdam möglich. Der Mindestbestellwert beträgt 50 EUR. Tipp vom POTSDAMER: Wenn es zu viel wird, einfach gemeinsam bestellen z.B: mit Freunden oder Nachbarn.
Über den Onlineshop erhält man so von einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb handwerklich hergestellte Qualitätsprodukte mit einem Service, den man sonst eher von großen Unternehmen kennt.
Wer das Fleisch vom Sauenhain erst einmal kosten möchte, sollte sich einen Tisch im Restaurant des Landhotels Golm reservieren und eines der sehr lecker zubereiteten Gerichte probieren.
Ist das Bio?
In der Massentierhaltung kommen Schweine ihr kurzes Leben lang niemals aus ihrem Stall raus. Für den ökologischen Landbau schreibt das EU-Recht vor, dass ein Mastschwein mindestens rund 1 m2 Auslauffläche haben muss. Im Sauenhain können sich die Schweine auf einem riesigen Gelände von insgesamt zehn Hektar bewegen. Umgerechnet hätte damit jedes Schwein etwa 1.000 m2 zur Verfügung.
Clemens Stromeyer ist überzeugt: „Die ganzjährige Weidehaltung ist der artgerechteste landwirtschaftliche Ansatz zur Schweinehaltung.“ Biofleisch aus dem Supermarkt ist allemal besser als konventionelles. Aber es geht noch deutlich tierfreundlicher, z.B. mit dem Kauf von hochwertigem Schweinefleisch vom Potsdamer Sauenhain.
sk
www.potsdamer-sauenhain.de
www.gut-hirschaue.de
www.landhotel-potsdam.de