Das größte Umbauprojekt der Stadt geht in die nächste Phase
Mit dem „Integrierten Entwicklungskonzept Am Schlaatz 2030“ ist der Weg für die nachhaltige und sozialverträgliche Weiterentwicklung des Stadtteils vorbereitet. Für das Konzept wurden über 150 Maßnahmen für 12 Handlungsfeldern erarbeitet. Diese sollen mit Hilfe von Städtebaufördermittel aus dem Bund-Länder Programm „Soziale Stadt“ umgesetzt werden.
Doch warum braucht Potsdam ein solches Mega-Projekt? Hat die Stadt nicht schon andere Aufgaben, die sie kaum bewältigt bekommt? Allein der Mangel an Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung hat schon so manch andere Projekt zum Erliegen gebracht, das deutlich kleiner war.
Der POTSDAMER begleitet das anspruchsvolle Projekt in seinen Phasen aufmerksam und sprach in diesem Zusammenhang mit Bernd Rubelt, dem Beigeordneten für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt der Landeshauptstadt Potsdam über die Notwendigkeit dieses Projektes, das, wie der Name schon verrät, bis 2030 umgesetzt werden soll.
Ein Stadtteil braucht Zukunft
„Vor dem Hintergrund der dringend erforderlichen baulich-energetischen Sanierung der Plattenbaubestände soll das gesamte Wohnumfeld mit seinen nutzbaren Freiflächen, Zugängen zur Nuthe, die Mobilität, die notwendige Barrierefreiheit und vieles mehr städtebaulich weiterentwickelt und somit die Lebens-, Arbeits- und Aufenthaltsqualität im Schlaatz deutlich verbessert werden. Dabei sollen in einem verträglichen Umfang Möglichkeiten für Neubau und Aufstockungen geschaffen und die Durchmischung mit gewerblichen Nutzungen gefördert werden. Zentrales Anliegen ist dabei die Schaffung eines weiterhin bezahlbaren, besseren, breiteren Wohnungsangebotes. Auch im Schlaatz soll sich zukünftig die wachsende Diversität Potsdams zuhause fühlen. Von den Student*innen und Berufseinsteiger*innen bis zu den Familien, von den Jungen bis zu den sehr Alten bis hin zu den Pflege- und Hilfebedürftigen, alle sollen zukünftig im Schlaatz ein breites Angebot finden, um sich hier wohlzufühlen. Und weil die aktuelle Situation im Schlaatz dies nicht langfristig garantieren kann, haben wir dieses Schlüsselprojekt in Kooperation mit den gemeinnützigen Wohnungsunternehmen initiiert. Meiner Kollegin Brigitte Meier, der Sozialbeigeordneten, und mir obliegt also die hauptverantwortliche Projektleitung für die Stadtverwaltung.“, begründet Rubelt die Notwendigkeit des Projektes.
„Personell soll es in den kommenden Arbeitsphasen keine Probleme geben, versichert Rubelt. „Wir sind derzeit für den Schlaatz sehr gut aufgestellt. Wichtig ist für uns, dass wir auch die Einwohner*innen im Schlaatz dazu bewegen können, sich in die zukunftsgerichtete Entwicklung ihres Stadtteils konstruktiv einzubringen“, äußert sich Rubelt zur Personalsituation.
Startschuss 2017
Nach dem drohenden Auslaufen der Förderung sorgte die „Visionenwerkstatt Schlaatz_2030“ im Herbst 2017 für neue Ideen und – neben der Forderung alltägliche Probleme von Sauberkeit und Ordnung zu verbessern – den Wunsch nach einem ganzheitlichen Ansatz mit langfristiger Perspektive. Über 60 Akteure aus Vereinen, Trägern und Einrichtungen des Stadtteils, Politik, Wohnungsunternehmen, Verwaltung und Bewohnerschaft arbeiteten über ein Jahr zusammen. Im Ergebnis wurden Ziele und Maßnahmen für zwölf Handlungsfelder entwickelt und die zukunftsorientierten Pläne zu einer gemeinsamen Strategie unter dem Namen „Zielbild Schlaatz_2030“ zusammengeführt. Die Ergebnisse wurden anlässlich des Stadtteilfestes im August 2019 erstmals öffentlich vorgestellt. Dabei ist das formulierte Ziel, gemeinsam mit den Bewohnern einen modernen und zukunftsgerichteten Stadtteil mit hoher Lebensqualität für alle zu gestalten.
Zusätzlich wurde für die Umsetzbarkeit zwischen der Stadtverwaltung und den involvierten Wohnungsunternehmen ein Bündnis mit den Wohnungsunternehmen geschlossen und entsprechende Projektstrukturen angelegt. Das ist ein wichtiger Schritt, denn zu den bestehenden Aufgaben kommen auf den Stadtteil in den nächsten Jahren neue Herausforderungen zu: Neben der sozialverträglichen Sanierung der Wohngebäude geht es um die klimaneutrale Anpassung der Freiräume und Energieversorgung. Das erfolgreiche Beispiel der Gartenstadt Drewitz zeigt, dass diese Herausforderungen sozialverträglich bewältigt und mit den Akteuren und Bewohnern als Chance für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Großwohnsiedlungen gestaltet werden können.
Die Handlungsschwerpunkte des Integrierten Entwicklungskonzeptes Am Schlaatz liegen auf der Hand: Verbesserung der Wohn- und Arbeitsverhältnisse unter Vermeidung von Verdrängungen, der Schaffung und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen und neuer Wohnformen für eine bessere soziale Durchmischung, die städtebauliche Weiterentwicklung, die klimaneutrale Energieversorgung, die nachhaltige Freiraumgestaltung sowie die zukunftsorientierte Mobilität.
Erfolg durch Mitmach-Politik
Die Mobilisierung der im Schlaatz Lebenden ist für Rubelt Grundlage des langfristigen Gelingens des Gesamtkonzeptes. Dabei betont Rubelt, dass man sich bereits mitten im Entwicklungs- und Entstehungsprozess befinde. So müsse er zum Beispiel für die Durchsetzung der strategischen Ziele frühzeitig die Wohnungswirtschaft gewinnen und in den gesamten Projektverlauf integrieren. Sein Lieblingsthema sei aber die unmittelbare und unverzügliche Arbeit vor Ort an der Basis, mit denen, für die das Projekt umgesetzt wird. „Im Schlaatz heißt das zum Beispiel, sich gemeinsam gegen die Vermüllung einzusetzen und wichtige Unterhaltungsmaßnahmen, wie etwa die notwendige Sanierung der Langen Linie, die in einem sehr schlimmen Zustand ist, kurzfristig umzusetzen. Das ist für mich der Lackmustest gegenüber den Schlaatzer*innen. Wir müssen ihnen also zeigen, dass wir es ernst meinen und nicht nur reden und Stellwände plakatieren“, meint Rubelt selbstkritisch. Das gelte im Grundsatz für alle Plattenbauquartiere in Potsdam, wie aktuell in Drewitz und Schlaatz sowie für die, die in Zukunft angegangen werden müssen: Stern, Waldstadt, Zentrum-Ost und auch Potsdam-West.
„Für mich sind diese Umbauprojekte neben der Entwicklung des ‚Neuen Potsdamer Nordens‘ und der ‚Wiedergewinnung der Mitte‘ die wichtigsten Stadtentwicklungsthemen der 20er Jahre“, betont Rubelt.
Start in nächste Beteiligungsphase
Unter dem Titel „Schlaatz_2030“ hat ein Preisgericht aus Fachleuten im Januar 2022 die drei besten Vorschläge für die Zukunft des Stadtteils ausgewählt. Nun gehen die Entwürfe in die nächste Runde. Die Schlaatzerinnen und Schlaatzer hatten in der ersten Dialogrunde am Montag, dem 28. Februar, von 18.30 bis 20.30 Uhr die Möglichkeit, ihre Fragen und Anregungen zu den Planungen direkt mit den Planerinnen, Planern und der Jury zu besprechen. Die drei Planungsteams sind:
– bauchplan ).( Stadtplanung und Landschaftsarchitekten | München, Wien, Köln
– AG.URBAN | Berlin und hutterreimann landschaftsarchitektur | Berlin
– Octagon Architekturkollektiv | Leipzig und GM013 Landschaftsarchitektur | Berlin
Die Veranstaltung bildet die erste von insgesamt drei Dialogrunden mit der Öffentlichkeit. Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind eingeladen, sich einzubringen. Ziel ist es, gemeinsam den Stadtteil weiterzuentwickeln – sozialverträglich und nachhaltig. Im Dialog zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern, Wohnungsunternehmen, Stadtteilakteuren, Verwaltung sowie Politik und den Planungsteams sollen die Entwürfe bis Mitte des Jahres schrittweise überarbeitet werden. Bereits Anfang Dezember 2021 und im Januar 2022 wurden die Entwürfe im Bürgerhaus am Schlaatz ausgestellt und für die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger eine eigens für den Schlaatz geschaffene Anlaufstelle für Beteiligung gesammelt und den Planungsbüros übergeben.
Bei der digitalen Dialogrunde waren auch die Vertreter des Bündnisses „Am Schlaatz“ anwesend, bestehend aus: Potsdams Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, Bernd Rubelt, die Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, Brigitte Meier, sowie die Geschäftsführer und Vorstände der Wohnungsunternehmen des Arbeitskreises Stadtspuren.
Weitere Informationen sind zu finden auf: https://wir-machen-schlaatz.de
sts