Spezialist für Deutsche Küche: Talha Khalid vom Alten Krug in Marquardt
Ein feiner Duft nach Gebratenem durchzieht den Gastraum. Als der Kellner das Schnitzel bringt, tanzen die Geschmacksknospen Tango auf der Zunge. Die Panade ist schön kross und luftig, das Fleisch innen ganz zart und aromatisch.
So ein gutes Schnitzel muss man erst mal hin bekommen. Für den neuen Koch, Talha Khalid, im Alten Krug Marquardt ist das kein Problem. Hat er doch von Chefkoch Nico Hinrichsen alles gelernt, was man dazu wissen muss. Da stört es überhaupt nicht, dass Khalid wegen seines Glaubens gar kein Schweinefleisch isst. „Anfangs hat er uns ab und zu die Gabel zum Probieren hingehalten.“ erzählt Geschäftsführer Michael Schulze. „Wir kennen uns ja aus“. Inzwischen hat Khalid so viel Erfahrung, dass er das Schnitzel auch so hinbekommt. „Das muss ein Koch sowieso können“, sagt Talha Khalid. „Ein guter Koch hat das im Gefühl.“
Kochen ist für den 22 Jahre jungen Mann schon lange eine Leidenschaft. „Das habe ich von meiner Mutti in Pakistan.“ Schon mit 14 Jahren musste er allerdings gemeinsam mit einem größeren Bruder das Land verlassen. In der Türkei lernte er ein Jahr lang die Grundlagen der türkischen Sprache und arbeitete als Helfer in einem türkischen Restaurant. 2015 erreichte er über die Ostroute Deutschland und bekam einen Platz in einem Wohnheim in Potsdam. Bald fand Khalid wieder Arbeit, denn mit seiner guten Auffassungsgabe lernte er schnell, wie es in deutschen Küchen so zu geht. Neben Pakistanisch und etwas Türkisch spricht Khalid inzwischen ziemlich gut Deutsch, Englisch sowieso.
Über die Marquardter Volleyballmannschaft kam er zum Krug und ist dort seit März dieses Jahres fest angestellt. Als Beikoch übernahm Talha Khalid immer mehr Aufgaben selbstständig. Inzwischen rockt er die Küche komplett allein, wenn Hinrichsen frei hat. Fans der asiatischen Küche dürfen sich freuen. Mit der Winterkarte hat der Krug ein Spezialgericht Khalids in die Karte aufgenommen: Indisches Biryani mit Hühnchen.
Alle drei Monate muss Talha Khalid zur Ausländerbehörde, um sein Visum verlängern zu lassen. Ob das klappt, ist jedes Mal ungewiss. Khalid bangt und sein Chef mit: „Wir haben so viel in Talha investiert! Er ist ein toller Koch – wir werden ihn auf keinen Fall gehen lassen!“ In Marquardt fühlt sich Khalid sehr gut aufgenommen. Auf jeden Fall will er bleiben und hofft auf Asyl. „Nach Pakistan zurück kann ich nicht, das ist zu gefährlich“, sagt er.
Bei Feierabend zählt für Talha Khalid jede Sekunde. Es muss alles klappen. Denn um 22:03 Uhr fährt wochentags der letzte Bus von Marquardt Richtung Stadt zu seinem Wohnheim, am Wochenende sogar schon um 21:43 Uhr.
sk