Gemälde nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten wieder im Schloss Sanssouci

Am Mittwoch, dem 26. April 2023, kehrte das Gemälde „Venus im Pelz“ (Rubens-Nachfolger, um 1640) nach Abschluss der umfangreichen Restaurierungsarbeiten in die Bildergalerie im Potsdamer Park Sanssouci zurück. Das Gemälde gehörte vor rund 260 Jahren zur Erstausstattung der Galerie unter König Friedrich dem Großen (1712–1786). 1942 ausgelagert und nach 1945 verschollen, gehörte es zunächst zu den Kriegsverlusten, bis es 2016 an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) restituiert wurde. Nach 81 Jahren befindet sich die „Venus im Pelz“ somit wieder an ihrem angestammten Platz und kann vom 1. Mai 2023 an‚ wieder von Besucher:innen betrachtet werden.

„Venus im Pelz“ an der Westwand der Bildergalerie im Schloss Sanssouci.

„Venus im Pelz“ an der Westwand der Bildergalerie im Schloss Sanssouci.

Die „Venus im Pelz“

Das Gemälde „Venus im Pelz“ wurde in der Zeit Friedrichs des Großen dem Œuvre Peter Paul Rubens‘ (1577–1640) zugeordnet und im 19. Jahrhundert als Bildnis der Gattin seines Schülers und Kollegen Anthonis van Dyck (1599–1641) gedeutet. Es weist eine starke motivische Ähnlichkeit zu Rubens‘ „Pelzchen“ (1636/38) auf, das im Kunsthistorischen Museum Wien aufbewahrt wird. Nach heutigen Erkenntnissen ist die Potsdamer „Venus im Pelz“ das Werk eines Künstlers aus dem Umkreis bzw. der Nachfolge von Rubens.

Hängung der „Venus im Pelz“ an der Westwand der Bildergalerie im Schloss Sanssouci.

Hängung der „Venus im Pelz“ an der Westwand der Bildergalerie im Schloss Sanssouci.
Fotos: SPSG/Daniel Lindner

Das um 1640 in Flandern entstandene Gemälde kann im Hängeplan der Bildergalerie von 1763 nachgewiesen werden und wurde vermutlich seit 1764 an der Westwand der Galerie präsentiert. Hier hingen hauptsächlich herausragende Werke der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts; allein 21 von 28 Bildern an dieser Wand stammten von Rubens. Infolge der Kriegsverluste ist die heutige Hängung der Wand – mit 11 von ehemals 28 Gemälden der Originalhängung – nur eine Annäherung an die historische Situation.
1942 wurde die „Venus im Pelz“ zusammen mit den restlichen Gemälden aus der Bildergalerie kriegsbedingt in das Schloss Rheinsberg ausgelagert. Ein Großteil dieser Kunstwerke wurde 1945 in die Sowjetunion abtransportiert, andere kamen unter ungeklärten Umständen in den Besitz der Bevölkerung Rheinsbergs und umliegender Orte. Obwohl 1958 ca. 40 Gemälde der Bildergalerie von der sowjetischen Regierung zurückgegeben wurden, müssen derzeit noch 81 Werke als Kriegsverlust bezeichnet werden. Auf welchem Weg die „Venus im Pelz“ nach 1945 aus Schloss Rheinsberg verschwunden ist, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Das Gemälde befand sich nach 1945 im Besitz eines Berliner Malers und wurde aus dessen Nachlass in private Hand verkauft, bevor es im Mai 2016 aus freien Stücken der SPSG restituiert wurde.

Restaurierung

Durch den unsachgemäßen Transport 1945 und eine ebensolche Lagerung befand sich das Bild in einem stark restaurierungsbedürftigen Zustand. Im März 2017 begann daher die umfangreiche Restaurierung des Gemäldes.

Zunächst wurde die desolate Leinwandkaschierung (Doublierung) in mehreren Etappen abgenommen. Der an der Rückseite der Leinwand zurückgebliebene verschimmelte und noch haftende Kleister konnte nur sehr aufwendig mit dem Skalpell entfernt werden. Fehlerstellen und Schäden der Leinwand an den Rändern und Ecken erforderten ein aufwendiges Einsetzen von sogenannten Intarsien sowie ein Aufkleben von Einzelfadensicherungen. Die Restaurator:innen entschieden sich gegen eine erneute Doublierung. Stattdessen wurde die originale Leinwand durch angeklebte Streifen erweitert, sodass eine Hilfsaufspannung mit Fäden an der Rückseite befestigt und das Gemälde anschließend auf einen neuen Keilrahmen aufgespannt werden konnte.
Die Malerei war in einigen Bereichen gelockert und in großen Teilen durch schlecht ausgeführte Übermalungen sowie durch mehrere vergilbte Firnisschichten stark beeinträchtigt. Nach Abnahme aller jüngeren Zutaten zeigte sich ein relativ homogener Zustand des Gemäldes. Die stark gealterte Malschicht sowie Trübungen und Veränderungen der Farben verlangten eine hohe Sensibilität in der Retusche. Sie wurde mit der Gewissheit durchgeführt, dass sich diese dem Original nur annähern kann und die Darstellung dabei gleichzeitig als eine harmonische Einheit erlebbar ist.

Der 1764 von Matthias Müller (1745–1774 in Potsdam nachweisbar) gefertigte originale Schnitzrahmen ist seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen. Die fotografische Überlieferung reichte für eine Rekonstruktion nicht aus. Deshalb wurde ein vorhandener, der Qualität des verlorenen entsprechender friderizianischer Rahmen aus der Bildergalerie zum Vorbild für eine Kopie gewählt. Die Schnitzarbeiten wurden von einem Dresdener Bildhauer sowie einem Vergolder nach historischem Vorbild ausgeführt. Die Rückführung des Gemäldes in seinem neuen Rahmen bedeutet eine wichtige Annäherung an den ursprünglichen Eindruck der Hängung in der Bildergalerie, der nicht allein von den Gemälden, sondern auch stark durch die eigens für diesen Ort entworfenen Rahmen geprägt war.

Die Bildergalerie von Sanssouci

In der von Johann Gottfried Büring (1723–1788) im Auftrag Friedrichs des Großen von 1755 bis 1763/64 errichteten Bildergalerie waren von Anfang an zahlreiche Spitzenwerke der flämischen und niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und der italienischen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts untergebracht. Die Gemälde wurden hier mit Skulpturen, Konsoltischen, erlesenem Marmor und vergoldetem Stuckdekor zu einem Gesamtkunstwerk vereint, das bis heute einen Höhepunkt des friderizianischen Rokoko markiert. Der bis zum Tod Friedrichs des Großen auf 178 Gemälde angewachsene Bestand veränderte sich nach 1786 mehrfach. Heute sind hier mehr als 140 hochkarätige Gemälde des 16. bis 18. Jahrhunderts zu sehen, u. a. Caravaggios „Ungläubiger Thomas“, fünf Werke Anthonis van Dycks, sieben Werke von Peter Paul Rubens, darunter der „Heilige Hieronymus“, sowie Gemälde von Jan Lievens, Jacob Jordaens, Thomas Willeboirts Bosschaert, Gerard de Lairesse, Carlo Maratta und Ciro Ferri.

SPSG