Tim Krause, Direktkandidat der AfD, im Gespräch

Wir stellen Ihnen die Direktkandidaten des Wahlkreises 61 vor, die sich für das Bundestagsmandat am 26. September 2021 zur Wahl stellen. Den Anfang machte die parteilose Lu Yen Roloff, gefolgt von Norbert Müller (DIE LINKE) und Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen). In dieser Ausgabe lesen Sie das Interview mit dem Kandidaten der AfD, Tim Krause. In der August- und Septemberausgabe werden Linda Teuteberg (FDP), Olaf Scholz (SPD), Saskia Ludwig (CDU) und Dorit Rust (dieBasis) zu Wort kommen. Alle Interviews finden Sie auch auf der Homepage www.der-potsdamer.de
Für wen auch immer Sie sich entscheiden, wir möchten Sie dazu aufrufen, von Ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Geben Sie Ihrer Stimme ein Gewicht, indem Sie wählen gehen.

Herr Krause, Sie waren lange in der Medienbranche. Warum haben Sie sich entschlossen in die Politik zu gehen und in dem Promi-Wahlkreis gegen gestandene Politgrößen anzutreten?
Auch als Kreativer hat man natürlich eine politische Meinung. Dennoch hätte ich mir vor 2015 eine Tätigkeit in der aktiven Politik kaum vorstellen können; zu differenziert war meine politische Weltsicht. Ich fand bei den meisten Parteien ebenso zustimmungsfähige Positionen wie solche, die ich nicht vertreten konnte. Es waren letztlich die EU-Schuldenpolitik, der aktive Demokratieabbau durch die EU und die Altparteien wie auch deren falsche Migrationspolitik, die mich nach Jahren im Ausland zu der Überzeugung haben kommen lassen, dass ich mich aktiv einbringen muss. In der AfD fand ich einen pragmatischen und vernunftbasierten Politikansatz, der mich überzeugt hat. Die Absicht meiner Kandidatur ist es primär, Frau Baerbock und Herrn Scholz einen harten und fairen Wahlkampf zu liefern. Dabei möchte ich ihnen möglichst viele Stimmen streitig machen, indem ich die Wähler von der Politik der AfD überzeuge.

Tim Krause ist der Direktkandidat der AfD im Wahlkreis 61. Er möchte vor allem Annalena Baerbock und Olaf Scholz möglichst viele Stimmen streitig machen

Tim Krause ist der Direktkandidat der AfD im Wahlkreis 61. Er möchte vor allem Annalena Baerbock und Olaf Scholz möglichst viele Stimmen streitig machen.
Foto: sts

Wie wollen Sie das angehen?
Als AfD haben wir eine mächtige Verbündete auf unserer Seite: die Wahrheit. Unsere Politik basiert auf Tatsachen und Realismus. Meine tägliche Arbeit besteht vor allem darin, Fakten zu erheben und zu recherchieren, um daraus eine politische Programmatik abzuleiten. Dabei konzentriere ich mich auf die Themen Sozial-, Wirtschafts- und Umweltpolitik. Meiner Meinung nach haben die sich „sozial“ nennenden Parteien die wirklichen sozialen Themen in den letzten Jahrzehnten stark liegengelassen. Das sagen nicht nur die Betroffenen, sondern auch die, die es wirklich beurteilen können, wie Frau Wagenknecht von der Partei DIE LINKE.
Ich möchte mich mit einer auf Fakten basierenden Sachpolitik profilieren. So können meine Argumente von den anderen schlecht ausgeblendet werden.
Ganz wichtig für mich ist auch der gesamte Themenkomplex Freiheit, Grundrechte und Grundgesetz. Und das nicht nur wegen der im Rahmen der Corona-Maßnahmen erfolgten Beschneidung der Grundrechte, gegen die wir uns ganz deutlich stellen. Wir stellen uns auch ganz stark gegen eine Impfpflicht, insbesondere der Kinder.
Ökologie und Umweltschutz sind weitere Schwerpunkte meiner Politik. Dabei halte ich die Wahrnehmung vieler Bürger, dass die GRÜNEN eine ökologische Partei seien für einen fatalen Fehler. Wenn man sich die reale Politik und das Programm der GRÜNEN anguckt, kann man nicht von einer vernunftbasierten Politik sprechen.
So ist zum Beispiel die Energieerzeugung auf Grundlage der reinen regenerativen Energien ökonomisch sinnlos. Vor allem ist diese Idee physikal-naturgsetzlich unmöglich. Die Berechnung vieler Experten in diesem Feld zeigen, dass die Planung der GRÜNEN, allein mit Wind und Solarstrom bzw. komplementären Energien, den Energiebedarf des Landes zu decken, in keiner Weise aufgehen kann.
Im Kern geht es um eine andere Art der Energieerzeugung, einen effizienten Energiemix. Es gibt bereits existierende Technologien im Bereich Atomstrom, die nicht mehr GAU-fähig sind und die es ermöglichen, den anfallenden Atommüll stark zu reduzieren. Komplementär dazu setzen wir uns dafür ein, dass in der Lausitz die kohlebasierte Stromerzeugung über eine Übergangszeit fortgeführt wird.
Das Problem bei regenerativen Energien ist, dass sie sofort verbraucht werden müssen, weil wir keine Speichermedien in ausreichender Größenordnung haben. Das geht auch anderen Ländern so. Um uns herum, in Europa und auf der ganzen Welt, wenden sich moderne Industriestaaten den modernsten Technologien der Kernenergie zu. Deutschland hingegen geht das Risiko eines Blackouts ein, weil wir mehr Strom verbrauchen als erzeugen. Das zeigen die bis zu 20.000 Netzwerkeingriffe durch die Stromerzeuger, um einen Blackout zu verhindern. Solche Blackouts würden vermutlich tausende von Menschenleben kosten.

Sie werben also dafür, den Fokus der Politik auf die Themen Energie, Forschung und Hochtechnologie zu legen. Wie soll das umgesetzt werden?
Wir haben in Brandenburg ein Unterindustrialisierungsproblem, ein Bildungs- und Einkommensproblem. Während die Lebenshaltungskosten steigen, haben wir in Brandenburg eines der niedrigsten Bruttoeinkommen aller Bundesländer. Daher brauchen wir eine andere Gründungs- und Ansiedlungspolitik. Bundes- und Landesregierung haben in der Ansiedlung und Wettbewerbsfähigkeit von Deep-Tech-Firmen nichts erreicht. Deutsche Unternehmen aus dieser Branche kommen ohne Fremdkapital aus den USA und anderen Ländern gar nicht mehr über die Runden. Warum schafft es ein solch reiches Industrieland wie Deutschland nicht, diese Unternehmen hier zu halten und besser zu fördern?
Das Problem der Wirtschaftsansiedlung ist primär auf die fehlenden Arbeitskräfte zurückzuführen. Viele Firmen finden in Brandenburg zu wenige gut ausgebildete Fachkräfte, vor allem im technisch-handwerklichen Bereich. Deshalb braucht es auch eine Wende in der Bildungspolitik. Wir müssen dabei nicht alles überakademisieren. Aber es muss garantiert werden, dass eine Ausbildung, ein Abitur oder ein Studium in ganz Deutschland den gleichen Stellenwert besitzt und nicht von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich bewertet wird.

Sie gehen mit der Forderung in den Wahlkampf, dass Kinder kein Armutsrisiko, sondern Wohlstandsgrundlage sein sollten. Was meinen Sie damit?
Kinderfreundlichkeit braucht Kinder. Und wir haben in Deutschland ein demografisches Problem. Kinder sind für Eltern immer auch mit finanziellen Kosten verbunden und mit den beruflichen Planungen nicht immer kompatibel. Deshalb wollen wir endlich Lastengerechtigkeit zwischen Familien mit Kindern und Kinderlosen herstellen. Wir müssen Kitaplätze zuzahlungsfrei machen und eine Willkommenskultur für Kinder etablieren. Daher bin ich für einen Familien-Start-Kredit bzw. eine Zahlung von 20.000 Euro pro Kind aus geleisteten oder künftigen Rentenbeiträgen, ohne dass dadurch die Rentenbeiträge der Eltern sinken. Außerdem wollen wir den reduzierten Mehrwertsteuersatz auf alle Güter des Kinderbedarfs. Aber das ist natürlich nur ein Teil unseres Programms mit dem Ziel Familien mit Kindern besser zu unterstützen.

Auch Sie verwenden den Begriff der „sozialen Gerechtigkeit“ in Ihrem Wahlkampf. Verstehen Sie dabei etwas anders als die GRÜNEN, die SPD, DIE LINKE oder die Unionsparteien, die den Begriff ebenso verwenden?
Unter „sozialer Gerechtigkeit“ verstehen die linken Parteien vor allem Gleichheit. Wir wollen keine Gleichmachung aller. Wir stehen für das Leistungsprinzip. Wer mehr leistet, hat auch mehr Anspruch. Vor allem aber brauchen wir armutsfeste Renten und mittelfristig eine Abschaffung des Hartz-IV-Systems. Dabei wäre es möglich, die über 150 Antrags-Sozialleistungen zu bündeln. Das führt zur Reduktion der Komplexität und der Kosten. Ich setze mich daher für die Erprobung eines bedingtes Grundeinkommens für deutsche Staatsbürger ein, nach dem Konzept einer negativen Einkommenssteuer. Weil es mit der bestehenden Steuerschuld gegengerechnet wird, erfahren gerade Familien und Rentner eine deutliche Besserstellung. Die AfD ist heute die Partei mit der stärksten Sozialpolitik. Deshalb sind wir gerade bei den Arbeitern, Angestellten und Familien so stark.

Würden Sie sich als Rechter und EU-Gegner bezeichnen?
Es gibt heute keine, im klassischen Sinn, linke oder rechte Parteien mehr. Die Unionsparteien sind stark nach links gewandert, und die linken Parteien machen schon seit Jahrzehnten keine Politik mehr für die Arbeiterklasse, die Freiberufler und die Kleinunternehmer. Sie verfolgen eine Politik der Globalisierung, und daher läuft diese dem Bedarf entgegengesetzt. Wir dagegen konzentrieren uns auf eine klare Sacharbeit. Ich kann den linken Parteien nachweisen, dass sie in den vergangenen 40 Jahren keine linke Politik gemacht und dass sie zu einer dramatischen Verschlechterung der Menschen in der Arbeiterklasse beigetragen haben.
Ich bin ein leidenschaftlicher Europa-Freund, spreche vier Sprachen und habe viel Zeit in europäischen Ländern verbracht. Auch deshalb bin ich ein EU-Gegner.
Deutschland ist Teil des großen europäischen Kulturraumes, den wir retten und erhalten wollen. Doch die EU ist nicht Europa. Die EU hat zu großen Ungerechtigkeiten für den deutschen Steuerzahler und zu einem gigantischen Demokratieabbau geführt. Wir wollen die maßgeblichen politischen Entscheidungen wieder in die Hände der deutschen Parlamente und damit der Wähler legen. Also mehr Demokratie, nicht weniger!

Was macht Tim Krause als Vater dreier Kinder in seiner Freizeit?
Für Freizeit und Familie bleibt immer viel zu wenig Zeit. Doch wenn sie da ist, nutze ich sie umso intensiver. Ich bin ein leidenschaftlicher Gitarrist. Von Jazz über Metal bis hin zur Klassik spiele ich alles und schreibe auch Songs, wenn mir danach ist. Ich lese und reise gerne, mache Sport und schreibe. Vielleicht kehre ich ja irgendwann in meinen Autorenberuf zurück, wer weiß?
Warum sind Sie für die Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis 61 die beste Wahl?
Weil ich ohne Wenn und Aber für die Wiedererlangung und den Erhalt unserer Grund- und Freiheitsrechte eintrete. Weil ich alles dafür tun werde, dass die von der Politik falsch verstandene Toleranz nicht zu noch mehr Massenkriminalität führt. Weil dieses Land endlich wieder eine Sozial- und Bevölkerungspolitik für die eigenen Bürger braucht. Weil ich mich gegen eine Totalüberwachung unserer Bürger einsetze und es mit mir Zwangsmaßnahmen wie die Impfpflicht nicht geben wird. Ebenso stehe ich für eine freie soziale Marktwirtschaft. Meine Prämisse: nur gesunde und konkurrenzfähige Unternehmen schaffen Arbeitsplätze. Wir stehen für Wissenschaftlichkeit, Vernunft und klassische bürgerliche Werte und dafür, dass jeder offen seine Meinung sagen darf, ohne Angst haben zu müssen, dass das für ihn negative berufliche oder soziale Folgen haben kann.

Das Gespräch führte Steve Schulz