Der Marketing Club Potsdam zu Besuch bei Roberto Lorenz
Wir leben seit Jahren in einem Technologie-Zeitalter. Einige der Unternehmen, die sich in dieser Branche in verhältnismäßig kurzer Zeit entwickelt haben, gehören heute zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Die digitale Welt bestimmt unser Leben immer mehr, und die von uns produzierten digitalen Datenmengen werden höher gehandelt als Weizen, Öl und Gold.
Viele Berufe sind von der Digitalisierung und Dematerialisierung immer stärker betroffen. Vor allem Handwerksberufe, die davon geprägt sind, traditionelle Techniken und Produktionsverfahren an die nächste Generation weiterzugeben. Zu diesen Berufen gehört auch das Handwerk des Steinmetz, das mit seiner bis zu 40.000 jährigen Geschichte zu einem der ältesten Berufe überhaupt gehört.
Der Besuch des Marketing Club Potsdam bei dem Steinmetzmeister und Restaurator Roberto Lorenz am 17. Juni dieses Jahres in Uetz war die erste Präsenzveranstaltung in diesem Jahr des Clubs, nachdem alle anderen online haben stattfinden müssen – und das hochsommerliche Wetter schuf den passenden Rahmen dazu.
Verdrängen Maschinen die Handwerkskunst?
Dort, wo digitale Produkte wie Apps und computergesteuerte Maschinen die Arbeit von Menschen immer mehr und vor allem besser übernehmen, werden Berufe wegfallen. Wie lange wird es Postboten, Bäcker, Drucker, Holzfäller, Reisekaufleute, Steuerprüfer, Karosseriebauer, Taxi-, Bus-, LKW- und Bahn-Fahrer, Instrumentenbauer und andere noch geben?
Heute erschwert auch der Einsatz von Maschinen das Überleben des traditionellen Handwerks. „Die Entwicklung von computergesteuerten Maschinen schreitet so schnell voran, dass die Handwerkskammer mittlerweile einen neuen Berufszweig etablieren möchte, den ‚CNC*-Steintechniker‘. Diese Handwerker lernen in erster Linie die Maschinen zu betätigen, die dann Aufgaben wie drehen, bohren, fräsen, sägen und andere übernehmen. Nur noch an den letzten Millimetern wird dann zum Beispiel in floralen und bildhauerischen Bereichen mit traditionellem Handwerkzeug gearbeitet. Das ist eine immer stärker wachsende Konkurrenz für unsere Betriebe“, beschreibt Lorenz die Situation.
„Die große Chance für das Überleben des Steinmetzhandwerkes sind private Auftraggeber, die darauf wertlegen, dass Arbeitsergebnisse in traditioneller Handwerkskunst gefertigt werden. Ein großartiges Beispiel hierfür ist die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg. Diese setzt ihre zur Verfügung stehenden Gelder dafür ein, das traditionelle Handwerk durch Restaurierungs- und Bildhauerarbeiten an historischen Schlössern, Gebäuden und Figuren zu erhalten.
Die Förderung historischer Handwerkstraditionen und Bräuche sowie eine Rückkehr zu anspruchsvollen Gesellen- und Meisterstücken und die Stärkung der Kreishandwerkerschaften und Innungen bei der Förderung und Gewinnung von Lehrkräften und Lehrlingen sind für das traditionelle Handwerk überlebenswichtig. Bauhistorisch haben wir viel zu tun und auf den Gebieten unserer Architekturgeschichte über viele Generationen eine Menge zu bewahren und damit auch die Chance, das Steinmetzhandwerk zu erhalten“, führt Lorenz weiter aus.„Es zeigt sich, dass auch und gerade dieses ehrwürdige Handwerk in einem besonderen Wettbewerb steht, sowohl der Betriebe untereinander, als auch vor allem zwischen Tradition und moderner industrieller Fertigung“, so Götz Friederich, Präsident des Marketing Club Potsdam. „Hier ,sticht‘ im wahrsten Sinne des Wortes ein Kernelement allen Marketings in besonderem Maße hervor: das Alleinstellungsmerkmal menschlichen handwerklichen Geschicks. Das gilt es als unerreicht einzigartig zu vermarkten“, so Götz Friederich weiter.
Nachwuchs fördern
„Die Wertschätzung des Handwerks hat großen Nachholbedarf“, ist Lorenz überzeugt. Aus diesem Grund möchte er Schulen und anderen Ausbildungsstätten anbieten, seinen Betrieb zu besuchen, um Werbung für das Steinmetz-Handwerk zu machen. „Wenn die Jugend nichts über dieses kreative Handwerk erfährt, kann sie sich auch nicht dafür entscheiden. Also müssen wir mehr Werbung machen, um den Fortbestand des Handwerkes zu sichern.“ Auch Ferienworkshops könne er sich vorstellen anzubieten.
Begeisterte Gäste
Seit über dreißig Jahren arbeitet Lorenz mit dem Material Stein in seiner vielfältigen Form. Primär sind es Sandstein, Marmor, Kalkstein und Granit, die er und seine Mitarbeiter in der großen Hofwerkstatt im nördlichen Ortsteil Uetz ver- und bearbeiten.
Lorenz zeigte den interessierten Gästen, wie die einzelnen Werkzeuge zum Einsatz kommen und erklärte, worauf dabei zu achten ist, welches Gestein wo und warum am besten eingesetzt wird und wie man dieses am besten pflegt. Selbstverständlich wurden auch alle Fragen der Gäste gerne und vollumfänglich beantwortet.
Zurzeit arbeitet Lorenz an der Restaurierung und Wiederherstellung von Skulpturenpostamenten für den Schlosspark Sanssouci. Heute sind es vor allem Aufträge der öffentlichen Hand, die den Fortbestand des Unternehmens sichern. Vor allem in Potsdam werden Steinmetzarbeiten benötigt, um die historischen Gebäudefassaden und Skulpturen restaurieren und erhalten zu können.
Nach der Führung durch den Betrieb saßen alle Gäste noch lange zusammen, tauschten sich aus, knüpften neue Kontakte und genossen das Büffet.
Die nächste Veranstaltung des Marketing Club Potsdam findet am 12. August 2021 auf dem Golf- und Country Club Seddiner See statt.
Weitere Veranstaltungen finden Sie auf www.marketingclub-potsdam.de
*CNC, Abk. für Computerized Numerical Control, frei programmierbare, rechnergesteuerte Werkzeugmaschine
sts