Szenisch-musikalische Lesung im neuen Landgut Nedlitz
Gibt es Wassermänner, Undinen und Seejungfrauen im Fahrländer See? Bei einer Lesung Mitte Dezember im Landgut Nedlitz fühlten sich die Gäste diesen magischen Wesen jedenfalls ganz nah. Aus dem Salon, dem „Raum der Bewegung“ mit seinen großen Fenstern erahnte man den stillen See weit hinten in der Dämmerung.
Die Schauspielerin Heidi Zengerle mit ihrer mal zarten, mal kraftvollen Stimme und die Musikerin Susanne Köszeghy mit ganz ungewöhnlichen Flötentönen beschworen die Geister der Wasserwelt. Gerhart Hauptmanns Märchenwesen Rautendelein aus dem Drama „Die versunkene Glocke“ traf auf Auszüge aus derErzählung von Friedrich de la Motte Fouqué „Undine“ und das Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen. Die Geschichten standen für sich. Jede wurde in einem ganz eigenen Stil erzählt und doch waren sie ineinander verwoben. Die ungewöhnlichen Flötentöne zauberten eine magische Atmosphäre, so als brauste der Wind durch den dunklen Wald Rautendeleins und die tosenden Wellen im Sturm überschlugen sich. Während die kleine Meerjungfrau ihren Prinzen rettete.
Nach der Lesung kamen die Künstlerinnen mit den Gästen ins Gespräch, tauschten ihre Eindrücke und Susanne Köszeghy zeigte ihre verschiedenen Flöten. Heidi Zengerle: „Das Instrument hallt in mir wider. Macht etwas mit mir.“ Die ZuhörerInnen waren fasziniert und mitgerissen. Unglaublich, was Susanne Köszeghy den Instrumenten entlockte, mutig auch nur mal das Mundstück eingesetzt.
Den Geist des Ortes beschwor auch Michaela Glampe-Irmscher, als sie 2007 das alte LPG-Gelände erwarb. Sie hat in den Ausbau des Hotels (2015 bis 2018) sehr viel Geld und Idealismus gesteckt, um aus großen alten Ställen einen traumhaften Ort der Einkehr, des Rückzugs und der Besinnung zu machen. Mit sehr viel Liebe zum Detail, edlen aber ganz natürlichen Materialien und einem wunderschönen Lichtkonzept ließ sie die Räume einrichten. Das Parkett ist aus Stirnholz, die alten Holzbalken teilweise sichtbar. Viel Licht und Landschaft kommt durch die großen Fenster herein. Der Blick weitet sich. Die Seele kommt zur Ruhe.
Frau Glampe-Irmscher möchte die Verbindung zur Geschichte des Landguts bewahren, die sich bis in die Kaiserzeit zurück verfolgen lässt. Entstanden als herrschaftliches Gutshaus, genutzt als Gestüt während der Olympischen Spiele 1936, befand sich dort zu DDR-Zeiten eine LPG (Landwirschaftliche Produktionsgenossenschaft). Im jetzigen Hotelgebäude stand früher eine Möhrenwaschanlage. Nach der Wende fiel das Anwesen in einen Dornröschenschlaf.
Nach den sehr umfangreichen Um- und Ausbauarbeiten erstrahlt das Haus seit April des vergangenen Jahres in einem ganz besonderen Glanz. Ein neuer, wunderschöner Ort zum Entspannen und Erholen, gelegen zwischen Fährländer See und Bornimer Feldflur.
In den 13 gemütlichen Zimmern verschiedener Größe duftet es angenehm nach Zirbelholz. Von den eigenen Terrassen öffnet sich der Blick über das weite Anwesen bis hinaus zum See.
Das Hotel ist barrierefrei. Sechs Zimmer sind komplett rollstuhlgerecht ausgebaut. Glampe-Irmscher: „Ich wollte, dass das Hotel für alle gleichermaßen offen ist. Hier könnte zum Beispiel auch eine Gruppe von Rollstuhlfahrern gemeinsam Zeit verbringen.“ Geschäftsreisende schätzen die Ruhe wie auch die Nähe zu Potsdam und Berlin. Im Hotel gibt es so gut wie keine Fernseher. Dafür wird man gleich in der Lobby mit einem großen Fenster mit Blick direkt in die Hotelküche überrascht.
Der sehr gemütlich eingerichtete „Raum der Bewegung“ und das Restaurant bieten sich für Klausurtagungen und kleinere Familienfeste an. Zum Beispiel war schon der Neu Fahrländer Singkreis zu Gast und gab den MitarbeiterInnen des Hotels ein Ständchen. Vereine und Firmen sind willkommen.
Große laute Feste, wie Hochzeiten, passen aber nicht in das Konzept des Hauses. Glampe-Irmscher ist da konsequent und sagt mit einem Augenzwinkern: „Ab der Goldenen Hochzeit sind wir gern bereit, Feiern auszurichten.“ Die Ruhe des Ortes soll bewahrt werden. Eine Tauffeier kann sie sich gut vorstellen. Der Brunch zum Teil mit ayurvedischen Köstlichkeiten wird gerne zu Geburtstagsfeiern gebucht. „Mir war wichtig, dass es einen großen Tisch gibt, an dem sich die Gäste versammeln können.“ Zu jeder Tages- und Nachtzeit steht leckerer Tee aus dem brodelnden Samowar bereit.
Regelmäßig finden in der Rosmarinküche Koch- und Back-Kurse ganz im Zeichen der Ayurveda-Küche statt. Kulinarisches Zusammensein wird zelebriert; die Freude am gemeinsamen Kochen und Backen steht im Mittelpunkt. Fremde Aromen sollen inspirieren und zum Nachkochen animieren. Das Plätzchenbacken für Kinder im Dezember kam sehr gut an. Der Name der Rosmarinküche kommt vom Kräutergarten, der direkt vor der Küche angelegt wurde. Dort wachsen unter anderem Bergminze, Sezuan-Pfeffer, Senfkorn, Koriander und natürlich Rosmarin. Die Anlage rundherum wirkt großzügig, offen und natürlich. Statt englischem Rasen möchte Glampe-Irmscher auf wilden Wiesen Bienen, Schmetterlinge und Vögel anlocken.
Die von der ayurvedischen Philosophie geprägte Küche ist nur ein Aspekt eines ganzheitlichen Konzepts, das Michaela Glampe-Irmscher auf ihrem Landgut verwirklichen möchte. Zukünftig möchte sie das Hotel als ayurvedisches Gesundheitszentrum etablieren, von Angeboten wie Ölmassagen, medizinischen Behandlungen bis hin zu kompletten ayurvedischen Kuren. In der Habichtwaldklinik in Kassel hat die gelernte Physiotherapeutin selbst erfahren, wir wirksam die ayurvedische Heilkunst ist.
Die entsprechenden Behandlungsräume im Landgut Nedlitz sind schon eingerichtet. Jetzt ist Frau Glampe-Irmscher auf der Suche nach einer guten Ärztin oder einem Arzt mit deutscher Approbation, die sich auf die ayurvedische Medizin spezialisiert haben. Weiteres Fachpersonal wie z.B. Physiotherapeuten mit ayurvedischer Ausbildung werden gesucht.
In diesem Jahr wird das Landgut Nedlitz vom Magazin „Der Feinschmecker“ ausgezeichnet. Das bestätigt den Eindruck – hier wird ein ganz besonderes Juwel im stillen Nedlitz mit Leben erfüllt. sk