Wie man sich zu Tisch wirklich benehmen sollte

In der Regel ist der Erwachsene davon überzeugt, dass er sich gut benehmen kann und seine Manieren tadellos sind.
Weit gefehlt, weiß Romy Wassermann aus Erfahrung. Die Restaurantfachfrau und IHK-zertifizierte Trainerin für moderne Umgangsformen schult nicht nur Hotel- und Gastronomiepersonal, sondern bietet auch Privatpersonen die Möglichkeit eines kleinen Check-Ups in puncto Tischmanieren an.
Wissen Sie, wen man in einer Runde zuerst begrüßt? Ob man die Kartoffeln wirklich nicht schneiden sollte? Wie man welches Glas richtig hält? Öfters kommt dann die Antwort: „Schau doch mal im ‚Knigge’ nach.“ Aber wer war dieser „Knigge“ überhaupt?

Adolph Freiherr Knigge, am 16.10.1752 in Bredenbeck bei Hannover geboren, wächst als Kind eines alten niedersächsischen Adelsgeschlechts standesgemäß auf. Als er 14 Jahre alt ist, verstirbt seine Mutter, bald darauf sein Vater, der ihm enorme Schulden hinterlässt. Gläubiger übernehmen die Burg und den Gutsbetrieb. Sein Vormund schickt ihn nach Göttingen, um Jura und Verwaltungswissenschaften zu studieren. Nach dem Studium arbeitet Knigge beim Landgrafen von Hessen und Kassel als Hofjunker, wird aber als Querulant hinausgeworfen. Um Geld zu verdienen, zieht er weiter und kommt herum im Leben: arbeitet als Verwaltungsbeamter an mehreren Fürstenhöfen, engagiert sich in Orden und Geheimlogen, sympathisiert mit der Französischen Revolution und steht deshalb unter Beobachtung der Polizeidienste. 1788 schreibt er sein berühmtestes Werk „Über den Umgang mit Menschen“. Den Knigge eben.
Knigge wollte „nicht etwa ein Komplimentierbuch schreiben, sondern einige Resultate aus den Erfahrungen ziehen, die ich gesammelt habe, während einer nicht kurzen Reihe von Jahren, in welchen ich mich unter Menschen aller Arten und Stände umhertreiben lassen und oft in der Stille beobachtet habe“. Adolf Freiherr Knigge stirbt am 6.5.1796 in Bremen. Kurz nach dem Tod wird sein Buch auf einen Benimmratgeber reduziert. Jede neue Fassung fügt Anstandsregeln hinzu, an die Knigge sich nie gehalten hat.

Romy Wassermann

Es gibt zahlreiche Anekdoten, die Romy Wassermann aus Ihrer Berufspraxis erzählen kann. Dank ihrer langjährigen Erfahrung in verschiedenen Bereichen der Hotellerie und Gastronomie sind ihr keine Verfehlungen und Peinlichkeiten bei Tisch und im Auftritt fremd. Aus ihren vielen Beobachtungen wuchs schließlich der Wunsch, Menschen Selbstsicherheit in puncto „Manieren“ zu geben. „Dafür habe ich mich ausgiebig mit modernen Umgangsformen beschäftigt und mich entsprechend zertifizieren lassen“, erzählt Wassermann dem Potsdamer. Heute bietet sie Seminare an, die einem beibringen, wie man sich souverän auf jedem Parkett bewegen kann. Kann nichts schaden, wenn man bei den kommenden Feiertagen eine gute Figur auch in dieser Hinsicht macht.

Red.