Wenn schon die Vorbereitung zu einem Abenteuer wird
In der Regel werden Reisen unternommen, um sich zu erholen oder um neue Länder und Menschen kennenzulernen. Die Reise, auf die sich Remó Kirsch und sein Begleiter, Roland Schöder, machen, ist keine von diesen. Mit einem zu einem Hightech-Mobil ausgebauten alten russischen Funkwagen, einem GAZ 66, Baujahr 1976, planen die beiden Abenteurer eine drei monatige Tour durch die Mongolei. Von Potsdam nach Travemünde über Helsinki nach Russland bis in den Süden der Mongolei wird es gehen, und dabei bleibt ungewiss, was den beiden die Reise zu bieten hat, welche Menschen ihnen begegnen oder welche Herausforderungen sich ihnen in den Weg stellen werden.
Der einzige Sinn dieser sehr ungewöhnlichsten Reise besteht darin, eine Auszeit zu nehmen, sich wieder zu erden, zu sich zu kommen und seinen Fokus neu auszurichten.
Kirsch und Schröder lernten sich durch die Neu Fahrländer Patenkompanie des 1. Lazarettregiments kennen, die der Ortsbeirat Neu Fahrland vor einigen Jahren wiederbelebte. Schnell waren sich beide sympathisch und fanden gemeinsame Gesprächsthemen, eines davon „die Mongolei“.
Während Schröder immer schon einmal dorthin wollte, reizte Kirsch die Reise dorthin, weil er als Kind zweieinhalb Jahre in der Mongolei lebte und er immer einmal überprüfen wollte, ob seine Erinnerungen an dieses Land seiner Kindheitsfantasie entsprangen oder ob es Erinnerungen an real existierende Orte waren. Nun hatten beide den passenden Reisebegleiter gefunden.
Im Juni 2017 gingen beide auf eine erste Tuchfühlung mit der Mongolei. Drei Wochen dauerte die ca. 1.500 km Reise, die von einem Reiseveranstalter angeboten wurde und die man teils zu Fuß und teils in einem russischen Kleinbus (einem UAZ 469) bewältigte und die vom Süden der Mongolei bis zum Ausgangspunkt Ulaan Baatar führte.
Die Mongolei ist ein Teil Zentralasiens und liegt zwischen Russland im Norden und der Volksrepublik China im Süden. Knapp viereinhalbmal so groß wie Deutschland, ist das Land mit etwa drei Millionen Einwohnern der am dünnsten besiedelte Staat der Welt. Die größte Stadt ist die Hauptstadt Ulaan Baatar, in der mehr als 40 Prozent der Landesbevölkerung leben.
Grasbewachsene Steppen, mit Bergen im Norden und Westen, sowie die Wüste Gobi im Süden dominieren das Landschaftsbild. Die Bodenbeschaffenheit und das Klima lassen in der Mongolei kaum Landwirtschaft zu. Es ist ein karges Land, das nicht zum Verweilen und Entspannen einlädt, um sich selbst jedoch fern des beruflichen Alltags und der politischen Unruhen wieder einmal richtig auszurichten, scheint es geradezu ideal zu sein.
Von der strapaziösen und zugleich abenteuerlichen Reise waren beide so beeindruckt, dass sie kurzerhand entschlossen, die Reise eigenständig in einem eigenen Fahrzeug zu wagen und dabei weitere Teile der Mongolei zu erkunden.
Man machte sich auf die Suche nach einem Fahrzeug, das einerseits den harten Witterungsbedingungen standhalten konnte, leicht zu reparieren ist, für das Ersatzteile in der Region zu beschaffen sind und das den räumlichen Anforderungen entsprach. Nach etwa zwei Monaten der Suche wurde man fündig. Bei einem tschechischen Sammler stand ein komplett restaurierter GAZ 66, ein ehemaliger russischer Funkerwagen, der auch die passende Höhe bot, um in dem Wagen stehen zu können. Kurz nach dem Kauf wurde der Wagen nach Potsdam gebracht und man konnte mit der Planung des Ausbaus beginnen.
„Als alter Militär hätte Roland eine Matratze und ein Wäschesack genügt, doch ich habe Wert auf Hygiene und Sicherheit gelegt“, fasst Remó Kirsch die unterschiedliche Herangehensweise an die Ausbauplanung zusammen. Während sich Schröder an die Planung der Reise machte und sich um die notwendigen Impfungen sowie die Beschaffung eines internationalen Führerscheins kümmerte, übernahm Kirsch die Verantwortlichkeit für den Ausbau und scheute dabei weder Kosten noch Mühen.
„Wenn wir irgendwo in der Walachei liegen bleiben, müssen wir uns einige Tage lang autark versorgen können, bis Hilfe kommt“, begründet Kirsch kurz und knapp den Ausbau des alten Funkerwagens zu einem Hightech-Mobil. Dabei sind es nicht einmal die komplette Küche, die keine Wünsche offen lässt und auch nicht die Innen- und Außendusche oder die Variabilität der Möbel, die mal als Couch oder Stockbetten fungieren, die beeindrucken.
Viel beeindruckender ist das, was man gar nicht sieht. Unter den Betten und hinter den Wandverkleidungen verläuft eine ausgeklügelte Strom- und Wasserversorgung, die ihresgleichen sucht. Wer Remó Kirsch kennt, weiß, dass er sich hier wieder einmal so richtig austoben konnte. Die Stromanschlüsse, Leitungen und Systeme sind nicht nur doppelt vorhanden – es kann ja mal eines ausfallen –, sondern sind auch noch auf die unterschiedlichen Gegebenheiten angepasst und aufeinander ausgerichtet.
„Wir müssen darauf achten, mit unseren Ressourcen sehr sparsam und effizient umzugehen…“, Remó Kirsch, Unternehmer
Die Solarmodule auf dem Dach speisen die Starterbatterie, die wiederum über einen Ladebooster die fließgebundenen AGM-Batterien versorgt. Zusätzlich ist die Einspeisung auch über Landstrom möglich, um für die benötigte Energie zu sorgen. „Wir müssen darauf achten, mit unseren Ressourcen sehr sparsam und effizient umzugehen, aus diesem Grund nutzen wir sogar die vom Motor abgehende Wärme, um das Frischwasser zu erwärmen“, so Kirsch.
Nach über zehn Monaten harter Arbeit sollen noch die kleinen Feinheiten erledigt und ein paar Testfahrten durchgeführt werden, bevor es mit dem High-Tech-Mobil am 23. April 2019 auf große Fahrt geht.
Der POTSDAMER wird Remó Kirsch und Roland Schröder exklusiv auf der Fahrt „begleiten“ und unsere Leser über den Verlauf der Fahrt informieren. Aktuelle Informationen und Fotos werden wir in der Druckausgabe des POTSDAMER veröffentlichen. Darüber hinaus werden wir Ihnen Videomaterial auf unser Online-Portal www.der-potsdamer.de stellen, um Sie auf dem Laufenden zu halten.
sts