Alte Dokumente bleiben jedoch am Boden

Anfang August dieses Jahres musste die komplette Turmspitze der 1709 errichteten Fahrländer Dorfkirche aufgrund von Sturmschäden abgehoben und restauriert werden. Über drei Monate hat Dachdeckermeister Mike Kreuzmann aus Ketzin gebraucht, Turmspitze, Mast, Kugel, Wetterfahne und Stern nun in fachmännischer Kunst komplett zu überholen und zum Teil zu erneuern.

 

Dachdeckermeister Mike Kreuzmann beim Schließen der Kugel (l.), die Dokumente in der Kupferrolle fest in der Kugel montiert (r.)

Bei den Arbeiten im August wurde festgestellt, dass sich in der kugeligen Kirchturmspitze ein Rohr mit Schriften aus der vergangenen Zeit befand (wie der POTSDAMER in der Septemberausgabe 2020 berichtete). Leider konnten diese von der Denkmalsschutzbehörde wegen noch nicht eingereichter Kostenübernahmeanträge aufbereitet und ausgewertet werden. Dies soll aber noch im Dezember dieses Jahres geschehen. Dann allerdings werden diese nicht – wie sonst üblich – wieder den Weg in die Kirchturmspitze finden, sondern verbleiben im Archiv der Fachabteilung.

All das fand Platz in der Kupferrolle


Dem Brauch zufolge wurden aber neue aktuelle Dokumente in ein Kupferrohr gepackt: Eine Ausgabe des Fahrsprengels (Gemeindeheft), Münzgeld, Schreiben von Konfirmanden mit „Wünschen an die Zukunft“, eine Tageszeitung sowie die Aufstellung des aktuellen Gemeindekirchenrates. Das zugelötete Kupferrohr wurde von Kreuzmann fachmännisch in der Kugel befestigt. Um zu vermeiden, dass das Kupferrohr und die sich darin befindenden Dokumente ebensolche Schäden nehmen, wie die in der Kugel gefundenen, wurde die Kugel mit einem Abfluss versehen. So entstehe laut Dachdeckermeister Kreuzmann kein Schwitzwasser und die Kugel werde im Innenraum besser belüftet. Im Anschluss daran wurden die beiden Hälften der Kupferkugel fest zusammengefügt. Für Kreuzmann ist dies die erste Kugelschließung im Laufe seiner beruflichen Laufbahn gewesen.
„Ein Kirchturm ohne Kirchturmspitze ist wie ein Rathaus ohne Haus, Pizza ohne Käse oder Einschulung ohne Tüte“, schreibt Pfarrer Jakob Falk im aktuellen Gemeindeheft „Der Sprengel“. Nun wurde am 02. Dezember 2020 die komplettrestaurierte Kirchturmspitze wieder auf den Kirchturm gesetzt und befestigt. So ist die Kirche jetzt wieder vollständig, und bei der nächsten Öffnung der Kugel können die Menschen darüber staunen, was es in unserer heutigen Zeit so alles gab.

sts