So sieht die Planung zum Ausbau im kommenden Jahr aus

Der Ausbau des Bahnhofs Marquardt zur Mobilitätsdrehscheibe nimmt konkrete Formen an.
In den Ortsbeiratssitzungen der umliegenden Ortsteile wurde die Botschaft mit großer Freude aufgenommen. Seit Jahren von den Beiräten gefordert, wird dieses Projekt nun Realität. Und es geht mit Siebenmeilenstiefeln voran.
Schon zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 sollen die Busse von der Ostseite (B273) direkt an den Bahnhof Marquardt heranfahren. Dafür wird eine direkte Zufahrt vom Kreisverkehr aus Richtung Fahrland gebaut. Aus dem „Schwarzen Weg“, noch Feldweg, wird ein Fuß- und Radweg, der den zweiten Kreisverkehr aus Richtung Satzkorn mit dem Bahnhof verbinden wird.
Um das Gleis in Richtung Wustermark barrierefrei erreichen zu können, wird die gesamte Parkplatzebene bis zur Höhe des Bahnsteigs aufgeschüttet. Drei Busse können gleichzeitig direkt gegenüber dem Bahnsteig halten, so dass ein Umstieg in die Regionalbahn in die Richtung Wustermark bequem und schnell möglich ist.
13 Motorradstellpätze, 100 Parkplätze für Autos (vier davon für Fahrzeuge mobilitätseingeschränkter Personen) sowie drei für Wohnmobile werden geschaffen. Zum Laden von E-Autos sollen 10 Ladestationen zur Verfügung stehen, davon zwei Schnelllader.
30 überdachte Fahrradanlehnbügel ermöglichen das Abstellen von bis zu 60 Fahrrädern. Neben den Bus-Abstellpätzen wird es ein kleines Haus mit einem Pausenraum für die Busfahrer und eine öffentlich zugängliche Toilette geben. 128 Bäume werden neu gepflanzt.

Blick von der Fußgängerbrücke auf die Baufläche für den Parkplatz
Foto: Susanna Krüger

Die Kosten für den Parkplatz mit den Zufahrten sind mit insgesamt 2,9 Millionen Euro kalkuliert. Das Land Brandenburg fördert das Projekt mit 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent zahlt die Stadt. Für die Verkehrsplaner der Stadtverwaltung Potsdam war das Projekt wegen der coronabedingten Unterbesetzung ein großer Kraftakt. Zahlreiche Mitarbeiter wurden von ihren eigentlichen Posten zur Corona-Nachverfolgung abgezogen. Dem Vernehmen nach hatte das auch zur Folge, dass nicht alle Fördermittel, die für dieses Projekt hätten genutzt werden können, beantragt werden konnten.
Baubeginn soll im März 2022 sein. Während der Sommerferien ist mit zeitweisen Sperrungen der beiden Kreisverkehre zu rechnen, da dort neben der Wegeanbindung zusätzlich die Fahrbahndecken erneuert werden.

Neben der großen Freude über das ambitionierte Projekt gab es in den Ortsbeiratssitzungen aber auch kritische Nachfragen von Ortsbeiräten und Bürgern. Hauptpunkt: Die weiterhin fehlende Barrierefreiheit zwischen den beiden Richtungsgleisen. Der Bahnhof ist für Menschen, die zum Beispiel wegen einer Gehbehinderung nicht über die steilen Treppen der Fußgängerbrücke steigen können, gar nicht nutzbar, denn sie kämen auf der Rückfahrt nicht zu ihrem parkenden Auto oder zur Bushaltestelle. Kinder haben ein Problem, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind, denn das Hinübertragen über die Brücke ist für viele nicht zu stemmen. Mütter oder Väter mit Kinderwagen müssen auf Hilfe warten, damit sie den „Galgen“ überwinden können.

Der Lageplan des Bahnhofs in Marquardt

Der Lageplan des Bahnhofs in Marquardt
Foto: LHP

Favorisiert wird in den Ortsteilen der Bau eines Tunnels unter den Gleisen. Aber auch ein Fahrstuhl oder die Wiedereröffnung eines beschrankten Bahnübergangs wären denkbar. Zuständig dafür ist die Deutsche Bahn AG. Alle Anfragen der Stadt dazu wurden bisher allerdings negativ beschieden. Die dürftigen Fahrgastzahlen am Bahnhof Marquardt rechtfertigten einen solchen Ausbau bisher nicht. Das ist allerdings angesichts der schlechten Anbindung, der geringen Zugtaktung und fehlenden Barrierefreiheit kein Wunder, ist man sich einig. Kommentar eines Bürgers aus Marquardt: „Der Oberbürgermeister muss sich stark machen, damit endlich was passiert! Die Stadt hat den Klimanotstand ausgerufen. Es ist nicht konsequent, wenn hier immer noch alles beim Alten bleibt!“
Die fehlende Fahrradwegeanbindung des Bahnhofs in Richtung Fahrland und Satzkorn ist ein weiterer Kritikpunkt. Damit die Menschen aus den Ortsteilen zukünftig auf ihr Auto verzichten, sind diese Wege dringend nötig. Denn die gefährliche Fahrt mit dem Rad über den Satzkorner Berg bei dichtem LKW-Verkehr oder über die Marquardter Chaussee zwischen schnell fahrenden Autos und Leitplanken wagt kaum jemand. Bisher gibt es zum Ausbau dieser Radwege leider keine Planung.

sk