Fahrlander Schüler kommen endlich sicher zur Regenbogenschule

Bis Dezember 2019 konnten sich die Fahrlander Kinder aussuchen, ob sie lieber den matschigen Trampelpfad übers Feld oder den Weg durch den düsteren Wald nehmen, um zur Schule zu gelangen. Alles andre als sicher. Klar, dass es viele Eltern vorzogen, ihre Kinder lieber mit dem Auto zu chauffieren.
Im Januar 2020 war es endlich soweit und die Stadt meldete: „Der beleuchtete Geh- und Radweg zur Regenbogenschule ist fertiggestellt und für die Nutzung freigegeben. Nachdem auch die Straßenbeleuchtung installiert wurde, kann der Weg ab sofort sicher und gefahrenfrei genutzt werden.“
Die Forderung nach einem befestigten Schulweg zwischen der Döberitzer Straße und der Regenbogenschule (in Verlängerung der Gartenstraße) besteht, seit 1998 die ersten Familien in das erste Wohngebiet „Am Königsweg“ eingezogen sind. Die Hilferufe der Eltern und der Schule blieben lange ungehört. Der Ortsbeirat Fahrland setzte sich für das Projekt ein.
2011 erreichte der Vorschlag „Sicherer Schulweg zur Regenbogenschule Fahrland“ die „Top 20 – Liste der Bürgerinnen und Bürger“ im Potsdamer Bürgerhaushalt. Dadurch bekam die Stadtverwaltung den offiziellen Auftrag, den Vorschlag zu prüfen. In ihrer Einschätzung hieß es damals: „Dieser Vorschlag wurde bereits im Rahmen des Radverkehrskonzepts für die neuen Ortsteile und im Rahmen des Schulwegesicherungskonzeptes untersucht. Demnach sind planungsrechtliche Fragen zu klären, da bisher kein Baurecht besteht. Zudem ist vor Beginn der Maßnahme der Grunderwerb notwendig.“ Damals ging man von Baukosten in Höhe von ca. 88.800 Euro (inkl. Planung und Beleuchtung, ohne Grunderwerb) aus.

Zahlreiche Verzögerungen

Im März 2013 teilte die Verwaltung mit, dass „die Errichtung bzw. Unterbringung eines entsprechenden Geh- und Radweges im Zuge des Bebauungsplanverfahrens Nr. 132 „Am Friedhof“ vorgesehen ist. Der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan wurde am 05.12.2012 gefasst.“ Dort soll ein neues Wohngebiet mit Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern entstehen. Die Abhängigkeit von diesem Bebauungsplan war ein Grund, weshalb ab diesem Zeitpunkt lange nichts passierte.
Im März 2015 unternahm der Ortsbeirat Fahrland mit einem Antrag von Stefan Matz einen erneuten Anlauf: „Der Oberbürgermeister wird gebeten zu prüfen, ob mit dem potentiellen Investor/Entwicklungsträger für das Gebiet des Bebauungsplanes …  ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen werden kann, welcher den Bau eines beleuchteten Fuß- und Radweges zwischen Döberitzer Straße und Regenbogenschule als vorgezogene Baumaßnahme bei Planreife des Bebauungsplanes sicherstellt. Ziel des Vertrages soll die schnellstmögliche Fertigstellung der sicheren Anbindung der Regenbogenschule an die Wohngebiete Eisbergstücke und Königsweg sein.“ Die Verwaltung sagte zu, den Vorschlag im Rahmen des Bauleitplanverfahrens aufzugreifen. Und legte ihn zu den Akten. Ortsvorsteher Stefan Matz dazu: „Ich hatte die vage Hoffnung, dass der Schulweg fertig wird, solange mein Sohn noch in die Regenbogenschule geht. Daraus ist nichts geworden. Die Zeit- und Umsetzungshorizonte für derartige Planungen sind für die Bürgerinnen und Bürger kaum nachvollziehbar.“

Im Januar 2018 nahm sich die BürgerInnen-Initiative Fahrland des Themas an und organisierte eine Demo für den Schulweg. Die MAZ berichtete und zitiert den Bundestagsabgeordneten Norbert Müller, auch Mitglied der Initiative: „Fahrland ist der am stärksten gewachsene Ortsteil von Potsdam. Das ehemals nicht zu Potsdam gehörige Dorf ist 2003 nach Potsdam eingemeindet worden und hat es dank mehrerer Neubauviertel von 800 auf rund 5000 Einwohner gebracht, ohne dass die Infrastruktur entsprechend mitgewachsen wäre.“ So wie der nicht vorhandene Schulweg.
Im Februar 2018 lud die BürgerInnen-Initiative den Blauen Robur-Bus des RBB zu einem Vororttermin ein. Noosha Aubel, Potsdams Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport war dabei und versprach, dass „wir in 1,5 bis 2 Jahren einen sicheren Schulweg haben werden. Sollte sich der B-Plan „Am Friedhof“ wider Erwarten weiter hinziehen, so wird eine Übergangslösung geschaffen.“
Das hat geklappt. Obwohl der Entwurf des B-Plans noch immer diskutiert wird, ist der Schulweg fertig. Mit der Lösung, die der Ortsbeirat Fahrland schon vor fünf Jahren vorschlug. Die Stadt Potsdam hat mit der Investorin „Leonwert Immobilienmanagement GmbH“ einen städtebaulichen Vertrag abgeschlossen, in dem sich Leonwert verpflichtet, den Weg im Auftrag der Stadt zu bauen und das Grundstück nach Fertigstellung des Weges zum Verkehrswert an die Stadt Potsdam zu verkaufen. Bei 80 Cent pro Quadratmeter ergibt sich ein Betrag von 1.064,80 EUR nur für den Grunderwerb.
Für den Bau des Wegs ging der Investor in Vorleistung. Die Stadt Potsdam bezahlt die Schlussrechnung, die bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht vorlag. Eine Schätzung geht von circa 330.000 Euro aus. Die Anfrage, weshalb der Betrag gegenüber den ursprünglich veranschlagten 88.000 EUR so hoch ausfällt, ließ die Stadt leider unbeantwortet.

Was zahlt der Investor?

Im Städtebaulichen Vertrag verpflichtet sich Leonwert entsprechend dem Potsdamer Baulandmodell zur „Kostenbeteiligung an der Herstellung der sozialen Infrastruktur“ . Errechnet wurden 16,4 Kita-Plätze und 10,4 Grundschulplätze, die für die Familien in dem neuen Wohngebiet benötigt werden. Dafür zahlt Leonwert 331.824,99 € an die Stadt. Eigentlich wären es rund 150.000 EUR mehr. Die erlässt die Stadt aber „zur Wahrung der Angemessenheit der in diesem Vertrag vereinbarten Leistungen und der Vermeidung der wirtschaftlichen Überforderung der Vorhabenträgerin“.
Vielleicht ist es Zufall, dass genau 330.000 EUR zwischen der Stadt und der Investorin hin und her wandern? Die Fahrländer freuen sich jedenfalls, dass sie endlich ihren Schulweg haben. Junge Familien finden im neuen Wohngebiet „Am Friedhof“ ein neues Zuhause. Der Investor Leonwert wird sein Geschäft machen.
Für ähnliche Bauprojekte in Zukunft ist mal wieder klar geworden: Pragmatische Lösungen müssen gefunden und auch zügig umgesetzt werden. Und die Stadt sollte sich fragen, wieviel Investorenfreundlichkeit sie sich eigentlich leisten will.

sk

Etwas Optimierungsbedarf

In der BI Fahrland wurden einige Ideen diskutiert, die nach der Eröffnung des neuen Schulwegs aufkamen: Der Weg trifft auf die Döberitzer Straße außerhalb des Mündungsbereichs mit der Gartenstraße, kann also zugeparkt werden. Das Halten und Parken muss untersagt werden, damit die Schüler sicher über die Straße kommen. Seitens der Stadt wurde die Installation sogenannter Verkehrswächter vorgeschlagen, wie sie schon an der Kreuzung Gartenstraße Ecke Am Upstall stehen. Statt Rasen anzusäen, wäre eine Blühwiese neben dem Weg schön.