Hollywood-Diva und Lady Bluetooth – vom Leinwandstar zur IT-Legende

Sie verkörpert drei Besonderheiten Potsdams – den Film, die Wissenschaft und eine besondere Geschichte“, so charakterisierte Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner heute im Rahmen einer kleinen Feierstunde Hedy Lamarr, der zu Ehren ein Platz in Potsdam benannt wurde. Am 6. November 2019 war die Stadtverordnetenversammlung einem Vorschlag der Fraktion CDU/ANW gefolgt und hatte beschlossen, einen bisher namenlosen Platz an der Gabelung von Virchowstraße und Karl-Marx-Straße Hedy-Lamarr-Platz zu nennen. Die Schilder für den neuen Platz wurden bereits 2020 montiert, einen offiziellen Termin für die Platzeinweihung gab es Corona-bedingt bisher nicht. Der Todestag Hedy Lamarrs am 19. Januar 2022 wurde nunmehr dafür genutzt, Hedy Lamarr zu ehren.

Einweihung Hedy-Lamarr-Platz mit Bürgermeister Burkhard Exner (r.)
Foto: LHP / C. Homann

Hedy Lamarr, die am 9. November 1914 in Wien als Hedwig Kielser geboren worden war, stammte aus einer jüdischen Familie. Nach einer sehr guten Ausbildung war der Film ihr erstes Metier. Sie drehte unter anderem zusammen mit Heinz Rühmann und Hans Moser („Man braucht kein Geld, um glücklich zu sein“, „Geld auf der Straße“, „Ekstase“) in Deutschland, der Tschechoslowakei und in Österreich. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste sie Deutschland verlassen. In Hollywood startete die Künstlerin ihre internationale Filmkarriere. Sie spielte an der Seite von Clark Gable und James Stuart. Von MGM (Metro Godwin Meier) wurde sie als die schönste Frau der Welt vermarktet. In ihrer Freizeit war Hedy Lamarr eine Tüftlerin. Sie entwickelte zusammen mit dem amerikanischen Komponisten George Antheil eine 1942 patentierte Funkfernsteuerung für Torpedos. Diese war durch selbsttätig wechselnde Frequenzen schwer anzupeilen und weitgehend störungssicher. Lamarr und Antheil arbeiteten einige Monate lang an ihrer Idee, bevor sie diese im Dezember 1940 dem nationalen Erfinder-Rat (National Inventors Council) präsentierten. Vorsitzender des Rates war Charles Kettering, Forschungsdirektor von General Motors. Kettering schlug Lamarr und Antheil vor, die Idee patentieren zu lassen. Mit Unterstützung eines Professors für Elektrotechnik am California Institute of Technology bereiteten sie das Patent zur Anmeldung vor. Am 11. August 1942 wurde es vom Patentamt bewilligt. 1962 verwendeten einige Navy-Schiffe eine weiterentwickelte Version der Technologie. Der gleichzeitige Frequenzwechsel (frequency-hopping) wird in der Kommunikationstechnik zum Beispiel bei Bluetooth-Verbindungen oder mit der GSM-Technik verwendet. Für ihre Erfindung erhielt Lamarr (gemeinsam mit Antheil) 1997 den Electronic Frontier Foundation Pioneer Award. 2014 wurde sie posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen. Hedy Lamarr wurde 1960 mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. 1997 verlieh die Electronic Frontier Foundation Hedy Lamarr den EFF Pioneer Award in Würdigung ihrer und Antheils Erfindung. Dave Hughes, einem glühenden Verehrer Lamarrs, und seiner unermüdlichen Lobbyarbeit ist es zu verdanken, dass alle Hersteller von Funktechnologien Lamarrs Entwicklung letztendlich doch würdigten. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird der Geburtstag Hedy Lamarrs – der 9. November – als Tag der Erfinder gefeiert.
Die Universität Potsdam ist mit ihrer „Digitalvilla“ gleich in der Nachbarschaft des Hedy-Lamarr-Platzes vertreten. Prof. Dr. Oliver Günther, der Präsident der größten Hochschule des Landes Brandenburg, war bei der Feierstunde dabei. „Die Ehrung von Hedy Lamarr hier in Potsdam ist nicht nur die Würdigung einer wichtigen historischen Persönlichkeit“, so Günther. „Sie ist zugleich ein Signal für die Innovationskraft von Frauen in technisch-naturwissenschaftlichen Bereichen.“

LHP/Red.