Zeugnisse vom Kriegsende in Spandau 1944/45

In einem spannenden Bogen zeigt die Ausstellung der „Heimatkundlichen Vereinigung Spandau 1954 e.V.“ im Militärhistorischen Museum (MHM) Gatow zahlreiche Exponate aus dem Luftkrieg, vom Kriegsende und der unmittelbaren Nachkriegszeit in Spandau. Die große Geschichte des Kriegsendes 1945 wird so im Lokalen greifbar.

Die Spandauer Alltstadt rund um den Markt mit Blick auf die Nikolaikirche, 1945.

Die Spandauer Alltstadt rund um den Markt mit Blick auf die Nikolaikirche, 1945.
Landesarchiv Berlin

Die Ausstellung vermittelt, wie sich das Kriegsende von 1945, das sich im Jahr 2020 zum 75. Mal jährt, in Berlin-Spandau dargestellt hat. Insbesondere die Auswirkungen des Luftkrieges in den letzten Kriegsmonaten stehen im Zentrum der Betrachtung. Unter den Exponaten finden sich Gegenstände, die damals für die Menschen zu Alltagsgegenständen geworden sind, wie Helme, Löschgeräte, Flugblätter zum Luftschutz. Hinzu kommen Dokumente zur Kapitulation der Zitadelle, Zeitzeugenberichte und zahlreiche Fotos.
Besonderheiten sind eine russische Regimentskarte von Berlin 1945, eine Schallplattenaufnahme mit Bombenangriffen und ein Gasschutzjäckchen für Babys, das glücklicherweise nie eingesetzt werden musste. Den Raum umgeben die Namen von zu Tode gekommenen Bombercrews, Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und Spandauer Bürgerinnen und Bürgern; sie verweisen auf die zahllosen Opfer dieses Krieges, die es auf allen Seiten gegeben hat.

In der Hauptausstellung des MHM Gatow finden sich auch größere Exponate aus dem Zweiten Weltkrieg.

In der Hauptausstellung des MHM Gatow finden sich auch größere Exponate aus dem Zweiten Weltkrieg.

„Wir haben immer eine gute Beziehung zum MHM gehabt, aber nie eine gemeinsame Ausstellung gemacht. Deshalb bin ich an den Leiter des Museums herangetreten und habe ihn gefragt, ob eine Kooperation vorstellbar sei“, erzählt der erste Vorsitzende des Spandauer Geschichtsvereins, Karl-Heinz Bannasch, dem POTSDAMER.
„Das Zusammentragen von Informationen hat sehr lange gedauert. Wir haben für diese verhältnismäßig kleine Ausstellung sehr viele Personen und Quellen um Unterstützung bitten müssen. Die positive Rückmeldung vieler privater und staatlicher Leihgeber zeigt uns die hohe Akzeptanz die unser Verein besitzt“, so Bannasch, der die Arbeit eines Historikers mit der eines Detektiven vergleicht. „Allerdings gehört auch eine große Portion Glück dazu“, ergänzt er.

Oberstleutnant Ralf-Gunter Leonhardt, Dr. Doris Müller-Toovey, Karl-Heinz Bannasch (v.l.n.r.)

Oberstleutnant Ralf-Gunter Leonhardt, Dr. Doris Müller-Toovey, Karl-Heinz Bannasch (v.l.n.r.)
Fotos: sts

„Die Ausstellung ist eine sehr gelungene Ergänzung zu unseren Projekten anlässlich des 75. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs, der ein wesentlicher Themenschwerpunkt in unserer Hauptausstellung ist. Hier gehen wir aber noch einmal ganz konkret auf die Geschehnisse in Spandau und den letzten Kriegstagen ein“, beschreibt Oberstleutnant Ralf-Gunter Leonhardt die Besonderheit der Ausstellung.
„Trotz der sehr gut erhaltenen Exponate und des interessanten Themas kann diese Ausstellung keine Wanderausstellung werden. Der Grund dafür ist einerseits der Einsatz von Techniken des MHM sowie die Besonderheit einzelner Exponate, die einen besonderen Umgang bedürfen. Und das können nicht viele garantieren“, so Bannasch.
Die Ausstellung soll bis Anfang 2021 zu besichtigen sein.

sts