Potsdam und Spandau starten Beteiligungsformat zu Groß Glienicker und Sacrower See
Die Landeshauptstadt Potsdam und das Bezirksamt Spandau von Berlin sind gemeinsame Seeanrainer der beliebten Wohn- und Erholungsgebiete am Groß Glienicker und Sacrower See.
Der Wasserstand des Groß Glienicker Sees ist in den vergangenen 20 Jahren sehr stark zurückgegangen. Dafür können vielfältige Gründe benannt werden. Die Vermutung, dass der Klimawandel ein Hauptgrund ist, liegt auf der Hand. Auch die intensive Besiedlung im Bereich der Seen hat die natürlichen Ressourcen der Landschaft verändert. Insbesondere an warmen und sonnigen Tagen des Jahres werden die Seen intensiv durch Erholungssuchende in Anspruch genommen. Darüber hinaus sind die Seen ortsbildprägende Heimat aller direkten Anlieger und Eigentümer. Die Wasserflächen und die ufernahen natürlichen Schutzräume sind insbesondere durch das Absinken der Wasserstände und die Ausbreitung großer Flachwasserbereiche einer starken ökologischen Veränderung der natürlichen Lebensräume ausgesetzt. Ebenso müssen die Wasserqualitäten – gerade bei Starkregenereignissen und heißen Sommern – im Auge behalten werden.
Ohne Verwaltungsgrenzen schneller ans Ziel
„Im gemeinsamen hydrologischen Einzugsgebiet der beiden Gewässer ist es wichtig, gemeinsame Ziele zu setzen und daran gemeinsam – auch über Verwaltungsgrenzen hinweg – zu arbeiten. Denn auch die Menschen in Potsdam und Berlin ziehen bei der Nutzung der Gewässer und ihrer umgebenden Erholungs- und Schutzgebiete keine Grenzen. Insofern freue ich mich, dass wir nun ein gemeinsames Beteiligungsformat in Potsdam und Spandau beginnen,“ so der Umweltbeigeordnete der Landeshauptstadt Potsdam, Bernd Rubelt.
Ziel sei es, zwischen den vielfältigen und häufig auch weit auseinanderliegenden Interessenpolen in der Bürgerschaft, in Bürgerinitiativen, bei anerkannten Verbänden und der Öffentlichkeit einen zielgerichteten Austausch und Zieldefinitionen herbeizuführen. Deshalb soll durch ein Beteiligungsformat mit den Akteuren lösungsorientiert ermittelt werden, ob, wie und mit welchen Inhalten weitere Prozesse oder Studien zur Entwicklung der Bereiche Groß Glienicker See und Sacrower See im Klimawandel und bei steigendem Nutzungsdruck erstellt werden.
Machbarkeitsstudie soll Aufschluss bringen
Bezirksstadtrat Frank Bewig aus Spandau führt aus: „Vielfältige Interessen aus der Bürgerschaft zu bündeln sowie ein gemeinsames Vorgehen dieser Initiativen und der Handelnden aus Politik und Verwaltung abzustimmen, wird die Aufgabe dieses Beteiligungsformates sein. Eine am Ende dieses Prozesses angestrebte Machbarkeitsstudie soll für alle Beteiligten nachvollziehbare und mit der Unterstützung von Fachleuten erarbeitete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, die geeignet sind, für einen Erhalt und nachhaltigen Schutz der gemeinsamen Gewässer zu sorgen.“
Erste Ergebnisse Mitte 2022 zu erwarten
Nach der Ausschreibung soll Ende August dieses Jahres ein Büro für das Beteiligungsverfahren gefunden sein, so dass im Herbst mit dem Moderationsprozess gestartet werden kann. Kern des halb-öffentlichen Beteiligungsformates ist ein Arbeitsgremium. Zu Beginn wird es eine wesentliche Aufgabe sein, ein arbeitsfähiges Gremium im Einvernehmen mit möglichst vielen interessierten Akteuren zu besetzen. Im Rahmen des Verfahrens soll es zahlreiche Interviews, Veranstaltungen und Akteursbeteiligungen geben, um ein umfassendes Gesamtbild der Erfordernisse zu erhalten. Bewig geht davon aus, Mitte 2022 abgestimmte Inhalte vorlegen zu können, auf deren Grundlage eine Machbarkeitsstudie erfolgen kann.
Aus Erfahrungen lernen
Für das gemeinsame Handlungskonzept gibt es einen guten Grund, denn die auf beiden Seiten mehr oder weniger intensiv verfolgten Maßnahmen waren nicht immer erfolgreich. So führte zum Beispiel die Straßensperrung in Kladow von Juni bis September dieses Jahres zwar zu einer deutlichen Verkehrsentlastung auf der Berliner Seite des Groß Glienicker Sees, gleichzeitig jedoch erhöhte sich das Verkehrsaufkommen auf der Potsdamer Seite des Sees in fast gleichem Maße. Bewig weist in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit einer gemeinsam abgestimmten Verfahrensweise und genauen Abstimmung eines noch festzulegenden Maßnahmenkatalogs beider Seiten hin, um die gewünschten Ziele auch erreichen zu können.
Länder bisher zu passiv
Laut Bewig gebe es auch noch einen zweiten Grund für das gemeinsame Handeln und das angestrebte Verfahren, an dessen Ende die Machbarkeitsstudie Handlungsmöglichkeiten aufzeigen soll. Trotz vielfacher Initiativen, die vom Bezirk Spandau ausgingen, habe das Land Berlin über Jahre hinweg nicht die notwendige Bereitschaft gezeigt, entsprechende Untersuchungen in Auftrag zu geben. Aus diesem Grund müsse man selbst handeln und erste Untersuchungsergebnisse vorlegen. In der Hoffnung, dass das Land dann von der dringend notwendigen Umsetzung überzeugt werden kann.
LHP/Red.