Abschied nehmen von einem großen Schreiber

Er war einer der profiliertesten Fußball-Journalisten im Osten“, so Detlef Braune von der MAZ in seinem Nachruf. Und damit hat er sicherlich Recht. Er liebte den Sport und „zog sich alles rein, was er kriegen konnte“, so Simon über sich selbst.
Seit 1992 war Simon für die Fußball-Woche redaktionell unterwegs. Zuvor schrieb er von 1961 bis 1991 für die „Neue Fußballwoche“, für die er lange Zeit als stellvertretender Chefredakteur und sogar von 1990 bis 1991 als Chefredakteur arbeitete. Für den am 26. Mai 1931 in Neu-Petershain geborenen Diplom-Germanisten war das Wort – vor allem in geschriebener Form – eine buchstäbliche Berufung. Gepaart mit seiner zweiten Leidenschaft, dem Fußball, gab es wohl kaum jemanden in der Branche der schreibenden Zunft, der ihm in Sachen Fußball-Kompetenz das Wasser – oder besser, die Tinte, – reichen konnte.

Günter Simon an seinem Lieblingsplatz und bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schreiben (2018)

Günter Simon an seinem Lieblingsplatz und bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schreiben (2018)

Schreiben als Passion

Doch Simon war weit mehr als ein Fußball-Narr. Auf Anraten seiner Frau, Erika, engagierte sich Simon in der Gemeinde. So wurde er von 1994 bis 2002 zum kommunalen Gemeindevertreter und ab 1998 sogar zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt. Für Simon, dessen Passion das Schreiben war, war die Herausgabe des Neu Fahrländer Landboten dann nur die logische Konsequenz.
In unserer Novemberausgabe 2018 (https://der-potsdamer.de/ehre-wem-ehre-gebuehrt) berichteten wir über Simons großes Engagement für Neu Fahrland als Herausgeber von 119 Ausgaben (1994 – 2005) des Neu Fahrländer Landboten, ohne den es den POTSDAMER nie gegeben hätte. Die Idee, eine Zeitschrift herauszugeben, die das „geteilte“ Neu Fahrland verbinden sollte und sich lediglich mit Themen beschäftigt, die vor der eigenen Tür liegen, hielten damals viele für unnötig und wenig erfolgversprechend. Doch Simon glaubte fest daran und behielt Recht. Dieses Konzept hat der POTSDAMER weitergeführt und gefällt der Leserschaft noch heute.

Die Kraft dahinter

Hinter einem so erfolgreichen und umtriebigen Menschen, wie Günter Simon einer war, stand auch eine starke Frau, die nichts dagegen hatte, auch mal die zweite oder dritte Geige zu spielen. „Es hat mir nichts ausgemacht, dass er viel unterwegs war und so viel gearbeitet hat“, sagte Erika Simon dem POTSDAMER. „Natürlich gab es auch Phasen, in denen es sehr schwer war, auf ihn zu verzichten, aber das macht ja eine Ehe aus. Man muss sich gegenseitig unterstützen. Und das haben wir immer getan.“ Erika, mit der er fast 70 Jahre lang zusammen war, 62 Jahre davon verheiratet, hielt ihm den Rücken frei, unterstützte seine viele Arbeit, motivierte ihn in schwierigeren Zeiten und kümmerte sich liebevoll um die gemeinsamen Söhne.
Als Günter Simon uns Anfang vergangenen Jahres in unserer Redaktion besuchte, sprachen wir noch über die vielen Themen, die aktuell unsere Region beschäftigen. Interessant – vielleicht sogar beruhigend – war der Austausch mit ihm über die Hürden, die ein Herausgeber eines Potsdamer Magazins so zu nehmen hat, denn das scheinen immer wieder die gleichen zu sein. Für seine wertvollen Tipps und sein Lob möchten wir uns an dieser Stelle ganz besonders bedanken.
Nun ist Günter Simon im Alter von 88 Jahren in Neu Fahrland nach schwerer Krankheit kurz vor Weihnachten letzten Jahres verstorben.
Wir verabschieden uns von ihm, verbeugen uns vor einem Großen der Zunft und wünschen der Familie und seinen Freunden viel Kraft in der schweren Zeit.

sts