Die neuen Besitzer des Gutshauses in Satzkorn haben viel vor

Nach Jahren des Leerstands, mehreren Besitzerwechseln und immer stärker voranschreitendem Verfall der Bausubstanz gibt es endlich konkrete Hoffnung auf Rettung für das Satzkorner Gutshaus. Im Oktober 2019 haben die Betriebswirtschaftlerin Liudmila Flach und ihr Partner, der Innenarchitekt Michael Hoppe, das Anwesen von der Berliner Vorbesitzerin erstanden.


Dem Kauf gingen zähe Verhandlungen voraus, die schon lange vor dem Bieterverfahren Anfang 2019 begannen. Schon damals, 2016, als das Paar die beiden Seitengebäude des Ensembles erwarb, war es ihr Ziel, das Haupthaus und die gut 3.000 qm Grundstücksfläche dazu zu kaufen. Denn nach ihrer Auffassung ist eine Entwicklung des denkmalgeschützten Anwesens nur im ursprünglichen Zusammenhang sinnvoll. Leider wurde das Grundstück und seine Gebäude aber Anfang der 90er von der Treuhand in mehreren Teilen einzeln veräußert. Nun gehören wenigstens die Seitengebäude und das Gutshaus wieder zusammen.


Dass die letzte Eigentümerin aus Geldmangel nicht in der Lage war, irgendetwas am Haus zu machen, kann Michael Hoppe nicht bestätigen. Wie viele im Dorf vermutet haben, ist es auch sein Eindruck, dass es sich um ein reines Spekulationsobjekt gehandelt haben muss. „Die Vorbesitzerin hat hart verhandelt und einen guten Preis erzielt“, sagt er. Nach dem langen Verfall konnte die Vorbesitzerin aber wiederum auch keine große Wertsteigerung mehr erwarten.
Als die Eigentümerin 2018 von der Denkmalschutzbehörde eine entsprechende Auflage bekam, ließ sie den starken Grünbewuchs rund um das Haus entfernen. Anstatt ihn abzufahren, wurde der Grünschnitt kurzerhand einfach in den Zimmern des Gutshauses abgekippt. Hoppe: „Es war eine unserer ersten Aktionen, das erst mal zu beseitigen“. Die Ergebnisse der Sicherungsmaßnahmen hätten besser sein können, wenn die beide Parteien (Denkmalbehörde und Alteigentümerin) an einem Strang gezogen hätten. Das war seitens der Eigentümerin offensichtlich nicht erwünscht. Die alten Sicherungsmaßnahmen müssten jetzt schon wieder angepasst und erneuert werden. Liudmila Flach bestätigt: „Bei Sturm hatten wir regelmäßig Angst, dass uns alles um die Ohren fliegt.“ Ihre gemeinsame Wohnung befindet sich direkt gegenüber in einem der beiden Seitengebäude.

Erbärmlicher Zustand

Bei einem Rundgang durch das Gutshaus wird das ganze Ausmaß des jahrelangen Leerstands und zunehmenden Verfalls erst richtig deutlich. Fast in jedem Zimmer klaffen größere Löcher zur Etage darüber oder nach außen. Diverse marode Balken kommen zum Vorschein, die wohl kaum noch zu retten sind. Insbesondere an der Hofseite ist die Außenwand stark beschädigt. Die Wand droht abzukippen, denn sie ist dem Druck der Dachgauben kaum noch gewachsen. Folge des Schrägstands sind tiefe Risse in den angrenzenden Seitenwänden. Im Obergeschoss sind manche Wände mitsamt der Türrahmen komplett verzogen. Wo sich der echte Hausschwamm überall ausgebreitet hat, kann Hoppe erst mit Sicherheit sagen, wenn der Putz auch an den wenigen intakten Wänden und Decken abgeklopft worden ist.

Es geht an die Substanz

„Das Gebäude ist im Grunde abrissreif“, bestätigt Hoppe, der auch als Bauberater tätig ist. „Es hätte nicht ein Jahr länger überlebt.“ Aber es steht noch und Hoppe ist voller Tatendrang. Ganz oben auf der Liste: jedweder weiterer Verfall muss gestoppt werden. Die Statik an der Hofseite und das Dach kommen zuerst dran. Abschnittsweise will er jeden Balken untersuchen lassen und alle nicht mehr zu rettenden gegen neue austauschen. Bei der Sanierung kann er aus seinen Erfahrungen schöpfen, die er bei denkmalgeschützten Gebäuden in Thüringen gesammelt hat.
Besonders am Herzen liegt dem von Rügen stammenden Michael Hoppe, das Haus möglichst originalgetreu wieder aufzubauen. Klar, dass er sich schon an Kurt Brandhorst-Satzkorn gewandt hat. Dessen Familie gehörte das Gutshaus bis 1947 (siehe auch Artikel im POTSDAMER vom Januar 2019). Brandhorst-Satzkorn freut sich sehr, dass das Haus nun in gute Hände gekommen ist und sagte Hoppe seine Unterstützung zu. Zum Beispiel, in dem er ihm alte Fotos und Dokumente zur Verfügung stellt.
Vor dem nächsten Winter soll das Dach komplett fertig sein. „Es hängt natürlich alles von der Finanzierung ab. Da sind wir gerade dran“, erklärt Hoppe und lächelt zuversichtlich.

Weitreichende Pläne

Man bekommt den Eindruck, hier steht ein Unternehmerpaar, für das wirtschaftliches Denken und Idealismus kein Widerspruch sind. Das Gutshaus zu retten war der erste Impuls. Wie es später einmal genutzt werden wird, ist völlig offen. Was nicht heißt, dass Hoppe und Flach keine Idee haben. Ganz im Gegenteil: „Wir können uns eine Mischung aus verschiedenen Nutzungen vorstellen. Und wünschen uns, dass das Gutshaus für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Denn wir wollen nicht nur unser Eigentum entwickeln, sondern etwas für die Gemeinschaft tun“, sagt Michael Hoppe. Liudmila Flach ergänzt lächelnd: „Mein Traum wäre, dass hier ein Arzt seine Praxis eröffnet.“ Ein bis zwei Zimmer könnten an Touristen vermietet werden. In einem Saal könnten Hochzeiten gefeiert werden. Toll wäre ein Café oder „eine gemütliche Feierlocation“. Kleine Handwerksbetriebe könnten sich in den Nebengelassen ansiedeln. Solaranlagen auf den Dächern der Seitengebäude bieten sich an. Eine Stromtankstelle macht Sinn. Eine Hotelanlage mit Wellnessangebot wäre machbar. Sogar an ein kleines Museum oder an eine Galerie haben die Unternehmer schon gedacht. „Das können und wollen wir alles natürlich nicht alleine stemmen. Deshalb suchen wir verlässliche Partner mit Erfahrung, die mit uns zusammen arbeiten wollen“, unterstreicht Hoppe. Das ist aus seiner Sicht auf jeden Fall da. Satzkorn mit seiner schönen kleinen Kirche und dem Gutshaus selbst könnte zu einem touristischen Anziehungspunkt werden. Das Gutshaus Satzkorn soll für Bewohner der kulturell und infrastrukturell unterversorgten Neubaugebiete in Fahrland und der umliegenden Ortsteile tolle Möglichkeiten bieten. Und dem Potsdamer Norden mehr Charakter verleihen.
Langfristig möchte Michael Hoppe auch die beiden nicht mehr vorhandenen Ställe an der Nordseite des Ensembles aufbauen. Damit wäre der Gutshof wieder von allen vier Seiten geschlossen. „Hier möchten wir gern ein Fahrradhotel reinhaben.“

Ideen für das ganze Dorf

Für konkrete Pläne ist es zwar noch zu früh, aber trotzdem denkt Hoppe schon weit über seine Grundstücksgrenzen hinaus. Mit seinen Nachbarn will er ins Gespräch kommen, vielleicht das Tulpenhaus und den alten Gutspark mit in seine Pläne einbeziehen.
Ein Fuß- und Radweg vom Sportplatz an der Obstplantage und dem Gutshaus vorbei über das Feuchtgebiet der Jubelitz hinweg entlang der Sichtachse bis zur Fahrländer Mühle wäre super. Eine ähnlichen Idee für einen Hochweg, der auch die Strecke zur Regenbogenschule für die Satzkorner Kinder abkürzen würde, hat der Ortsbeirat Satzkorn im Rahmen der „Strategieplanung Ländlicher Raum“ 2015 eingereicht. Bisher leider ohne Erfolg. Das Gutshaus Satzkorn selbst ist unter Nr. 10 dieser Maßnahmenübersicht gelistet. Dem Bekenntnis der Stadt zum Erhalt des Gutshauses sollten jetzt Taten folgen. Denn nur in intensiver Zusammenarbeit und mit aktiver Förderung durch die Verwaltung (insbesondere dem Fachbereich Bauaufsicht, Denkmalpflege, Umwelt und Natur) ist ein so umfangreiches Projekt zu stemmen. Michael Hoppe schätzt dabei die bisherige Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt als recht positiv ein.

sk

Gutshof-Appartments

Die beiden Seitenflügel erwarb das Unternehmerpaar 2016. Inzwischen ist ein Gebäude komplett saniert und bietet elf schlicht und schön eingerichtete Apartments, die vorrangig an Handwerker vermietet werden. Aber auch ein ganze Satzkorner Hochzeitsgesellschaft kam hier schon unter: www.monteurzimmer.de/zimmer/gk4av9fogw

Historische Aufnahme: Familie Brandhorst-Satzkorn im Pferdewagen. Ganz rechts Kurt Brandhorst-Satzkorn als Kind.

Historische Aufnahme: Familie Brandhorst-Satzkorn im Pferdewagen. Ganz rechts Kurt Brandhorst-Satzkorn als Kind.

Bitte um Mithilfe

Wer hat noch alte Fotos vom Gutshaus? Michael Hoppe möchte die Fassade gern originalgetreu wiederherrichten. Aber vieles ist verloren, nicht mehr erkennbar und wenig dokumentiert. Insbesondere über die Fassade am roten Anbau gibt es keine Angaben. Er bestand ursprünglich nur aus einer Etage und hatte eine Toreinfahrt an der Hofseite. Auch wie die Haupteingangstür in der Mitte des Gebäudes und die Tür zum Balkon an der Südseite aussahen, ist unklar. E-Mail: gutshaus.satzkorn@gmail.com