Literarisches Kabarett präsentiert vom Groß Glienicker Kreis

Die bunten und abwechslungsreichen Aufführungen des Groß Glienicker Kreis e.V. (GGK), der das kulturelle Leben der Region seit vielen Jahren bereichert, sind einem großen Publikum bekannt. Während seine Inszenierungen der letzten Jahre unter anderem die bewegten Lebensgeschichten bekannter Künstler aufgriffen, die man durch die Wirren des letzten Jahrhunderts und ihre dadurch geprägten künstlerischen Entwicklungen verfolgen konnte, wählte der GGK diesmal einen weniger bekannten und doch erfolgreichen Künstler, der als Texter in den 1920er und 1930er Jahren nicht nur die Unterhaltungsbranche bereicherte: Robert Gilbert


Robert Gilbert wurde 1899 in Berlin als David Robert Winterfeld geboren. Sein Vater, Max Winterfeld, gab sich selbst den Künstlernamen Jean Gilbert, weil dieser französisch klingende Name für einen jüdischen Kapellmeister zur damaligen Zeit erfolgversprechender war. 1912 feierte er große Erfolge mit der Titelmelodie „Puppchen, du bist mein Augenstern“ am Berliner Tahlia-Theater. Man bezeichnete ihn als König der modernen Operette.
Trotz des Erfolges des Vaters fand Robert in seiner Jugend keinen Zugang zur Musik, studierte aber nach dem Ersten Weltkrieg Kompositionslehre und Philosophie. 1923 heiratete er Elisabeth Geldner. Im selben Jahr lernte er den Kommunisten Heinrich Blücher und dessen spätere Frau Hannah Arendt kennen. Beide verband neben der politischen Arbeit die Nähe zur Operette, dem Kino und zum Kabarett, für das sie gesellschaftskritische und scharfzüngige Texte schrieben.

Die Kabarett-Revue im Saal des Groß Glienicker Begegnungshauses: D. Dargieß, H. Völker, K. Heimburger, A. Handschug, H. Görgen, U. Syring-Dargieß (v.l.n.r.). Fotos: sts

Aufgrund der für Gesellschaftskritiker immer schwieriger werdenden politischen Lage, gab sich Robert Gilbert unterschiedliche Pseudonyme. Als David Weber schrieb er unter anderem die Texte zu Hanns Eislers „Die Krüppelgarde“ und „Die Ballade vom Nigger Jim“.
Als in den 1930er Jahren der Tonfilm entstand, war der Film „Die drei von der Tankstelle“ einer der Filme, die damals Schlagzeilen machten. Der für den Film engagierte Komponist Richard Heymann suchte einen talentierten Textschreiber und fand ihn in Robert Gilbert. Es entstand „Ein Freund, ein guter Freund“ (1930).
In seiner letzten Schaffensphase, nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil, übersetzte Robert amerikanische Musicals ins Deutsche. So wurde zum Beispiel aus dem Lied „The rain in Spain (stays mainly in the plein)” aus dem Musical „My Fair Lady“ das bekannte „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen“.
1978 stirbt Robert Gilbert im Tessin. „Die Welt“ nannte ihn in einem Nachruf einen „hinter Tusch und Tüll versteckter sarkastischer Poet von scharfem politischem Witz“.
Mit den Stimmen von Agnes Handschug, Karin Heimburger, Helmut Görgen und Helmut Völker unter musikalischer Leitung von Uschi Syring-Dargieß sowie den Textbeiträgen von Dieter Dargieß, reiste das Ensemble, begleitet von 24 Liedern aus der Feder Roberts, mit dem begeisterten Publikum durch die musikalischen Wirren der 1920er und 1930er Jahre.

sts/ggk