Dr. Frank Eberth eröffnet Praxis für Allgemeinmedizin

Für Frank Eberth war es 2018 soweit. Er stellte sich die Frage, die viele Menschen in der Mitte ihres Arbeitslebens beschäftigt: Soll ich meinen sicheren Job als leitendender Gewerbearzt beim Landesamt für Arbeitsschutz Brandenburg weitermachen oder etwas Neues wagen? Etwas, was mich mehr fordert. Etwas, was mir mehr entspricht. Etwas, bei dem ich freier und vor allem selbstbestimmter arbeiten kann!
Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Für seine Zukunft hatte er nicht einen, sondern zwei ziemlich klare Träume: „Eine eigene Arztpraxis mit der Nähe zu den Menschen, das wäre toll“, dachte Eberth sich. „Als passionierter Kreuzfahrturlauber kann ich mir auch ein paar längere Einsätze als Schiffsarzt gut vorstellen.“ Statt sich frühzeitig für eins zu entscheiden, verfolgte er erst mal beide Ideen parallel.
Als Fahrländer lag es nahe: Die eigene Praxis sollte im neuen Ortsteil Krampnitz eröffnen. Also stellte sich Eberth mit seiner Idee im Fahrländer Ortsbeirat und der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg vor. Gerade zum richtigen Zeitpunkt. Denn im Dezember 2018 vergab die Vereinigung wegen des starken Bevölkerungszuwachses im Potsdamer Norden 1,5 zusätzliche, neue Arztsitze. Eberth hatte Glück. Unter sechs Bewerbern für den vollen Sitz erhielt er den Zuschlag. Aktuell gibt es in Potsdam nun 87 Hausarztpraxen – darunter zwei Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und eine Poliklinik – mit insgesamt 116,25 Arztsitzen.

Dr. Frank Eberth und seine Mitarbeiterinnen

Als klar wurde, dass sich die Bautätigkeiten in Krampnitz um Jahre verzögern würden, sah sich Frank Eberth im Potsdamer Norden nach Räumen um und wurde direkt in Fahrland fündig. Mit Semmelhaack einigte er sich über den Ausbau und die Nutzung des ehemaligen Vertriebsbüros des Wohnungsbauunternehmens in der Von-Stechow-Str. 6. Das lag im selben Gebäude, in dem auch die Allgemeinärztin Dr. Liane Finger ihre Praxisräume hat.
Dr. Eberth ist der Meinung, dass beide Praxen gut zusammen gehen. „Der Bedarf an ärztlicher Versorgung in den nördlichen Ortsteilen ist dafür auf jeden Fall groß genug!“ Außerdem unterscheidet sich auch das ärztliche Profil der beiden Hausärzte. Dr. Eberth bringt viel Erfahrung aus seiner Tätigkeit als Gewerbearzt für den medizinischen Arbeitsschutz und aus seiner privatärztlichen und gutachterlichen Tätigkeit in eigener Praxis mit. Konkret geht es neben der hausärztlichen Versorgung z.B. um den Gesundheitsschutz von Beschäftigten, beruflich indizierte Impfungen, Lärmvorsorge, Bildschirmarbeit, Mobbing, Leistungs- und Eignungstests für bestimmte Berufsgruppen, z.B. die Feuerwehr, Berufskrankheiten oder das aktuelle Thema um die Einhaltung von Hygieneregeln. Den lokalen Unternehmen möchte Dr. Eberth deshalb gern sein Know-how im betriebsärztlichen Bereich und in der arbeitsmedizinischen Vorsorge anbieten. Medizinisch verfolgt Dr. Eberth eher einen klassischen schulmedizinischen Ansatz, während Frau Dr. Finger auch alternative Heilmethoden wie Akupunktur und Homöopathie anbietet.

Freundliche Atmosphäre, tolles Licht und ein maßgeschneiderter Tresen im Anmeldebereich. Fotos: Frank Eberth

Holpriger Start

Mit der Übergabe der Räume von Semmelhaack im November 2019 zeigte sich, dass der Ausbau nicht ganz so einfach werden wird, wie gedacht. So musste der Vermieter erst eine Genehmigung zur Umnutzung in Praxisräume einholen. Ohne diese Genehmigung durfte Eberth nicht anfangen zu bauen. Mit einem selbstgedrehten Video konnte er beweisen, dass die vorhandene Toilette mit einem Rollstuhl befahrbar ist. „Der Neubau einer behindertengerechten Toilette nach den aktuellen DIN-Standards wäre schon rein flächenmäßig nicht machbar gewesen“, sagt der Arzt.
Anfang Februar 2020 ging es dann endlich zur Sache. Wert legte Eberth auf die Beauftragung lokaler Handwerksunternehmen, darunter das Baugeschäft Klotzsch aus Groß Glienicke, der Malereibetrieb Gerd Selle aus Babelsberg, der Heizung-Sanitär Meisterbetrieb Dirk Müller aus Fahrland und Elektromeister Niese aus Sacrow. Die Fahrländer Tischlerei Gänserich fertigte den modernen Tresen absolut maßgerecht an. „Ich bin glücklich, dass alles so reibungslos geklappt hat“, freut sich Frank Eberth.
Am 15. April 2020 konnte die Praxis endlich eröffnen, trotz der erschwerten Bedingungen durch die Corona-Krise. Aber auch dafür hat Dr. Eberth eine Lösung: Patienten mit Erkältungssymptomen gelangen über einen extra Eingang in die Praxis und warten in einem gesonderten Raum auf ihre Behandlung. Patienten mit anderen Beschwerden brauchen so keine Sorgen vor Ansteckung zu haben.
Mit der Unterstützung einer Arzthelferin und einer Praxismanagerin in Teilzeit kann Frank Eberth seine Praxis aktuell nur vormittags öffnen. Mit einer dritten Kraft möchte er zu gegebener Zeit seine Präsenz ausweiten und freut sich über Bewerbungen.

Kurz nach der Eröffnung besuchten die Ortsbeiratsmitglieder Anke Oehme, Jörg Walter und die Stadtverordnete Tina Lange (DIE LINKE) die neue Praxis und gratulierten im Namen des Ortsbeirats und der Bürger-
Innen-Initiative Fahrland mit Blumen. Jörg Walter: „‘Schöner-Leben-In-Fahrland‘ hat eine weitere Bereicherung erfahren. Einen Hausarzt braucht heutzutage jeder – ich jedenfalls habe ab sofort einen direkt im Ort gefunden.“
Guter Nebeneffekt: Infrastrukturelle Angebote im Ortsteil führen dazu, dass weniger Autos auf der B2 Richtung Innenstadt unterwegs sind, sich also der Stau verringert. Was jetzt in Fahrland noch dringend fehlt, ist eine Apotheke. Da sind sich alle einig. Dazu meint Dr. Eberth: „Ich denke, die Chancen stehen jetzt besser – mit zwei Ärzten und der großen Einwohnerzahl sollte es sich für eine Apotheke wirtschaftlich rentieren, sich hier anzusiedeln. Natürlich müssen sich dazu Investoren und Stadt/Ortsbeirat einigen, damit geeignete Gewerbeflächen so bald wie möglich zur Verfügung gestellt werden können. In diesem Zusammenhang müssen auch Apotheken auf ihre Niederlassungswilligkeit abgefragt und dann mit günstigen Konditionen angelockt und gebunden werden.“ Auch die Zahnarztpraxis und ihre Patienten würden von einer Apotheke in der Nähe profitieren.

Ein herzliches Willkommen im Namen der BürgerInnen-Initiative und des Ortsbeirats Fahrland. Fotos: sk

Genau so soll es sein

Wer sich jetzt noch fragt, was eigentlich aus dem Traum mit dem Job als Schiffsarzt geworden ist: Bis Ende Dezember 2019 hatte Dr. Eberth tatsächlich alle nötigen Scheine von der Seediensttauglichkeit bis zum Englisch-Zertifikat in der Tasche.
Dann teilte man ihm mit, dass die erste Seereise wegen einer Warteliste erst in zwei Jahren starten könnte. Aber da hatte sich Dr. Eberth sowieso schon für das Abenteuer vor Ort entschieden: „Ich bin sehr froh darüber, hier in meinem Heimatdorf Fahrland eine Praxis eröffnet zu haben. Von meinen Patienten bekomme ich so viel zurück. Jetzt kann es richtig losgehen. Ich freue mich sehr darauf!“
Möglicherweise war die Entscheidung auch im Hinblick auf die spätere Corona-Pandemie und deren Folgen für den Kreuzfahrttourismus eine weise.

sk

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