Wie ein Abiturient das Kämpfen erlernt
Der Kultur- und Sportclub 2000 Neu Fahrland e.V. hat seit Anfang Februar einen neuen ehrenamtlichen Vorstand. Vorsitzender ist Kay Heise, der unterstützt wird von Thomas Böhme und Anja Modrach. Das neue Dreiergespann möchte den beliebten Verein sportlich und kulturell weiter aus- und aufbauen. Eines der sportlichen Herzstücke des Vereins ist die Kampfsportabteilung 360 Grad MMA, die Kay Heise seit 2018 als erfahrener Kampfsportler selbst leitet.
Seit etwa einem Jahr gibt es in dem breiten Angebotsspektrum des Vereins zwei Kampfsportarten: MMA (Mixed Martial Art) und BJJ (Brazilian Jiu-Jitsu), letzteres wird sogar für Kinder angeboten. MMA ist eine Mischung aus Techniken vieler Kampfsportarten. Was die Kampfsportkurse bei Kay Heise so besonders machen? „Die Kameradschaft, der Respekt, die Disziplin und die Fortgeschrittenen, die bei den Neuen mitmachen, damit sie mehr Training bekommen. Geredet wird nicht viel, dafür umso härter trainiert. Alle Alltagsprobleme, die einen plagen, schwinden nämlich dahin, wenn einem die Luft ausgeht“, grinst Heise verschmitzt.
16-Jähriger fällt auf
Schon nach den ersten Trainingseinheiten, die im Juni 2018 angeboten wurden, war das Interesse groß, und es fanden sich schnell viele junge Männer und Frauen, die sich im MMA versuchten. Darunter auch Lukas Karl, ein schlanker, großgewachsener junger Mann, der zurzeit die elfte Klasse besucht und auf dem Weg zum Abitur ist. Lukas Motivation und Trainingserfolge waren deutlich über denen der anderen FreizeitsportlerInnen. Aus diesem Grund nahm Heise, der den Kurs selbst leitet, den damals 16-Jährigen etwas mehr unter seine Fittiche.
Kein Kampf, doppeltes Training
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich motivierte Athleten mit anderen im sportlichen Wettkampf messen wollen, und so war es nur eine Frage der Zeit, wann Lukas seinen ersten offiziellen Kampf bestreiten würde. Dieser sollte eigentlich im Dezember 2018 stattfinden, fiel aber aus. Der nächste Termin sollte dann im März sein. Aufgrund der naheliegenden Termine, beschlossen Lukas und sein Trainer, die laufende Vorbereitungszeit nicht zu unterbrechen und bis zum Kampftermin im März das hohe Trainingspensum aufrecht zu erhalten.
„Nicht selten wollte Lukas das Training abbrechen, weil er einfach kaum noch konnte, aber seine Motivation war doch zu groß“, erinnert sich Heise.
Zwölf Wochen Vorbereitungsphase, jeden Tag Training, jeden Tag Diät halten, jeden Tag bis ans Ende seiner körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit gehen – nicht nur für den mittlerweile 17-Jährigen eine enorme Leistung.
Sieger trotz unentschieden
Seit seinem ersten Training Anfang Juni letzten Jahres ist nicht viel Zeit vergangen, doch die Entwicklung von Lukas hat riesen Sprünge gemacht, lobt ihn sein Trainer.
Der Kampf in der Gewichtsklasse bis 77 kg vor ausverkauftem Haus im Volkspark in Halle an der Saale gegen den zwei Jahre älteren und wesentlich erfahreneren Gegner versprach sehr spannend zu werden. Die besprochene Kampfstrategie war, sich nicht auf einen offenen Schlagabtausch einzulassen und seinen Gegner so schnell wie möglich zu Boden zu bringen – was zumeist sehr gut gelang. Am Ende hieß es unentschieden – ein großer Erfolg für Lukas.
Auch die anderen Sportler haben sich am Rand des Ringes den Kampf, der über zwei Runden zu je fünf Minuten Dauer ging, angesehen und die Leistungen beider Sportler mit Applaus begleitet. „Wir sind Sportler durch und durch und als solche verhalten wir uns auch. Wir respektieren und achten die Leistung der anderen Sportler – insbesondere unserer Gegner –, das ist für uns oberstes Gebot“, betont Weise die Philosophie der Athleten.
Lukas will mehr, braucht aber Unterstützung
„Ich mache weiter, ich will mehr!“, waren Lukas erste Worte nach dem Kampf, erzählt Trainer Weise weiter. „Trotz des Altersunterschieds war Lukas seinem Gegner konditionell und mental überlegen. Es hat mich sehr überrascht, wie fokussiert und konzentriert Lukas am Tag des Kampfes trotz der vielen Eindrücke und Reize war, die auf ihn einströmten.“
Schon in der Amateurklasse ist diese Sportart – wie viele andere auch – eine, in die investiert werden muss. Neben der Motivation des Athleten braucht es auch finanzielle Unterstützung von außen. Trainingslager, Betreuer, Materialien, Wettkampfteilnahme und Anreisen kosten viel Geld. Geld, das ein junger Schüler nicht hat. So ist auch Lukas auf Sponsoren und Unterstützung von Dritten angewiesen.
Das große Talent von Lukas ist am Wettkampfabend allen aufgefallen. darunter auch einigen Offiziellen, die den Trainer nach dem Kampf auf das junge Talent ansprachen. Wer weiß also, wohin der Weg den jungen Lukas noch führen wird – wir werden es beobachten.
Am 15. Juni 2019 wird Christin Siegmund ihren Debütkampf in Berlin gegen eine wesentlich erfahrenere Gegnerin aus Frankreich bestreiten. Wir drücken ihr die Daumen. sts