Ein Blick zurück und nach vorn vom Groß Glienicker Ortsvorsteher Winfried Sträter

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

im vergangenen Jahr habe ich immer wieder gedacht: Eigentlich kann es doch nicht wahr sein, dass sich so viel Wut in unserem Land entlädt. Plötzlich wird unsere Demokratie zu einer bedrohten Ordnung, und Europa droht auseinanderzufallen. Und das in einer Zeit, in der die Wirtschaft floriert, die Arbeitslosenzahlen sinken und die Löhne nach viel zu langer Zeit wieder steigen. Offenkundig hat eine so tiefe Verunsicherung unsere Gesellschaft(en) erfasst, dass auch eine gute wirtschaftliche Lage nicht beruhigend wirkt.
Die Digitalisierung verändert das Leben in einem Tempo, das die Gesellschaften weltweit überfordert. In der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts war es ähnlich: Vertraute Zusammenhänge des Lebens lösten sich auf, wirtschaftlicher Druck kam hinzu, und im Ergebnis wuchs ein enormes Aggressionspotential heran, das sich in einem zerstörerischen Nationalismus entlud. Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber vergleichbare Gefahren sind nicht von der Hand zu weisen.

  
In Groß Glienicke sind wir natürlich Teil dieser Welt, aber in einem überschaubaren Raum, den wir selber mitgestalten können. Und das ist vielleicht nicht das Schlechteste in so einer Zeit. Einen Ort mitgestalten zu können: das ist für mich als Ortsvorsteher eine große Motivation, mich einzusetzen. Und vielen ehrenamtlich engagierten Menschen bei uns geht es erkennbar genauso. Sonst hätten wir nicht ein so vielfältiges gesellschaftliches Leben in Groß Glienicke.

  
Wenn ich auf das letzte Jahr zurückblicke, war natürlich nicht alles eitel Sonnenschein. Buchstäblich: Wir hatten einen viel zu trockenen Sommer, aber ausgerechnet an dem einen Samstag, als wir das Dorffest mit einer besonderen Zugabe feierten, spielte das Wetter nicht mit. Das abendlich Public Viewing des Fußball-WM-Spiels Deutschland-Schweden fiel buchstäblich ins Wasser. Die Unverdrossenen tanzten dann durchnass, aber wild vor Freude, als in letzter Sekunde der 2:1-Siegtreffer fiel (mich eingeschlossen), aber die Freude war bekanntlich nur von kurzer Dauer.
Haben wir etwas erreicht für unseren Ort? Ja: Wir haben endlich für die Kinder und Jugendlichen einen Bolzplatz erhalten. Hinter den Supermärkten können sie ungestört spielen, was ihnen beim Kleinspielfeld am Sportplatz verwehrt wurde. Das war für mich der größte Erfolg, weil wir fast so lange, wie ich im Ortsbeirat sitze (seit 2003), darum gekämpft haben. Und dann der kleine Fortschritt, der aber auch wichtig war: der Gehweg am besonders gefährlichen nördlichen Abschnitt des Triftweges.

  
Und der Uferkonflikt? Wir brauchen Geduld und Augenmaß. Das erste Gerichtsurteil hat die Entscheidung für den öffentlichen Uferweg bestätigt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Gern hätte ich einen Erfolg bei meinen Bemühungen um eine gütliche Einigung zwischen einem Ufereigentümer und der Stadt vermeldet, aber leider haben wir die Einigung über das Wegerecht nicht erzielt. Es bleibt wohl nur der lange Weg der juristischen Durchsetzung des Wegerechts. Oder? Ich bin und bleibe bereit, Einigungen zu vermitteln.
Der schönste Erfolg in Sachen Ufer ist der neue Zugang von der Dorfstraße, gesäumt durch die Skulpturengruppe „Uferspaziergang“ von Regina Görgen und Agnes Handschug. Durch die unermüdliche Arbeit von Birgit Malik nimmt der Ufer-Kultur-Weg immer mehr Form an. Der Uferweg ist ein Spazierweg und noch etwas mehr, er soll ein Gewinn und eine Freude für uns alle sein: das ist die Botschaft.

  
Und wer vom Uferweg zur Kirche geht, sieht einen weiteren spektakulären Fortschritt bei der Restaurierung dieses ältesten und bedeutendsten Bauwerks unseres Ortes: Nachdem der Putz abgeschlagen wurde, kann man jetzt wieder das alte Mauerwerk sehen, das 13. Jahrhundert und darüber die Aufstockung im 17. Jahrhundert. Hier ist – namentlich vom Vorsitzenden des Gemeindekirchenrats, Burkhard Radtke – tolle Arbeit geleistet worden. Sehr zu Recht wurde er in Potsdam für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.
Wenn man nur diese Beispiele nimmt, hat es im vergangenen Jahr in unserer Groß Glienicker Welt – neben den Ärgernissen etwa mit der Busverbindung in die Potsdamer City – eben auch viel Erfreuliches gegeben. Dank der vielen Engagierten! Und da wünsche ich mir für das neue Jahr: weiter so! Und, nicht zuletzt, Ruhe und Gelassenheit, wenn die ganz sicher aufgeregten Wahlkampfzeiten kommen.
Ihnen alle guten Wünsche, Gesundheit und Freude im neuen Jahr!

Winfried Sträter, Ortsvorsteher Groß Glienicke