Die Freiwillige Feuerwehr in Uetz-Paaren freut sich auf den Wasseranschluss und ein gutes Einsatzfahrzeug

Brennendes Feld bei Satzkorn (August 2019)

Alarm bei der Freiwilligen Feuerwehr: Die Kameraden streifen sich die Uniform über, springen in das rote Feuerwehrauto und rasen zur Potsdamer Autobahnabfahrt Potsdam Nord. Nur wenige Minuten braucht das Löschfahrzeug der Uetzer Feuerwache bis zum Unfallort auf der A10. So schnell ist keine andere Feuerwehr zur Stelle, denn Uetz liegt direkt an der Autobahn.
Als der Rettungswagen mit den Kameraden der Alarmeinheit Nord-West und die Berufsfeuerwehr aus der Potsdamer Hauptwache eintreffen, haben die Retter aus Uetz und Paaren die Unfallstelle bereits gesichert und Erste Hilfe geleistet.

Einsatz auf der Autobahn

„85 bis 90 Prozent unserer Einsätze finden auf der Autobahn statt“, erklärt Manuela Mentzel. Gemeinsam mit 21 Bürgern aus der Potsdamer Doppelgemeinde Uetz-Paaren gründete sie im Oktober 2016 den Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Uetz-Paaren. „Um die Ortswehr wieder aufzubauen und damit auch die Sicherheit für die Menschen und Gebäude des Ortsteils zu erhöhen, wurde ein Umdenken notwendig!“, sagt Mentzel, „denn Unterstützung, Wertschätzung oder gar finanzielle Hilfe haben die engagierten ehrenamtlich arbeitenden Männer und Frauen vorher so gut wie keine bekommen.“ Heute hat der Förderverein schon 45 Mitglieder, beachtlich bei einer Doppelgemeinde mit nur ca. 440 Einwohnern. Auch Potsdamer, Satzkorner, Bornstedter, Kleinmachnower und Nauener sind dabei.

Unfall auf der B273 (Februar 2019)

Eine Feuerwache ohne Wasseranschluss

Kaum zu glauben, dass das Feuerwehrhaus im Uetzer Dorfkern 2020, dreißig Jahre nach der Wende, noch immer nicht an Wasser und Abwasser angeschlossen ist. Nach einem Einsatz waschen sich die Feuerwehrleute ihre Hände mit Wasser aus einem Kanister und sammeln das Abwasser in einem anderen – eine kleine Anlage, natürlich Marke Eigenbau. In der Doppelgarage, die mit viel Fleißarbeit und privaten finanziellen Mitteln der Uetzer und Paarener hergerichtet worden ist, parken das Tragkraftspritzenfahrzeug „TSF-W“ und der kleine Mannschaftstransportwagen. Eine Sofaecke mit einem ganz eigenen, aber persönlichen Charme im hinteren Bereich der Garage dient als Mannschaftsraum.

Die Vorstandsvorsitzende des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Uetz-Paaren e.V. Manuela Mentzel und der Ortswehrführer Dennis Kroop. Foto: sk

Falls die Kameraden zur Toilette müssen, brauchen sie einen Schlüssel für den Gemeinderaum des Ortsbeirats im Nachbarhaus und dürfen dort „ein nostalgisches Klo aus tiefsten DDR-Zeiten“ nutzen. „Zahlreiche Vorschläge der Kameraden zur Lösung des Anschlussproblems in der Wache wurden vom Verwalter des Objekts, dem Kommunalen Immobilienservice (KIS), zwei Jahre lang einfach ausgesessen und verkompliziert. Es ist nur schwer nachvollziehbar, wie schwerfällig sich ein so unkompliziertes Problem gestalten kann“ findet Manuela Mentzel, „Wir kommen uns vor wie Bittsteller. Dabei werden durch den ehrenamtlichen Einsatz der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren staatliche Aufgaben wahrgenommen, um Leben und Sachwerte zu retten und zu schützen!“ Neben Verkehrsunfällen und Hausbränden müssen die KameradInnen z.B. auch zu Wald- und Böschungsbränden ausrücken oder beim Hochwasserschutz helfen. Damit übernimmt auch die Freiwillige Feuerwehr Uetz-Paaren im ländlichen Raum wichtige gesellschaftliche Aufgaben.
Endlich hat die Stadtverwaltung eingelenkt. So erhielt die Ortswehr und der Förderverein nun die Zusage, dass im hinteren Bereich der Wache ein Sanitärraum mit Waschbecken, Dusche und WC noch in diesem Jahr eingebaut werden soll. Manuela Mentzel: „Wir freuen uns sehr und sind insbesondere der Sozialbeigeordneten Frau Brigitte Meier und dem Leiter der Potsdamer Berufsfeuerwehr Herr Ralf Krawinkel sehr dankbar für die Unterstützung bei der Lösung dieses Problems.“

Wohnungsbrand in Fahrland (März 2019)

Ein Fahrzeug, was den Anforderungen gerecht wird

Auch bezüglich des zu kleinen Einsatzfahrzeugs gibt es konkrete Hoffnung auf Besserung. Das Löschfahrzeug (TSF-W) verfügt nicht über die notwendige Technik (Rettungsgerät) z.B. zum Freischneiden von Blechschäden bei einem Autounfall. Bisher musste deshalb immer die Satzkorner oder Fahrländer Wehr mit ihren entsprechenden Geräten unterstützen.
In diesem Jahr soll es nun soweit sein: Weil die Satzkorner Feuerwehr ein noch besseres Löschgruppenfahrzeug bekommt, übernimmt Uetz das „LF 8/6“ aus Satzkorn. Dieses hat eine fest eingebaute Pumpe und das dringend benötigte Freischneidewerkzeug an Bord. Die Fahrzeughöhe ist gering genug, um in das Uetzer Gerätehaus zu passen, aber groß genug für mehr Sicherheit im Einsatz.
Bei den Einsätzen und Schulungen arbeiten die Wehren aus Satzkorn, Fahrland, Marquardt und Uetz-Paaren eng zusammen. Sie bilden zusammen die oben erwähnte Alarmeinheit „Nord-West“. Bei Unfällen mit Personenschäden werden alle vier Wehren gleichzeitig alarmiert. Die Einsatzbereitschaft an normalen Werktagen tagsüber ist aber oft nicht gegeben, denn die meisten aktiven Kameraden arbeiten anderswo.

Schulung in der Wache (Oktober 2019)

Bewegte Geschichte

Neben der bislang fehlenden Unterstützung durch die Stadt gibt es eine zweite Ursache, weshalb die Uetz-Paarener Feuerwehr immer hintenanstand. Ab 2010 war Horst Lindemann der einzige Feuerwehrmann in der Doppelgemeinde. Es gab einfach zu wenig Interesse für das Ehrenamt. Als die kommunalen Investitionen für die kommenden Jahre geplant wurden, hatte Uetz-Paaren keine aktive Feuerwehr und ging deshalb leer aus.
Im März 2015 übernahm Dennis Kroop das Amt des Ortswehrführers. Ausgebildet und im Einsatz war er vorher in der Bornstedter Freiwilligen Feuerwehr. Mit sieben Mann baute Kroop die Freiwillige Feuerwehr im Ort neu auf.
Mit sehr viel ehrenamtlichem Engagement ist es gelungen, eine aktive Ortswehr mit derzeit 16 Feuerwehrkameraden aufzubauen. Die Initiatorin des Fördervereins, Manuela Mentzel, die im Hauptberuf im Bereich des Brand- und Katastrophenschutz des Landes Brandenburg tätig ist, weiß, wie wichtig eine funktionierende Feuerwehr vor Ort für die Rettung von Leben und Sachwerten sein kann. „Männer und Frauen, die in der Hilfe für andere Menschen ihre eigene körperliche und seelische Unversehrtheit riskieren, haben Anspruch auf unsere Hilfe und Unterstützung. Sie stehen daher im Mittelpunkt unseres Fördervereins.“
Einig sind sich Mentzel und Kroop auch darüber, was die Feuerwehr für das Zusammenleben im Dorf bedeutet. „Wir machen das, weil wir helfen wollen und merken immer wieder, wie wir gebraucht werden“, sagt Dennis Kroop über sein Team. „Viele von uns sind Familienväter und engagieren sich in ihrer Freizeit für die Feuerwehr.“ Und Mentzel ergänzt: „Die Familien müssen das mitleben und aushalten, denn wenn morgens um vier der Piper klingelt, sind alle wach und hoffen, dass auch dem eigenen Partner nichts passiert!“ Wichtig ist Kroop, den familiären Zusammenhalt unter den Kameraden und im Dorf zu bewahren und zu fördern: „Wir sind immer füreinander da. Ein bisschen Seelsorge ist auch dabei. Denn es kommt auf jeden Einzelnen an!“

Der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr (September 2017). Fotos: FF Uetz-Paaren

Was kommt

Wenn die Beschränkungen wegen der Covid19-Pandemie wieder aufgehoben sind, werden sich die Feuerwehrkameraden wieder regelmäßig zu den Ausbildungsdiensten zusammenfinden. Außerdem werden die Vereinsmitglieder, Kameraden und Anwohner sich wieder regelmäßig jeden Sonntag um 10 Uhr am Uetzer Gerätehaus treffen. „Wer mag, kann gerne einfach spontan vorbeikommen und auch einen Kaffee oder ein Bierchen trinken. Wir freuen uns!“
Mit den räumlichen und technischen Verbesserungen und vor allem mit dem unglaublichen Elan der Kameraden und ihres Fördervereins kann es jetzt nur noch bergauf gehen. Aktuell verjüngt sich die Einwohnerschaft von Paaren wegen einiger neu gebauter Wohnhäuser sehr. Vielleicht findet sich ja der ein oder andere, der Lust hat, bei der Feuerwehr einzusteigen?
Noch einen Wunsch haben die Feuerwehrkameraden aus Uetz und Paaren bisher kaum gewagt auszusprechen: „Eine richtige Feuerwache wie in Satzkorn oder Marquardt, statt der engen Garage – das wäre unser Traum!“

Vor der Uetzer Wache (August 2017)

sk